Es passiert immer wieder: Während ich damit beschäftigt bin, zu arbeiten, Katze und Haushalt zu versorgen, schöne Bücher zu lesen, feines Essen zu kochen und lange und ausgiebig zu schlafen, rauscht das Leben an mir vorbei.
Und wäre mir nicht zufällig dieser Tage ein Exemplar einer bekannten Frauen-Zeitschrift in die Hände gefallen, würde ich wohl immer noch glauben, dass frau, will sie nicht mit ihren Reizen geizen, Dekolleté zeigen muss.
Falsch. "Der Knöchel ist das neue Dekolleté" muss ich mich belehren lassen. Und erfahre: Wer in diesem Frühjahr modisch auf sich hält, verhüllt sich oben und zeigt unten Bein. Nur ein kleines Stückchen, genauer gesagt. Schmale Fesseln, die unter 7/8-Hosen oder Midi-Röcken (Erinnern Sie sich noch? Schauderhafte Teile...) hervorlugen, gelten nun als sexy. Gekrempelte Hosenbeine tun's auch. Ein Tattoo am Knöchel sollte aber schon sein. Wer's unten blitzen lässt, darf es oben lässig angehen: Sommermäntel und übergroße T-shirt bedecken jene Körperpartien, die bisher - mehr oder wenig üppig geformt - aus dem Ausschnitt lugen durften.
Ich nehme mir solch modischen Rat natürlich zu Herzen. Gleich an meinem nächsten freien Nachmittag werde ich meinen Kleiderschrank durchforsten, ob es da nicht noch eine alte Latzhose gibt. Auch die legen uns die Stil-Expertinnen nämlich ans Herz. Die Hosenbeine schön auf Hochwasserlänge - entfesselte Fesseln eben.
Das soll schlank machen und höchst verführerisch wirken. Allerdings habe ich den Verdacht, dass das bei mir weder schlank ausschaut noch sexy - und noch nicht mal trendy. Sondern einfach nur sch...
