Fit im Beruf: Was tun Kulmbacher Firmen für ihre Mitarbeiter?

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"Bewegte Mittagspause": Mitarbeiter der BR-Redaktion und der Fachverlage beim Start des neuen Gesundheitsprogramms im Medienhaus Baumann. Foto: Jochen Nützel
"Bewegte Mittagspause": Mitarbeiter der BR-Redaktion und der Fachverlage beim Start des neuen Gesundheitsprogramms im Medienhaus Baumann.   Foto: Jochen Nützel
"Bewegte Mittagspause" im Medienhaus BaumannFoto: Jochen Nützel
"Bewegte Mittagspause" im Medienhaus BaumannFoto: Jochen Nützel
 
"Bewegte Mittagspause" im Medienhaus BaumannFoto: Dagmar Besand
"Bewegte Mittagspause" im Medienhaus BaumannFoto: Dagmar Besand
 
"Bewegte Mittagspause" im Medienhaus BaumannFoto: Dagmar Besand
"Bewegte Mittagspause" im Medienhaus BaumannFoto: Dagmar Besand
 
Übungsleiterin Sigrid Brehm zeigt, wie's geht.Foto: Jochen Nütze
Übungsleiterin Sigrid Brehm zeigt, wie's geht.Foto: Jochen Nütze
 
Mario Münch
Mario Münch
 
Ilona Birner
Ilona Birner
 

Die Erkenntnis, dass gesunde und zufriedene Mitarbeiter besser arbeiten, scheint sich durchzusetzen. Das beweist eine Umfrage der Bayerischen Rundschau.

Die Erkenntnis, dass gesunde und zufriedene Mitarbeiter besser arbeiten, scheint sich durchzusetzen. Das beweist eine Umfrage der Bayerischen Rundschau.Die Anforderungen, die tagtäglich an die Arbeitnehmer gestellt werden, sind vielfältig. Aber auch die Belastungen. Stundenlanges Sitzen am Computer, Schichtdienst, Heben schwerer Gegenstände oder Maschinenlärm sind sogar gesundheitsschädlich, wie zahlreiche Studien belegen. Nicht nur die Physis ist betroffen, auch die Psyche. Nach Angaben der Pronova-Betriebskrankenkasse fühlen sich fast neun von zehn Deutschen von ihrer Arbeit gestresst. Burnout ist fast schon zu einer Volkskrankheit geworden.

Laut Bundesregierung, die auf eine Anfrage der Fraktion Die Linke geantwortet hatte, summieren sich die Krankheitstage in deutschen Unternehmen und Behörden auf rund 560 Millionen. Der Schaden für die Volkswirtschaft beträgt pro Jahr über 100 Milliarden Euro.

Was tun die Firmen dagegen? Dem Ärzteblatt zufolge haben vor gut zwei Jahren nur 58 Prozent der Angestellten betriebliche Angebote zur Gesundheitsförderung nutzen können. Die Tendenz ist jedoch steigend. Die Redaktion der Bayerischen Rundschau, wo im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements das Trainingsprogramm "Die bewegte Mittagspause gestartet wurde, hat sich bei vier Unternehmen nach entsprechenden Angeboten erkundigt. Mit einem in positiver Hinsicht überraschenden Ergebnis: Alle denken auch an die Gesundheit ihrer Mitarbeiter.

Klinikum gibt i-gb-Card aus

Angebote gibt es im Klinikum Kulmbach mit der Fachklinik Stadtsteinach bereits seit mehreren Jahren, wie Geschäftsführerin Brigitte Angermann erläutert. Man sei Mitglied im Gesundheitsnetz i-gb ("Initiative - Gesunder Betrieb"). Die Mitarbeiter und Auszubildenden erhalten einen Ausweis, die i-gb-Card, mit der kostenlos oder vergünstigt vielfältige Gesundheits-, Präventions- und Entspannungsangebote genutzt werden könnten. Die Mitarbeiter der Fachklinik könnten nach Dienstschluss den Gymnastikraum kostenfrei nutzen.

Weiterhin, so Angermann, bestehe eine Kooperation mit dem Studiengang "Integrative Gesundheitsförderung" der Hochschule Coburg: "Gemeinsame Projekte sollen sich sowohl für Patienten als auch für Mitarbeiter positiv auswirken."

Fitnessstudio für einen Euro

Die Firma Münch Energie in Rugendorf, deren Kerngeschäft die Erzeugung von Eigenstrom für gewerbliche Kunden ist, spendiert ihren Mitarbeitern den Besuch des Fitnessstudios. "Wir müssen nur einen Euro pro Monat bezahlen", so Stefanie Kuhnlein, die für Werbung und Marketing zuständig ist. Außerdem weist sie auf den hauseigenen Gemüse- und Kräutergarten hin, von dem die Mitarbeiter ebenfalls profitieren: "Wir haben eine Kollegin, die auch Heilpraktikerin ist und ein Mal pro Woche ein vegetarisches Mittagessen zubereitet." Momentan müssten Gemüse und Kräuter natürlich zugekauft werden.

Geschäftsführer Mario Münch, der für sein Betriebsgebäude auch ein innovatives Büro- und Lichtkonzept umgesetzt hat, weiß, dass solche Aktionen und ein Wohlfühl-Klima dem Unternehmen zugute kommen. Und diese Erkenntnis gibt er auch auf der Firmen-Homepage weiter (siehe Zitat).

Brauerei: Schon 20 Sportkurse

Bei der Kulmbacher Brauerei ist Personalreferentin Anne Kögel für das betriebliche Gesundheitsmanagement zuständig. Seit 2016 gibt es in Kooperation mit der AOK Kulmbach und einem ortsansässigen Fitnessstudio regelmäßig verschiedene Gesundheits- und Sportangebote für die Mitarbeiter. Wie Pressesprecherin Natalia Balacka mitteilt, fanden in den vergangenen drei Jahren insgesamt über 20 Sportkurse statt - entweder in der Mittagspause oder unmittelbar im Anschluss an die Arbeitszeit. Zudem könnten die Mitarbeiter zwischen unterschiedlichen Schwerpunkten wählen. "Manche Kurse konzentrieren sich auf die Stärkung und Mobilisierung der Rückenmuskulatur, andere wiederum setzen auf Ausdauer und Kraftentwicklung", so Balacka.

Aktuell finden noch bis Mittwoch, 23. Januar, in der Brauerei die Thementage "Meine Gesundheit" statt. Dabei haben die Mitarbeiter die Möglichkeit, sich mit einem Cardio-Scan, einer Körperanalyse oder auch einem funktionellen Bewegungstest persönlich untersuchen zu lassen. Basierend auf den Testergebnissen, erhalten die Teilnehmer dann auf sie zugeschnittene Handlungsempfehlungen für den Berufsalltag oder das persönliche Fitness-Training.

Die Gesundheit der Mitarbeiter liegt auch der Firma Kneitz am Herzen. In den Wirsberger Textilwerken, so Personalleiter Udo Schneider, seien in den vergangenen beiden Jahren von der AOK bezahlte Rückenkurse mit jeweils zehn Einheiten à 60 Minuten angeboten worden. "Die Kurse wurden in zwei Schichten durchgeführt, am Dienstag von 16 bis 17 Uhr und in den Mittagspausen von 13 bis 13.30 Uhr.

d

Angebote kommen gut an

"Von den Kollegen wurde das gut angenommen." Deshalb, so Schneider, würden seit Oktober 2018 auf freiwilliger Basis weiterhin zwei Mal pro Woche Dehnübungen angeboten. "Das läuft relativ gut, 30 bis 40 Prozent der Belegschaft machen mit."

Ferner sei eine Nordic-Walking-Gruppe gegründet worden. Dieser gehörten aktuell sieben bis acht Personen an, die einmal pro Woche in der Natur unterwegs seien.

Gesundheitsförderung: Gesetzlicher Auftrag in allen Lebenswelten

Der Paragraf 20 im fünften Buch des Sozialgesetzbuches (SGB V) regelt Prävention und Gesundheitsförderung - ein gesetzlicher Auftrag für die Kranken- und Pflegekassen. Diese sollen dafür bundesweit jährlich mehr als 500 Millionen Euro investieren.

"Wir sind gehalten, in allen Lebenswelten der Menschen - also Kindergarten, Schule und Beruf - etwas für die Gesundheitsförderung und -prävention zu tun", erläutert Ilona Birner, die bei der AOK Bayreuth-Kulmbach die Angebote für Betriebe in der gesamten Region Oberfranken-Ost koordiniert.

Bei den Unternehmen sehe dies so aus, dass die AOK in Analysen ermittle, wie die Belastungen für die Arbeitnehmer aussehen und wie entsprechend geholfen werden kann. Als zweiter Schritt folge die Beratung, anschließend würden die erforderlichen Maßnahmen umgesetzt, zum Beispiel durch Trainings oder Workshops.

Die Messung der Ergebnisse finde, wenn der Betrieb dies möchte, auch in Form einer Auswertung des Krankenstandes statt. Ilona Birner betont aber, dass der Präventivcharakter Vorrang hat. "Es geht in allererster Linie darum, dass die Mitarbeiter, die noch gesund sind, auch gesund bleiben."

Auch AOK-Mitarbeiter bleiben fit

Dass sollen natürlich auch die Frauen und Männer, die bei der Allgemeinen Ortskrankenkasse beschäftigt sind. Birner: "Auch bei uns gibt es Mitarbeiterbefragungen, Trainingsmaßnahmen, Gesundheitstage, Workshops oder verschiedene Messungen - auch Gymnastik, alles natürlich auf freiwilliger Basis. Aus solchen Aktionen entstünden dann aber Veranstaltungen wie der Maisels Fun Run, der Motor Nützel-Lauf oder der Mainauen-Lauf, der im Rahmen der Landesgartenschau von der Mali-Crew organisiert wurde. Auch der Altstadtlauf in Kulmbach, an dem Sportler aus vielen Firmen und Behörden teilnehmen, sei ein solch gutes Beispiel.