Flutgedanken oder: Wat nu, Orleans?

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Der Deutsche ist ein komisches Wesen; korrekt ist er, bis ins letzte Satzglied. Und weil er es immer so hundertprozentig nimmt, gerät er manchmal ins Schleudern. So geschehen bei ausländischen Ortsnamen.

Nachdem es in Teilen Australiens nach neun Jahren Dürre wie blöde angefangen hat zu regnen, fühlen sich deutsche Reporter bemüht, in Sachen Wassermassen Vergleiche zu Wirbelsturm Katrina zu ziehen, der vor Jahren über New Orleans hereinbrach und einen ganzen Landstrich versenkte.

Aber hätte uns Katrina damals nicht den Gefallen tun können und über Texas brausen? Das hätten wir alle unfallfrei rausgebracht. Im Bemühen aber, der - englischen! - Aussprache der Dixieland-Metropole so nahe wie möglich zu kommen, höre ich Karen Miosga in den Tagesthemen von "Nju Oaarlinsss" flöten; das ZDF um Klaus Kleber hingegen gibt mir zu verstehen, dass es doch "Nu Orliiiiiins" heißt. Eine Flut von Sprechweisen schwappt an mein Ohr.
Und mein Hirn ersäuft darin.

Wie hübsch selbstverständlich aus ihrer Sicht redeten englische Sportreporter von "Baväria Munich", als es jüngst um die Münchner Bayern im Londoner Endspiel ging. Bevor sich der Brite die Blöße gibt, ein verkauderwelschtes "Mjünnchän" über die Lippen pressen zu müssen, lässt er es sein.

Apropos Sportreporter: Leider hat auch in dieser Kaste die politische Korrektheit obsiegt. Wenn es im Fußball gegen "Oranje" geht, spricht der Germane am Mikro vom "Gegner Niederlande". Und hat kein Ohr, so wie es Martin Luther einst forderte, für das Volk, dem man doch aufs Maul schauen soll. Völlig inkorrekt, dafür einfach nur verständlich singen die Fans: "Ohne Holland fahr'n wir zur WM." Na also, geht doch!