Ein Mann aus Halle, der wegen Missbrauchs seiner Tochter in Haft sitzt, hat gestanden, auch die Tochter seines Bruders unsittlich berührt zu haben. Der 29-Jährige gilt als möglicher Mörder der vermissten Peggy.
Holger E. ist 29 und sitzt für sechs Jahre in Haft, weil er seine zweijährige Tochter missbraucht und Fotos davon ins Internet gestellt hatte. Jetzt hat der Mann gestanden, auch die Tochter seines Bruders missbraucht zu haben. In Kürze soll Anklage in diesem Fall gegen den Hallenser erhoben werden.
In Bayreuth werden die Ermittlungsbehörden das Verfahren genau verfolgen, denn der 29-Jährige spielt auch eine zentrale Rolle im Fall der verschwundenen Peggy Knobloch aus Lichtenberg. Unter anderem hatte das Journalistenduo Ina Jung und Christoph Schlemmer nach akribischer Recherche der Akten den Ostdeutschen als möglichen Täter aufgeführt. Der Verdächtige gilt als Freund der Familie Knobloch, war der Verwandte eines Nachbarn.
Der damals 17-Jährige kannte Peggy persönlich, war angeblich in die Neunjährige "verschossen", wie es die Polizei formuliert.
Ein anderer Aspekt aber bringt eine neue Wendung in den vielleicht brisantesten Kriminalfall Bayerns: Denn der Verhaftete hat nach Christoph Lemmers Angaben verblüffende Ähnlichkeit mit jenem Mann, der für den "Mord ohne Leiche" an Peggy im Jahr 2004 zu lebenslanger Haft verurteilt wurde: Ulvi Kulac. Er soll die Neunjährige am 7. Mai 2001 nach der Schule abgepasst, verfolgt und erwürgt haben, nachdem das Mädchen angeblich hatte verraten wollen, dass Kulac sie und andere Kinder betatsche. Diesen Tatablauf hatte der heute 36-Jährige geschildert, später aber sein Geständnis widerrufen.
Vor zwei Wochen sagte der geistig zurückgebliebene Kulac beim Fernsehauftritt auf RTL: "Ich hoffe, sie finden Peggy lebend.
Und ich hoffe, ich komme dann raus." Dafür will sich Michael Euler einsetzen. Der Anwalt aus Frankfurt hat eine Wiederaufnahme des Verfahrens gegen seinen Mandanten beantragt. Die Bayreuther Justiz wolle nach Auskunft von Oberstaatsanwalt Ernst Schmalz eine Stellungnahme dazu bis Ende des Monats vorlegen.
Warum war Peggy verängstigt? In besagter TV-Sendung war auch Peggys Mutter Susanne Knobloch zu Gast. "Warum ist man diesem Verdacht nie nachgegangen?", fragte sie, als das Gespräch auf den Mann aus Halle kam. Ihr sei nach dem Besuch von Holger E. 2001 an Peggy aufgefallen, dass sie plötzlich schlechte Noten schrieb, sich in ihr Zimmer zurückzog, nicht duschen wollte, ihre Unterwäsche wegwarf und wieder ins Bett machte.
Verarbeitete so ihre kindliche Seele einen sexuellen Übergriff? Wo aber ist ihre Leiche geblieben? Oder lebt sie noch? Hatte Susanne Knobloch mit dem Verschwinden ihrer Tochter gar persönlich zu tun?
Diese Gerüchte hörten nie auf zu brodeln, auch als die 41-Jährige Lichtenberg den Rücken kehrte. Dass sie nicht die Unschuld vom Lande sei, davon sind auch im kleinen Ort im Landkreis Hof noch immer einige überzeugt, wollen das aber nicht öffentlich bekunden. Im Internet aber schießen die Vermutungen ins Kraut. Der ehemalige Freund der Mutter habe Peggy in die Türkei verschleppt, schreibt ein Anonymus in ein Forum. An anderer Stelle wird behauptet, Peggy arbeite in Tschechien als Prostituierte.
Einer, der Susanne Knobloch als Mittäterin verdächtigt, ist ihr Ex-Mann und Peggys leiblicher Vater. Mario S. hatte sogar einen Detektiv beauftragt. Dessen Recherchen hätten Internetfotos zu Tage befördert, die ein Mädchen in pornografischer Pose zeigten. Das Kind habe frappierende Ähnlichkeit mit Peggy. Auf dem Foto sei zudem eine erwachsene Frau zu sehen. Mario S. glaubt: Die Frau ist Susanne Knobloch.
