Ein Werk von "Schildbürgern"?

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"1,25 Meter unterhalb der Beckenoberkante!" Dieter Sachs (hinten), assistiert von Detlef Beyerlein, gibt sein Messergebnis bekannt. Aufgrund des Durchstichs könne das Regenüberlaufbecken in Hegnabrunn seine Funktion nicht mehr erfüllen. Links Manfred Berger. Fotos: Peter Müller
"1,25 Meter unterhalb der Beckenoberkante!" Dieter Sachs (hinten), assistiert von Detlef Beyerlein, gibt sein Messergebnis bekannt. Aufgrund des Durchstichs könne das Regenüberlaufbecken in Hegnabrunn seine Funktion nicht mehr erfüllen. Links Manfred Berger. Fotos: Peter Müller
Entlastung für den Graben neben der Schulstraße? Ob die Einleitung ins Regenrückhaltebecken klappt, ist für die Bürger fraglich.
Entlastung für den Graben neben der Schulstraße? Ob die Einleitung ins Regenrückhaltebecken klappt, ist für die Bürger fraglich.
 
Anwohner befürchten, dass beim Durchstich (hinten Mitte) im Ernstfall das Wasser wieder auf die Straße und die Grundstücke fließt.
Anwohner befürchten, dass beim Durchstich (hinten Mitte) im Ernstfall das Wasser wieder auf die Straße und die Grundstücke fließt.
 
Die provisorische "Sperre" vor der Einmündung in das Regenrückhaltebecken fanden die Bürger "lächerlich".
Die provisorische "Sperre" vor der Einmündung in das Regenrückhaltebecken fanden die Bürger "lächerlich".
 

Hegnabrunner Bürger befürchten, dass das Regenrückhaltebecken seine Funktion nicht erfüllen kann. Der Durchstich zum Radweg sei schuld.

"Das Becken kann rund 1,2 Millionen Liter Wasser speichern. Damit können wir das Überflutungsrisiko bei Starkregen deutlich reduzieren." Den Regenrückhalt im Hegnabrunner Schulweg, den Bürgermeister Siegfried Decker bei der Übergabe im Dezember 2016 als Fortschritt in Sachen Hochwasserschutz pries, nennt Detlef Beyerlein inzwischen einen Schildbürgerstreich. Deckers Satz ist für ihn eine "leere Phrase". Grund dafür ist ein baulicher Eingriff, der bei der Einweihung des Beckens noch nicht vorhanden war.

Dabei geht es nicht um das Becken selbst, sondern um den Durchstich zum Radweg nach Schlömen, den offenbar der Bauhof angelegt hat und der laut Beyerlein bei der Einweihung noch nicht vorhanden gewesen sei. Durch diesen Einschnitt werde das Fassungsvermögen des Rückhaltebeckens mindestens halbiert, sagte Beyerlein im Beisein weiterer vom Starkregen am 2. August 2014 geschädigter Bürger.


"Wasser fließt wieder auf Straße"

Dieter Sachs, der zum Termin mit der Presse Wasserwaage und Metermaß mitgebracht hatte, schritt zur Mündung und rechnete vor: "Das Becken ist 2,50 Meter tief, der Einschnitt befindet sich 1,25 Meter unterhalb des Beckenrandes." Da sich der Regenrückhalt in Richtung Anwesen Wanderer verjünge, gehe er sogar davon aus, dass vom ursprünglichen Beckeninhalt nur noch ein Drittel übrig bleibe. Dies bedeute, dass sich das Wasser bei einem Starkregen wie im August 2014 wieder beim Grabeneinlauf zusammenstaue, über die Straße und von dort aus in die Grundstücke fließe, deren Bewohner schon damals betroffen gewesen seien.


"Nur kurze Verzögerung"

Allgemein kritisieren die Hegnabrunner "Wutbürger", wie sie sich selbst nennen, dass am größten Schwachpunkt des gemeindlichen Kanalsystems sehr wenig geschieht. Das Rückhaltebecken könne eine Überflutung des Schulwegs und der umliegenden Bereiche nur um wenige Minuten verzögern, denn die Zuleitung der Wassermassen aus dem oberen Dorf und der landwirtschaftlichen Flächen werde in keiner Weise gemindert. Oberflächenwasser komme weiterhin durch die Abwassergräben und landwirtschaftlichen Ziehwege in den Ort, und die Gemeinde verstoße mit der nicht vorhandenen Oberflächenwasserentsorgung aus den Grundstücken im oberen Dorf gegen Artikel 34 des bayerischen Wassergesetzes.

Detlef Beyerlein erinnerte an eine Aussage des Bürgermeisters, der selbst festgestellt habe, dass der Kanal beim Anwesen Wanderer marode und teilweise zerstört sei. Doch es sei nicht abzusehen, dass eine zeitnahe Entspannung dieser Konfliktsituation erfolge.

Für Bürgermeister Siegfried Decker, der gestern wegen eines Sitzungsmarathons nicht zu erreichen war, nahm Verwaltungsleiter Sven Schirner zu den Vorwürfen Stellung. Er verwies auf das geplante Hochwasserschutzkonzept für die gesamte Gemeinde, das einen zweistelligen Millionenbetrag verschlingen werde und für Hegnabrunn den Bau eines Umgehungskanals vorsehe. Dieser solle vom Schulweg über die Kreisstraße in Richtung Schrenkweg und Kläranlage führen und dann in den Gasgraben münden. Für die Umsetzung werde man sich in einer der nächsten Gemeinderatssitzungen mit der Auswahl eines Ingenieurbüros befassen.

Was den Durchstich vom Überlaufbecken zum Radweg betrifft, sagte Schirner, dass er deshalb Rücksprache mit dem Ingenieurbüro IBP gehalten habe. Demnach sei der Regenrückhalt ein Provisorium ("Das ist auch immer gesagt worden"), und sei so geplant, dass das Fassungsvermögen von 1200 Kubikmetern bereits bei einem Wasserpegel von 60 Zentimeter unterhalb des Beckenrandes erreicht werde. Der Rest diene nur zur Sicherheit. Der ebenfalls noch nicht vollends fertiggestellte Durchstich sei dafür gedacht, Wasser aus dem Graben neben der Schulstraße in das Überlaufbecken abzuleiten.


Durchlass soll wieder weg

Die Baumaßnahme, so Schirner, werde sicher eine Verbesserung bringen. Er räumte aber ein, dass die Gemeinde bei einem nochmaligen Starkregen wie im August 2014 "vermutlich wieder vor dem gleichen Problem steht".

Ob sich die "Wutbürger" mit Schirners Aussagen zufrieden geben? 65 Zentimeter fehlen ja noch. "Um diesem Becken, das uns als Zuckerl hingestellt wurde und sicher eine kleine Verbesserung bringt, einen Sinn zu geben, muss dieser Durchlass wieder beseitigt werden", fordert Beyerlein unmissverständlich.

Lesen Sie dazu auch einen Kommentar in der Donnerstagsausgabe der Bayerischen Rundschau.