Die Melkendorfer Feuerwehr hat ihr Fahrzeug in eine rollende Plakatwand verwandeln lassen. Damit möchte sie mehr Menschen für den aktiven Dienst begeistern.
Für andere Menschen da sein, Leben retten, in Notsituationen kompetent Hilfe leisten - das möchte Lea Berthold in ihrer Freizeit am liebsten tun. Die 17-Jährige ist deshalb Mitglied bei der Feuerwehr
Melkendorf geworden. Sie ist eine von derzeit drei Frauen in der Wehr. Demnächst beginnt sie ihre Ausbildung zum Truppmann. "Danach kann ich dann auch bei Einsätzen dabei sein, nicht nur bei Übungen."
Mit 16 trat Lea bei der Feuerwehr ein und folgte damit dem Beispiel ihres Vaters. Vorsitzender Torsten Grampp und Kommandant Christopher Stübinger würden sich über mehr Frauen wie sie in ihren Reihen freuen - und auch über mehr Kinder und Jugendliche.
"Aktuell haben wir noch keine personellen Nöte, aber wir müssen unseren Nachwuchs sichern", sagt Grampp. Und dafür macht der Verein jetzt Werbung. Nicht kleckern, sondern klotzen, ist dabei das Motto: Das im Frühjahr vergangenen Jahres neu in Dienst gestellte Einsatzfahrzeug "Florian Melkendorf 44/1" wurde mit professioneller Hilfe in eine rollende Plakatwand verwandelt - ein echter Hingucker.
Rugendorfer Aktion ist Vorbild
Die Melkendorfer nahmen sich für dieses Projekt die Feuerwehr Rugendorf zum Vorbild, die 2015 ein Fahrzeug mit großformatigen Werbeplakaten hat bekleben lassen - mit durchaus spürbarem Erfolg, so stellvertretender Kommandant Franz Schnaubelt auf Nachfrage der BR. "Seit unseren ersten intensiven Bemühungen, Mitglieder zu werben, haben wir bei den Aktiven einen Zugang von zehn Personen zu verzeichnen, von denen leider zwei wieder aufgehört haben. Im Bereich der fördernden Mitglieder haben wir im selben Zeitraum acht Mitglieder gewinnen können."
Die Zahlen könne man sicher nicht allein auf die Fahrzeuggestaltung zurückzuführen, denn die sei nur eine von mehreren Maßnahmen zur Mitgliederwerbung. "Es ist wichtig, dass wir der Bevölkerung immer wieder zeigen, dass Feuerwehrarbeit eine sinnvolle Freizeitgestaltung ist. Für uns ist Feuerwehrarbeit eine Berufung: Wenn wir helfen können, machen wir das auch."
Ihr Einsatzfahrzeug mit Werbung zupflastern - das darf die Feuerwehr normalerweise nicht. In eigener Sache ist das allerdings etwas anderes. Die Melkendorfer holten sich dafür einerseits die Erlaubnis der Stadt, die das Tragkraftspritzenfahrzeug für knapp 100 000 Euro gekauft hat, und andererseits die Zustimmung des Landesfeuerwehrverbands, dessen Plakatmotive sie für die Imagewerbung nutzen wollten.
Bernd Kugler, Maschinist der Melkendorfer Wehr und Initiator der Aktion: "Wir haben uns drei aussagekräftige Motive ausgesucht, die unsere Anliegen gut rüberbringen."
Aufruf richtet sich an alle
Die Fahrzeugrückseite ruft: "Frauen zur Feuerwehr!", die rechte Fahrzeugseite appelliert an Familien mit Kindern: "Mach dein Kind stolz." Das Plakat auf der linken Fahrzeugseite richtet sich an alle, die möchten, dass die Feuerwehr auch in Zukunft zur Stelle ist, wenn sie gebraucht wird. Neben einem Feuermelder steht zu lesen: "Stell dir vor, du drückst, und alle drücken sich. Keine Ausreden! Mitmachen!"
Ohne Sponsoren wäre die Aktion für die Feuerwehr schwer zu verwirklichen gewesen. Dankbar ist die Feuerwehr-Führungsriege deshalb der Melkendorfer Firma KuuK Media, die die Umsetzung für den guten Zweck kostenlos übernahm. Die Motive aufs Fahrzeug zu bringen, ist aufwendig. "Wir haben die Daten in Plakatgröße als Pdf bekommen und entsprechend vergrößert", erläutert Daniela Dittrich von KuuK Media. Dann wurden sie im Format von 1,80 mal 1,20 Meter auf Folie gebracht und schließlich auf die Fahrzeugflächen geklebt.
Das Ergebnis ist beeindruckend: "Bei unseren ersten Fahrten haben sich schon viele Köpfe nach uns umgedreht", sagt Bernd Kugler. "Auffallen tut's auf jeden Fall. Jetzt hoffen wir natürlich, dass sich möglichst viele Leute auch tatsächlich angesprochen fühlen."
Aktuell sind rund 25 Aktive bei der Melkendorfer Wehr, "aber in den nächsten Jahren fallen aus Altersgründen einige aus, denn mit 63 ist Schluss mit dem aktiven Dienst", so Torsten Grampp. Er selbst gehört zur Riege der Jungen und hat schon früh Verantwortung in der Feuerwehr übernommen. Der 25-Jährige ist schon seit fünf Jahren Vorsitzender des Vereins.
Die Jüngsten begeistern
Eine Jugendfeuerwehr gibt es bislang in Melkendorf noch nicht, dafür jedoch eine Kinderfeuerwehr, die Daniela Liebig leitet. Einmal im Monat treffen sich acht bis zehn Kinder ab acht Jahren samstags kurz nach 15 Uhr. "Wir beschäftigen uns spielerisch mit allem, was die Feuerwehr für Kinder spannend macht", erzählt Daniela Liebig.
Das Einsatzgebiet der Melkendorfer Feuerwehr beschränkt sich nicht nur auf den eigenen Ortsteil: "Wir sind auch zuständig für Burghaig, Seidenhof und Mangersreuth", so Kommandant Stübinger. Durchschnittlich 15 bis 20 Mal werden die Melkendorfer Feuerwehrleute zu Einsätzen gerufen, letztes Jahr waren es sogar 30. Brände sind dabei längst nicht mehr die Hauptaufgabe: "Technische Hilfeleistungen nehmen zu, vor allem bei Unfällen und Umwelteinsätzen."
Wer gerne bei der Melkendorfer Wehr mitmachen möchte, kann sich jederzeit gerne bei Torsten Grampp, Telefon 09221/690 9394, melden.