Die Epilepsieberatung Oberfranken informierte auf Einladung der BR und der MGO-Fachverlage zu einem besonderen Krankheitsbild.
Was haben Julius Cäsar, der Philosoph Sokrates, Napoleon Bonaparte, Alfred Nobel und Fußballer Ronaldo gemeinsam? Sie alle waren/sind Epileptiker. Doch was ist Epilepsie eigentlich? Wie lässt sich ein Anfall erkennen und im besten Fall verhindern? Gibt es nur eine medikamentöse Therapie, oder lassen sich die Anfälle auch durch Operation oder alternative Heilmethoden kurieren oder zumindest lindern?
Ausführliche Antworten dazu hatte Ulrike Kempf-Grosch vom Team der Epilepsieberatung Oberfranken in Coburg parat. Die Referentin gab rund 30 Interessierten Einblick bei einem Vortrag, den die Bayerische Rundschau zusammen mit den Fachverlagen der Mediengruppe Oberfranken am Mittwochabend organisiert hatte.
Die Diplomsozialpsychologin erläuterte zunächst die verschiedenen Arten eines epileptischen Anfalls. Dabei handelt es sich um plötzlich auftretende (sogenannte paroxysmale) elektrische Entladungen von Nervenzellengruppen im Gehirn, die zu unwillkürlichen stereotypen Verhaltens- oder Befindensstörungen führen, weil die Informations- und Reizweiterleitung gekappt wird. "Es ist eine der am häufigsten auftretenden chronischen Erkrankungen des Nervensystems. Ein Prozent der Bevölkerung ist mindestens einmal im Leben betroffen, das ist etwa einer von 100 Menschen", sagte die Expertin.
Die Ursachen, Erscheinungsbilder und Verlaufsformen können dabei sehr unterschiedlich sein: vom kaum merklichen Zittern bis zum schwersten Krampfanfall samt kurzzeitigem Verlust aller motorischen und kognitiven Fähigkeiten. "Epilepsie kann jeden treffen, und zwar in jedem Alter", sagte Ulrike Kempf-Grosch. Es handle sich aber um keine Erbkrankheit, auch wenn bei manchem Betroffenen eine genetische Disposition vorliegen kann.
Medizin forscht laufend
Die Medizin forscht laufend zu Ursachen und Therapien, auch wenn noch nicht alle Zusammenhänge bekannt seien. "Die Gründe für einen Anfall können vielfältig sein: Stress, erhöhte Körpertemperatur infolge einer Krankheit, Schlafmangel, Alkohol oder Medikamente." Oft ist auch die Rede von sogenannter Fotosensibilität. In der Neurologie versteht man darunter die besondere Reaktionsbereitschaft des Gehirns auf regelmäßig wechselnde Hell-Dunkel-Kontraste (klassisches Beispiel: das Durchfahren einer Allee), aber auch auf Flackerlicht (Stroboskopeffekt) in der Disco sowie die Lichtreflexe beim Fernsehen und Computerspielen. Hier allerdings gab die Expertin Entwarnung: "Die neue TV-Technik, vor allem durch LED, hat diese Folgen quasi nicht mehr."
Bei den Therapien verspricht vor allem eine entsprechende medikamentöse Einstellung dem Patienten Linderung bis zur Anfallsfreiheit. Einige der Besucher des Vortrags klagten aber darüber, dass sie selber oder Angehörige Probleme bekamen, nachdem bestimmte Präparate, auf die sie gut angesprochen hätten, von den Ärzten nicht mehr verschrieben worden seien. Ulrike Kempf-Grosch gab an, dass die Epilepsieberatung auch in solchen Fällen unterstützt.
Das Team in Coburg ist zu erreichen unter der Rufnummer 09561/2473171 sowie online unter
www.behindertenhilfe-coburg.de/epilepsieberatung.