Bei ihrer Konzertmatinee in der Dr.-Stammberger-Halle besann sich Dirigentin Ljubka Biagioni zu Guttenberg auf wunderschöne Weihnachtsmusik.
Weihnachten ohne die Musik von Arcangelo Corelli ist wie eine Barockkirche ohne pausbäckige Engelchen, wie ein Gebet ohne "Amen", wie Weihnachten ohne Christbaum. "Ich habe das Concerto grosso-fatto per la Notte die Natale schon bei meinem ersten Konzert vor vielen Jahren gespielt", sagte die Dirigentin Ljubka Biagioni zu Guttenberg bei der Konzertmatinee in der Stammberger-Halle.
Doch im Laufe ihrer jahrzehntelangen Dirigententätigkeit ist das Stück offensichtlich unter ihren Händen gereift. Mit geschlossenen Augen, fast meditativ und regungslos dirigierte sie. Nach nur sechs bewegten Eingangstakten setzte ein zauberhaft-watteweiches Tutti-Grave musikalische Akzente. Es folgte der für Corelli so typische Wechsel von Concertino-Passagen in kleiner Besetzung und Tutti-Stellen. Die Dirigentin genoss selbst sichtlich die hauchzart getupften Streicherpassagen, die präzise und unaufgeregt, ohne jegliche Dramatik von ihren versierten Musikern gespielt wurden. Geigen jubilierten, präsentierten Verzierungen - zart wie Glöckchenklang. Und bei der Pastorale - am Ende - wurde die Musik zur Wiegen-Poesie. Die Dirigentin spielte mit echohaften Lautstärkewechseln. Und so mancher Zuhörer hat sich vielleicht insgeheim gefragt, ob er tatsächlich den Verkündigungsengel bei den Hirten vernommen habe.
"Es ist nicht damit getan, die Hände in der Luft herumzuwedeln. Man kommuniziert mit der Seele der Menschen", erklärt Ljubka Biagioni von Guttenberg selbst ihren Part. "Wenn ich mich vorbereite, dann lese ich mindestens zehn Bücher über die Komponisten, die Stücke. Erst dann kann ich die Musik interpretieren. Einfach nur die Noten zu spielen, das klingt nicht so interessant, erst wenn man den Kontext kennt, verwandelt sich die Musik. Interessant ist, was hinter den Noten steckt", sagte die Dirigentin.
Natürlich durfte bei einem Weihnachtsprogramm Johann Sebastian Bach nicht fehlen - schließlich ist die Dirigentin großer Bach-Fan. "Bach ist der fünfte Evangelist. Mit seiner Musik erreicht er die Herzen. Es gibt nichts nach Bach." Sie konzentrierte sich bei der Matinee auf Bachs Weihnachtsoratorium und Bach-Motetten. Der Chor aus Sofia sang in deutscher Sprache. Doch obwohl bei der Konzertmatinee in der Kulmbacher Stadthalle hundert Musiker und Sänger auf der Bühne standen, ging es um Stille, um Zartheit. Nur beim Auftakt "Jauchzet, frohlocket" nutzten die Musiker ihr volles Potenzial, ansonsten nahmen sie sich zurück, zauberten bei Liedern wie "Wie soll ich dich empfangen?" und stellten die frohe Weihnachtsbotschaft in den Mittelpunkt.
Als Solistin begeisterte Daniela Panchevska. Obwohl Panchevska eigentlich für Opernarien bekannt ist, gelang ihr "Schließe mein Herze fest" angenehm undramatisch zu interpretieren. Und mit dem Höhepunkt und "Ich steh an deiner Krippen hier" schloss Ljubka Biagioni zu Guttenberg ihre Matinee ab.
Zugabenwünsche erfüllt
OB Henry Schramm überreichte der heimischen Dirigentin einen Blumenstrauß und dankte für die verzaubernden Momente und für das musikalische Geschenk, das die Dirigentin mit italienisch-bulgarischen Wurzeln der Stadt immer wieder schenken würde. Das Kulmbacher Publikum war begeistert und forderte Zugabe um Zugabe. Und auf Bach folgten natürlich weitere Bach-Kompositionen für Chor und Orchester.