Fürs Waggerla gibt es keinen Ersatz!

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Illustration: Stefan Reinmann
Illustration: Stefan Reinmann

Eine gute Bekannte, obwohl in Franken geboren und aufgewachsen, kann generell keine Begeisterung entwickeln für den Dialekt ihrer Heimat - und verwendet dafür durchaus gerne die Bezeichnung "primitiv".

Dass ihr Sohn in der Schule sich mit dem Thema Dialekt beschäftigen soll, empfindet sie als Zumutung. "Wer braucht das schon!"

Alle. Jedenfalls alle, die wissen, dass man im Dialekt Dinge auf so unnachahmliche Weise ausdrücken kann, dass es eine hochdeutsche Entsprechung dafür einfach nicht gibt. Gut - wer "Ghengst" sagt statt "Ködnitz" oder "Marua" statt "Mainroth", erreicht wohl nichts außer maximale Verwirrung beim ortsunkundigen Zuhörer.
Aber das Bekenntnis, keinen blassen Schimmer zu haben, wo jene Ortschaften liegen, klingt doch gleich viel geschmeidiger, wenn einer dann sagt: "Wunnerwos wu des widder is!"

Manches in unserem Dialekt lässt sich schlichtweg nicht übersetzen.

Wenn einer über den anderen sagt, der sei "scho a Fregger" - dann schwingt, immerhin, ein kleines bisschen Anerkennung oder Bewunderung mit. Was bei nur annähernd ähnlichen Bezeichnungen wie Lump, Spitzbub oder Schlawiner nicht unbedingt der Fall ist.

Derartige Beispiele gäbe es noch viele. All jenen, die mit dem Dialekt auf Kriegsfuß stehen, seien nur zwei davon wärmstens ans Herz gelegt:

Kein Kosewort ist besser geeignet, ein putziges Kleinkind zu beschreiben, das unsicher dahertappend und schutzbedürftig die Welt erkundet als "mei Waggerla". Und wo es viele Worte braucht, um einen Menschen zu charakterisieren, der stets nur jammert, klagt und sich von der Welt unverstanden fühlt, kennt der Dialekt ein einziges, treffendes Wort: "Greinmeichela".