Elisa T. aus dem Kreis Kulmbach ist psychisch krank. Den Weg zurück ins Leben ebnen soll ein Assistenzhund - doch der ist teuer. Die BR bittet um Spenden.
Diese Verwerfungen der Seele kommen in Schüben, einem Erdbeben nicht unähnlich. Erst grummeln sie dumpf im Unterbewusstsein, pirschen sich nach oben, brechen schließlich hervor, um zuzupacken wie ein Raubtier, das seinen Würgegriff ansetzt und nicht mehr von seinem Opfer ablässt. Dann schlägt bei Elisa T. (Name geändert) der Seismograph an. Aus Furcht wird Angst, aus Angst Panik. Ein Gefühl wie im U-Boot auf Feindfahrt ergreift Besitz von ihr. Sie würde gerne abtauchen - aber wohin, wenn sie an der Supermarktkasse steht oder beim Arzt im Wartezimmer sitzt?
Die 46-Jährige aus dem Landkreis Kulmbach lebt ständig mit - und in - dieser Sorge. "Posttraumatisches Belastungssyndrom" (PTBS) lautet die Diagnose; damit sind vor allem Kriegsheimkehrer geschlagen wie etwa US-Soldaten, die in Afghanistan oder im Irak gekämpft haben. Aber eine Bauzeichnerin?
Es beginnt im Elternhaus
Der "Krieg" bei Elisa T. beginnt ausgerechnet im angeblich geschützten Raum: zu Hause, im Elternhaus. Sie selbst skizziert es so: "Die Kindheit war geprägt von ständiger Angst vor Gewalt." Sie spricht explizit von sexuellem Missbrauch. Die Folge: Sie muss dauerhaft in psychotherapeutische Behandlung. Doch auch hier, wo sie sich Hilfe erhofft, erfährt sie wieder Gewalt. "Ich erlebte leider im Erwachsenenalter eine Retraumatisierung durch die Zwangsbehandlung in der Psychiatrie."
Das doppelte Trauma ihres Lebens begleitet sie auf Schritt und Tritt. Ihren Beruf in einem Baubüro kann die 46-Jährige nicht mehr ausüben; die Krankheit hat ihr einen Behinderungsgrad von 70 eingebracht.
In Alltagssituationen kommt sie schnell an Grenzen, die unüberwindbar scheinen. Das setzt sich im Schlaf fort. "Nachts habe ich oft Alpträume und tagsüber Flashbacks. Hier durchlebe ich die Traumata erneut. Mein Körper zeigt das durch Herzrasen, Schweißausbrüche, Zittern. Manchmal dauert es Stunden, bis ich mich von der Angst lösen und beruhigen kann. Dies empfinde ich als große seelische Belastung. Hinzu kommen Dissoziationen. Bei zu großem Stressempfinden ,klinke' ich mich aus. Ich habe rückblickend an diese Situationen keine Erinnerung mehr. Diese Blackouts können mehrere Stunden anhalten und verunsichern mich zusätzlich."
Den Teufelskreis durchbrechen
Ein Ausweg aus der Teufelsspirale? "Ganz klar: ein Hund", sagt Elisa T. mit fester Stimme. "Er könnte diese Abläufe durchbrechen, indem er mich nachts aufweckt und das Licht anschaltet." Tagsüber, wenn sie in einer ihr unheimlichen Situation in ein schwarzes Loch fällt, könnte er den Kreislauf beenden, indem er die Situation buchstäblich wittert und sein Frauchen aus dem bizarren Perpetuum mobile löst.
Solche Assistenzhunde für PTBS-Patienten gibt es. Sie sollen Betroffenen die nötige Sicherheit im täglichen Leben vermitteln. Ausgebildet werden diese besonderen Vierbeiner unter anderem in Kronach, genauer gesagt bei der Arbeitsgemeinschaft Mantrailing - Rettungshundestaffel & Therapiehundezentrum. Sie ist nach eigenem Bekunden die einzige Organisation im deutschsprachigen Raum, die sowohl von der European Association for Animal Assisted Therapy (ESAAT) akkreditiert als auch von der Animal Assisted Intervention International (AAII) zertifiziert ist.