Firma unterstellt Gemeinde Untersteinach Fremdenfeindlichkeit

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Die syrischen Asylbewerber wurden vergangenes Jahr in Untersteinach herzlich willkommen geheißen. Jetzt wirft die Firma, die das Anwesen in der Eichbergstraße angemietet hat, der Gemeinde Fremdenfeindlichkeit vor. Foto: dpa/Symbolbild
Die syrischen Asylbewerber wurden vergangenes Jahr in Untersteinach herzlich willkommen geheißen. Jetzt wirft die Firma, die das Anwesen in der Eichbergstraße angemietet hat, der Gemeinde Fremdenfeindlichkeit vor. Foto: dpa/Symbolbild

Bürgermeister Volker Schmiechen verwendet die Adjektive dreist, unverschämt und verleumderisch", der Vorgang schlägt hohe Wellen: Die Firma, die in Untersteinach das Anwesen Eichbergstraße 17/19 zur Unterbringung von Asylbewerbern angemietet hat, wirft der Gemeinde Fremdenfeindlichkeit vor.

Im Anwesen Eichbergstraße 17/19 sind syrische Asylbewerber untergebracht. Der Geschäftsstellenleiter der Verwaltungsgemeinschaft, Martin Betz, hatte im Nachgang zur Gemeinderatssitzung am 16. Dezember den Anmieter, eine Firma aus St. Aldegund, gebeten, den arabisch sprechenden Kontaktmann für Untersteinach zu nennen. In E-Mails wollte das Unternehmen dann wissen, wer Martin Betz überhaupt sei und was dieser mit der Sache zu tun habe. Zudem verbat sich der Anmieter eine Kontaktaufnahme, da sich Gemeinde und Ratsgremium extrem kritisch gegenüber Syrern verhalten würden.
Zusammen mit einem Schreiben reichte die Verwaltung die von der Firma erhaltenen Mails an Landrat Klaus Peter Söllner weiter. "In Anbetracht aller Umstände ... dürfte dieses (...) Schreiben von einem objektiven Dritten zumindest als heuchlerisch und scheinheilig gewürdigt werden, da das Unternehmen gerade durch die Anmietung dieses Wohnobjekts durch das Landratsamt Kulmbach Mieteinnahmen erhält und dadurch wohl einen betriebswirtschaftlichen Gewinn erzielen wird", schrieb Bürgermeister Volker Schmiechen unter anderem.

Unterstützung geplant

Der Gemeinderat hatte in seiner Sitzung am 16. Dezember festgelegt, die in Untersteinach untergebrachten Asylbewerber aktiv zu unterstützen, und zwar unabhängig von den Ausführungen der Firma .
"Wir haben jedoch von dem Unternehmen E-Mails erhalten, die inhaltlich in klarem Kontrast zu dem vorgenannten Schreiben stehen, und werten diese als dreist, unverschämt und verleumderisch. Insbesondere weisen wir die darin erhobenen Vorwürfe wegen Fremdenfeindlichkeit entschieden zurück. Gerade die Gemeinde Untersteinach hatte sich vor ein paar Wochen intensiv darum bemüht, fremdenfeindliche Tendenzen gegen die dort ebenfalls untergebrachten Flüchtlinge zu unterbinden", sagte Schmiechen. Auch habe sich die Gemeinde "hinter den Kulissen" dieser Menschen angenommen, insbesondere der Schulkinder.

"Wie bereits erwähnt", fuhr Schmiechen fort, "ist die Gemeinde grundsätzlich damit einverstanden, dass im verträglichen Maße Flüchtlinge oder Asyslbewerber in Untersteinach untergebracht werden. Es wird aber von uns nicht akzeptiert, dass ein Vermieter, der die Gemeinde verleumdet, durch die Unterbringung dieser Menschen in Untersteinach noch Geld verdient.

"Mietverhältnis beenden"

Die Gemeinde fordert daher das Landratsamt Kulmbach auf, dass das Anwesen Eichbergstraße 17/19 nicht mehr für die Unterbringung von Asyslbewerbern genutzt wird. Das bestehende Mietverhältnis ist daher unverzüglich zu beenden und eine andere Liegenschaft anzumieten. Falls dies nicht möglich sein sollte, ist bei zurückgehendem Platzbedarf für Asylbewerber im Landkreis als erstes dieses Mietverhältnis mit der Firma zu beenden."
Auf Einladung der Gemeinde hat am Mittwoch ein Treffen mit allen zwölf Asylbewerbern im Rathaus stattgefunden. Als Dolmetscher fungierte Josef Mawad aus Kulmbach. Die Flüchtlinge bedankten sich für die freundliche Aufnahme. "Wir stehen ihnen sehr offen gegenüber. Und das Landratsamt sieht es genauso, dass die Vorwürfe der Firma nicht zutreffen", sagte 2. Bürgermeister Röhrlein. Er dankte Bernhard Herrmann und Heiner Beyer, die die Asylbewerber betreuen werden.
Auch die Pfarrer Wolfgang Oertel und Wolfgang Eßel werden sich zeitnah mit den Syrern in Verbindung setzen.