Glosse: Ein Sack, ihn zu knechten

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Foto: Barbara Herbst
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Der Titel lässt es erahnen: Es geht um - genau: Gartenarbeit. Ein Freund berichtete jüngst von einer Begegnung der dritten Abart in einem Baumarkt. Dorthin trug er den Laubsack zurück, den seine Frau erstanden hatte: zerrissen nach dem ersten Gebrauch (also der Sack, nicht die Frau).

Die Verkäuferin reagierte auf das gelöcherte sackus delicti mit folgendem verbürgten Satz: "Sie dürfen da kein schweres Laub reintun." Schweres Laub? War meinem Bekannten da ein Aggregatszustand von Blattwerk entgangen? Er, der sich für Geschichte interessiert, kannte den Versuch der Nazis, für eine Atombombe schweres Wasser herzustellen...
Er schaute sein Gegenüber an: War diese Frau in Wahrheit Kernphysikerin und musste wegen des Atomausstiegs umschulen? "Das steht da aber nicht drauf, dass da kein schweres Laub rein darf." Pause. Er rechnete mit allem. Vor allem der natürlichen Fluchtreaktion von Baumarkt-Mitarbeitern: aus dem Stand ab durch die Wand. Hat auch was mit Physik zu tun, nämlich der Semipermeabilität (Halbdurchlässigkeit) von Trockenbauwänden. Verkäufer sind aufgrund Schulungen in der Lage, diese Wände unsichtbar für den Kunden zu durchdringen und ganz woanders wieder rauszukommen. Ein Wurmloch quasi.
Die Dame hingegen floh nicht, sondern entgegnete: "Das weiß man doch." Es folgte ein mildes Lächeln - so wie die Mutter ein Kleinkind anlächelt, wenn es aus vollem Lauf Handstandüberschlag macht. Sie trottete zum Regal, holte einen neuen Sack raus und sagte: "Geht aufs Haus." Dann drehte sie sich zur Kollegin um und wisperte vermeintlich unhörbar: "Die Säck' sind des letzte Glump. Wer na su blöd is, sowas Lumbigs zä kaafn."