Die Auftragsbücher sind voll, doch Mitarbeiter zu finden, wird immer schwieriger. Die Kulmbacher Firma Wiegel geht deshalb neue Wege.
Die Wiegel Gebäudetechnik GmbH ist ein erfolgreiches Unternehmen. Die Firma ist in den vergangenen Jahren gewaltig gewachsen: "Wir werden dieses Jahr mehr als 50 Millionen Euro Umsatz machen", sagt Gerd-Dietmar Kohlrusch, geschäftsführender Gesellschafter. 235 Mitarbeiter hat die Kulmbacher Firma, davon zehn Prozent Auszubildende.
Eigene Fachkräfte aufbauen
Für Kohlrusch zu wenig. "Wir brauchen mehr Personal, aber das ist angesichts des Fachkräftemangels schwer zu bekommen. Wir müssen deshalb unsere eigenen Fachkräfte aufbauen und dafür sorgen, dass wir als attraktiver Ausbildungsbetrieb und Arbeitgeber stärker wahrgenommen werden."
Klappern gehört zum Handwerk - das ist eine alte Werbe-Weisheit, die für die Unternehmen heute aktueller ist denn je. Der Kulmbacher Anlagenbauer will deshalb besonders laut klappern, um auf seine Qualitäten als Ausbilder und Arbeitgeber aufmerksam zu machen: Die "#Wiegelnight" soll Jugendliche und ihre Eltern, aber auch Quereinsteiger ansprechen. "Wir freuen uns über alle Interessierten, die unser Unternehmen kennenlernen möchten", so Geschäftsführer Marcus Raabe.
Dass man bei der Firma Wiegel Karriere machen kann, dafür ist er selbst das beste Beispiel: Raabe hat im Unternehmen Anlagenmechaniker gelernt und es bis zum Geschäftsführer gebracht. "Unsere Führungskräfte kommen fast alle aus den eigenen Reihen", sagt Gerd-Dietmar Kohlrusch nicht ohne Stolz.
"It's cool Man!"
Ob die möglichen künftigen Mitarbeiter Mittelschulabschluss oder Abitur haben, eine Lehre in einem anderen Beruf abgeschlossen oder abgebrochen haben oder bereits eine einschlägige Ausbildung haben und sich beruflich verändern möchten, spielt zunächst keine Rolle. "Wir sind offen für jeden, der sich für unser Unternehmen interessiert, und unter bestimmten Voraussetzungen ist auch eine Verkürzung der Ausbildung möglich," sagt Marcus Raabe.
"It's cool Man!" ist das Motto der Werbekampagne am 2. Februar. Die Idee entstand, nachdem die Firma Wiegel im vergangenen Jahr den Kulmbacher Ausbildungspreis des Arbeitskreises Schule-Wirtschaft und der Bayerischen Rundschau gewonnen hatte. Es wurde ein neuer Flyer gestalten, der "Ausbildungsberufe für smarte Azubis" vorstellt. "Wir haben bei der Ausbildungsmesse gesehen, dass das Motto gut ankommt."
Vier Berufe in Theorie und Praxis
Ab 17 Uhr gibt es am 2. Februar auf dem Firmengelände in der Albert-Ruckdeschel-Straße ein vielfältiges Programm, das Spaß und Information verbindet und bei dem vier Ausbildungsberufe im Mittelpunkt stehen, die von den derzeitigen Azubis und weiteren Mitarbeitern vorgestellt werden. Bei den Anlagenmechanikern dürfen die Gäste selbst einmal Löten, Schweißen und Rohre pressen, die Elektroniker für Automatisierungstechnik geben Einblicke in die Programmierung, bei den technischen Systemplanern darf man selbst einmal versuchen, etwas zu konstruieren, und bei den Kaufleuten für Büromanagement gibt es Eindrücke aus dem Büroalltag.
Segway-Parcours und Musik
Cool soll nicht nur die Unternehmenspräsentation sein, sondern auch das Rahmenprogramm. Es gibt einen Segway-Parcours, alkoholfreie Cocktails, einen Food-Truck, ein Gewinnspiel und als Erinnerungsgeschenk eine Cool-Man-Sonnenbrille. DJ Hofmann von Radio Plassenburg sorgt für die Musik.
Dass es gerade im Bereich der Anlagenmechaniker immer schwieriger wird, Auszubildende zu finden, liegt daran, dass die Branche nicht als besonders attraktiv gilt, weiß Geschäftsführer Kohlrusch. "Sie sind von Montag bis Donnerstag bundesweit unterwegs. Das mag nicht jeder." Andererseits habe der Beruf auch Vorteile: "Wir haben viele große Industriekunden und beschäftigen uns mit hochinteressanten Aufgabenstellungen. Und wir fördern die Weiterbildung unserer Mitarbeiter."
Zu den Tätigkeitsfeldern gehört die klassische Gebäudetechnik mit Heizung, Sanitär und Kältetechnik ebenso wie industrielle Kühl-, Kaltwasser- und Heizwärmeanlagen mit einer Leistung bis zu 25 Megawatt, aber auch Blockheizkraftwerke, zuletzt für die Kulmbacher Kläranlage. Dazu kommen Umweltsimulation und Prüfstandstechnik: Aktuell baut Wiegel zum Beispiel eine große Anlage mit Steuerung für VW.
Um alle Aufträge abarbeiten zu können, beschäftigt das Unternehmen rund 100 Mitarbeiter von Drittfirmen. "Lieber wäre es uns, wir könnten alles mit eigenen Leuten stemmen", sagt Gerd-Dietmar Kohlrusch.