Auch die Kirchen setzen auf moderne Medien. Das evangelische Dekanat Kulmbach hat sogar eine Facebook-Seite - und bisher gute Erfahrungen gemacht. Foto: Katrin Geyer
Auch die Kirchen setzen auf moderne Medien. Das evangelische Dekanat Kulmbach hat sogar eine Facebook-Seite - und bisher gute Erfahrungen gemacht.
Würden Amt und Auftreten des Mannes nicht zu einem gewissen Respekt nötigen, könnte man ihn durchaus als Freak bezeichnen. Als Computerfreak. Als einen also, der große Begeisterung empfinden kann für die Tiefen eines Computerprogramms - und der dort zur Höchstform aufläuft, wo andere im Umgang mit dem PC längst an ihre Grenzen stoßen. "In Programmiersprachen fühle ich mich so richtig wohl", sagt Jürgen Zinck über sich selbst. Und fügt hinzu, dass das vielleicht irgendwie auch mit seinem Beruf als Geistlicher zu tun habe: "Die Suche nach dem Eigentlichen, Ursprünglichen ..."
Vorrangstellunng in der Region
Jürgen Zinck ist Dekan des evangelischen Dekanats Kulmbach. Eine seiner Leidenschaften ist der Computer. Dass sich auf seinem Schreibtisch zwischen geistlichen Schriften und Unterlagen aus der Kirchenverwaltung schon auch einmal ein dickes Handbuch über eine Software namens Drupal findet, lässt vermuten, dass sich für Zinck Beruf und Leidenschaft nicht ausschließen müssen. Dass das evangelische Dekanat Kulmbach in Sachen neue Medien in der Region eine gewisse Vorrangstellung inne hat, hat vermutlich genau diesen Grund. Und vielleicht auch den, dass Zinck davon überzeugt ist, dass jemand, der etwas zu sagen hat, viele Möglichkeiten nutzen sollte, das zu tun: "Wer eine Botschaft hat, mag die Medien."
Eine Homepage im Internet haben viele. Auch viele Dekanate, viele Kirchengemeinden, viele kirchliche Gruppen. Dort, wo sich junge Leute zusammenfinden, tauscht man sich auch schon einmal über das Netzwerk Facebook aus. Aber ein Dekanat mit einer eigenen Facebook-Seite? Das muss man suchen. Zumal eines, bei dem der Chef persönlich den Webmaster gibt.
Die Internet-Seiten des Dekanats und der Kirchengemeinde St. Petri hat Zinck selbst gestaltet. "Ich habe da schon einen gewissen Spieltrieb", sagt er von sich selbst. Lebendige Seiten, die regelmäßig aktualisiert werden, wünscht er sich. Dass die Seiten bis zu 100 Mal am Tag angeklickt werden, freut ihn.
Die Facebook-Seite des Dekanats ist ein noch recht junges Baby - entstanden durch Zufall. Oder Findigkeit. Im Sommer 2012 hatte sich ein junges Paar zur Trauung angemeldet. Weil es weit weg von Kulmbach lebte, sollten einige wichtige Fragen per E-Mail geklärt werden. "Aber wie das oft so ist: Das Mail-Postfach der Braut war überfüllt, meine Mails kamen nicht an", erinnert sich Zinck. Eine Telefonnummer hatte er nicht. Von seinen eigenen, erwachsenen Kindern weiß der Dekan: "Junge Leute sind bei Facebook." Dort hat er die Brautleute gesucht - und gefunden. Um Kontakt aufnehmen zu können, musste Zinck sich selbst anmelden. "Und weil ich nun schon mal dabei war, dachte ich mir, dass wir Facebook doch auch für unser Dekanat nutzen könnten."
Zwei Facebook-Seiten
Seitdem also verbreitet Zinck Nachrichten aus dem Dekanat auch auf diesem Weg - zunächst unter seinem Namen. Mehr als 150 "Freunde" hat er bereits gewinnen können. Es sind beileibe nicht nur die Jungen, die diesen Informationskanal schätzen.
Etwas ruhiger angelaufen ist eine zweite Facebook-Seite - die "Geschäftsseite" gewissermaßen
Lebt da einer einfach seinen bereits erwähnten Spieltrieb aus? "Keineswegs", sagt der Dekan, und versichert, dass er Facebook durchaus auch kritisch sehe. "Es sind zum Beispiel urheberrechtliche Fragen nicht geklärt. Und man sollte sich gut überlegen, wie viel Einblick in ganz persönliche Dinge man anderen gibt." Familienfotos oder übliche Anmerkungen in der Art "Wir grillen jetzt" sucht man auf Zincks Dekanats-Seite vergebens. Stattdessen finden sich dort aktuelle Informationen: Hinweise auf Veranstaltungen der Kirchengemeinden oder kirchlich orientierter Gruppe oder Einladungen zu besonderen Gottesdiensten.
Hingehen zu den Gottesdiensten muss man freilich noch selber: "Facebook ist keine Miniatur-Kanzel", sagt der Dekan. "Eher schon eine Werbespur, auf der man auch Leute erreicht, die die konventionellen Informationskanäle unserer Kirche eher weniger nutzen."
Bestes Beispiel ist das jüngste Projekt. In der Kirchengemeinde St. Petri soll im September 2013 Silberne Konfirmation gefeiert werden. Die Liste der Konfirmanden von 1988 ist alles andere als aktuell. Facebook soll helfen, die "Ehemaligen" zu finden. Zinck ist zuversichtlich, dass das funktioniert: Fünf hat so schon ausfindig gemacht...