Vom Dschungelcamp ins Einkaufsparadies: Gina-Lisa Lohfink und Florian Wess versuchen sich als Gesangsduo "Barbie & Ken".
Das "Schabenteuerland", wie der "Spiegel" das Dschungelcamp verächtlich titulierte, haben sie hinter sich gelassen. Nicht lassen hingegen mögen Gina-Lisa Lohfink und Florian Wess von der Musik. Im Gegenteil: Das Duo frönt dem Disco-Dancefloor-Schlager, und der ewig Untote feiert fröhliche Urständ in deutschen Kaufrauschtempeln. Ihr Tingeltangel führt den 36-Jährigen und seine 30-jährige Gefährtin aus Nürnberg am Montagnachmittag nach Kulmbach ins "Fritz" - zum, äh... Singen. Dass nicht spontan alle Tütensuppen schal werden, liegt wohl daran, dass die luftdicht verpackt sind.
200 harren der Darbietung
Prinzessin It-Girl und Prinz Botox jedenfalls locken ein stattliches Häufchen Zuhörer hinter den Kühltheken und Kleiderständern hervor. 200 mögen es sein, die sich um die Minibühne scharen, mit sehnsuchtsstumpfer Pupille des Auftritts harrend. Beim Anblick von mindestens drei Pfund Silikon und Botox in Lippen und anderen Körperteilen der "Künstler" schleicht sich der Begriff von der künstlichen Realität in des Betrachters Oberstübchen. Ob die beiden auch über künstliche Intelligenz verfügen? Es ist jedenfalls das Treffen von Plaste und Elaste. Plastikgesicht meets Plastikmusik.
Aus den Boxen schält sich zunächst der Cover-Song "Tarzan & Jane", schon im Original nicht eben toll gesungen von der Gruppe Toy-Boy aus Dänemark. Gefolgt von "Herz an Herz", mit dem Sängerin Blümchen vor 13 Jahren in den Charts erblühte (ursprünglich hat das Lied über 30 Jahre auf der Plattenrille und spülte 1986 eine Band namens Paso Doble hoch auf die Neue Deutsche Welle).
Zwei Lieder singt das Duo. Playback. Die Stimmchen sind echt unecht. Ihre säbelt messerscharf an jeglicher Tonalität vorbei, ist ausgesprochen dünn und damit diametral entgegengesetzt zur üppig wogenden Büste, die doch tüchtig Resonanzkörper liefern könnte. Seine: undefinierbar, changierend zwischen Nebelhorn und einem tiefergelegten Daniel Kübelböck. Alles gequirlt im Mischpult-Mixer, durch den Entzerrer gejagt, gehäckselt und gedrechselt - fertig ist das "Neunziger-Revival".
Immerhin: Der Rhythmus geht in die Beine. Wenn beim Apres-Ski-Abhängen in der schweißschweren Luft einer Berghütt'n die Mucke läuft, werden Füße wippen und Gläser klirren. Im Einkaufszentrum klimpern ein paar künstliche Wimpern, dafür bellt zwischendurch ein Hund. Bellcanto ist es nicht, was Barbie und Ken kredenzen. Aber sie geben sich publikumsnah und holen zwei Jugendliche zu sich, um mit ihnen zu schwofen.
Erinnerung fürs Smartphone
Eine von ihnen, Joana aus Kulmbach, ist auch Minuten danach noch "geflashed". "Ich hab sie im Dschungel gesehen - sie sind meine Idole und in echt noch viel hübscher", haucht die 16-Jährige den Zeitungsleuten in die Blöcke. Freundin Michelle legt den Arm um die Schultern der Entrückten, fächelt ihr Luft zu.
Vor der Bühne postiert sich derweil Center-Managerin Anja Curioso Naiaretti. Auch über ihr Gesicht huscht ein Lächeln. "Ich konnte mir vorher nicht so viel vorstellen, was die hier genau machen werden. Aber so bleiben wir im Gespräch." Kaum haben Gina-Lisa und Florian das letzte Autogramm gekritzelt, geht es zum Flieger nach Dortmund, ins nächste Einkaufsparadies...
Freundschaft zwischen Liane und Gerichtssaal
Für alle, die mit den Namen nichts anzufangen wissen: Gina-Lisa Lohfink machte 2008 als Kandidatin mit Schnodderschnauze bei der höchst verzichtbaren Sendung "Germany's Next Topmodel" von sich reden. Ernst wurde es für sie im Sommer vergangenen Jahres: Die Hessin bezichtigte zwei Männer der Vergewaltigung. Ein Amtsgericht in Berlin verurteilte aber
sie am Ende - und zwar wegen falscher Verdächtigung.
Während der langen Zeit des Prozesses immer an ihrer Seite: Florian Wess, nach eigenen Angaben Model, DJ und Entertainer. Der bekennende Schwule aus Fulda war mal kurz verheiratet mit einer Transsexuellen, ehe er den einstigen Film-Beau Helmut Berger ehelichte. Die Trennung erfolgte, als der durchgeknallte Österreicher für eine Dokumentation vor laufender Kamera masturbierte. Dass sich sein Partner derart öffentlich einen von der Palme schüttelte, legte bei Florian Wess offenbar den Schluss nahe, für RTL im Januar in den gefürchteten Palmenhain ziehen zu müssen. Natürlich mit Gina-Lisa.
Autogrammjäger vor!
Die Fans waren begeistert und holten sich fleißig Autogramme. So auch die Schwestern Julia (17) und Svenja Kaluz (13) aus Kulmbach, die die Stars durch das Dschungelcamp kennen. Die Lieder haben sie vorher noch nicht gehört, deshalb kamen sie ins Kulmbacher Einkaufszentrum. Anne Drechsler (15) aus Kulmbach kam besonders wegen Gina-Lisa Lohfink, obwohl sie beim Dschungelcamp noch ein großer Fan von Florian war. "Ich finde die beiden einfach lustig." Ihre Freundin Susanne Probst (15) aus Kulmbach hörte die Lieder zum ersten Mal und war begeistert. Lea Stenglein (16) aus Burghaig verfolgte das Dschungelcamp zwar nur nebenbei, kam aber dennoch vorbei. "Ich wollte es mir einfach anschauen", meinte sie und holte sich bei der Gelegenheit ein Autogramm.
Ganz zufällig am Ort des Geschehens war Elias Trambauer (16) aus Wirsberg, der die beiden Stars gar nicht kennt. "Von den Liedern habe ich kaum etwas verstanden und ich hole mir wahrscheinlich auch kein Autogramm", lautete seine Aussage. Fabian Pausch (20) aus Hutschdorf machte dagegen gerne ein Foto mit Gina-Lisa und Florian. Auch Marie Schirmer (13) aus Mainleus und Isabella Otte (14) aus Kasendorf waren begeistert: "Wir haben immer Dschungelcamp geschaut und wollen unbedingt ein Autogramm."
Sarina Rosenbusch
Letztlich kann man über die beiden denken wie man will.
Sie(die Stars) und die Zuhörer sind beides Opfer einer mediengesteuerten Gesellschaft.
Den Dschungel zu verteufeln ist ebenso ein mediales "mit dem Strom schwimmen."
Man könnte es auch einfach als Trash-Format akzeptieren und schweigen, aber dann wäre man nicht bei der "klugen Mehrheit" dabei.
Und das wollen ja alle! Zumindest denken viele es sei so......
Endlich ein Zeitungsbericht, der mit Herz geschrieben ist und nicht von Schmalz tropft. So einen ehrlichen Bericht wünsche ich mir mal von der Kulmbacher Stadtratssitzung. Weiter so Jochen Nützel.
Das Ereignis des Jahrhunderts. Fragen über Fragen. Wer sind Lohfink und Wess, muss man diese Beiden kennen? Wie ist deren IQ ? Was haben die beiden bisher geleistet?Armes Deutschland - wer schaut zu solchen Leuten auf.