Giftige Gedanken

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Marga Schramm und die anderen Ehrenamtlichen der Tafel in Kulmbach haben noch nie jemanden mit leeren Händen weggeschickt. Dennoch stoßen manche Menschen immer wieder eine Neid-Debatte an.
Marga Schramm und die anderen Ehrenamtlichen der Tafel in Kulmbach haben  noch nie jemanden mit leeren Händen weggeschickt. Dennoch stoßen manche Menschen immer wieder eine Neid-Debatte an.
Dagmar Besand

In Kulmbach leiden Menschen Hunger, und die Tafel gibt ihnen nichts, sondern verteilt alles an Ukrainer, die es gar nicht nötig haben? Wer solche Behauptungen aufstellt, erzählt nicht nur nicht die Wahrheit. Er vergiftet unsere Gesellschaft.

In Kulmbach leben Menschen, die nichts zu essen und zu trinken haben? Wenn man dem anonymen Verfasser einer E-Mail an die Kulmbacher Tafel-Vorsitzende Elfriede Höhn glauben möchte, dann verhungern bei uns Menschen, während die Tafel Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine die Lebensmittel hinterher wirft.

Der Brief, wenn man die frech hingerotzten und beleidigenden Zeilen so nennen möchte, ist Ausdruck von Hass und Respektlosigkeit - gegenüber den Hilfesuchenden und gegenüber den Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren, um anderen zu helfen. Was soll das? Keiner der fleißigen Helfer hat das verdient: Vorbereitung und Verteilung der Spenden sind ein Knochenjob. Dafür muss man sich nicht auch noch beschimpfen lassen.

Wer ist arm? Wenn wir diese Frage stellen, sprechen wir in Deutschland über relative Armut, über Menschen, die deutlich weniger Einkommen haben als der Durchschnitt. Und darunter sind leider nicht wenige, die mit einem absoluten Minimum zurecht kommen müssen. Aber: Nichts zu essen und nichts zu trinken - das gibt es bei uns zum Glück nicht.

Was es gibt, sind viele Menschen, die Lebensmittel von der Tafel gebrauchen könnten, dieses Angebot aber nicht annehmen. Das ist freilich deren Entscheidung und kein Grund, den anderen das gespendete Essen zu missgönnen.

Neiddebatten und giftige Gedanken haben noch nie etwas Positives bewirkt.

Ich war in dieser Woche bei der Tafel-Ausgabe, habe mit vielen Leuten gesprochen. Mit einem "Luxusschlitten" ist niemand vorgefahren. Aber selbst wenn jemand in ein hochwertiges Auto steigt, sollte man das Lästermaul mal zügeln. Der Schein trügt oft. Zum Beispiel: Eine Frau, die gerade Lebensmittel geholt hat und in einem Dorf im Landkreis wohnt, ist nicht heimlich wohlhabend, sondern froh, dass ein Nachbar sie fährt.