Ein Abend voller Überraschungen

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Der alte und der neue Bürgermeister von Rugendorf: Ralf Holzmann (rechts) hat Amtsinhaber Martin Weiß aus dem Chefsessel im Rathaus vertrieben. Foto: Archiv/Jochen Nützel
Der alte und der neue Bürgermeister von Rugendorf: Ralf Holzmann (rechts) hat Amtsinhaber Martin Weiß aus dem Chefsessel im Rathaus vertrieben. Foto: Archiv/Jochen Nützel

Nicht für alle Bürgermeisterkandidaten lief die Entscheidung nach Wunsch. Ein Rathaus-Chef muss abtreten, einer ein mehr als knappes Ergebnis verdauen. Für die Alleinkandidaten hingegen gab es Traumergebnisse.

Es war ein Abend der Überraschungen. Als gestern um 18 Uhr die Wahllokale im Landkreis Kulmbach schlossen und wenig später die ersten Auszählungsergebnisse auf der Internet-Seite des Landkreises nachzulesen waren, stellten manche Wähler und vor allem manche Kandidaten fest, dass so einiges doch anders kommen kann, als man denkt. Als Pechvogel entpuppte sich dabei Marc Benker (CSU), dem in Marktschorgast schon zum Wahlsieg gratuliert wurde - und der dann Amtsinhaber Hans Tischhöfer (FW) doch knapp unterlag.

Überraschung auch in Neuenmarkt. Hier waren mit Amtsinhaber Siegfried Decker (NG), Patricia Lerner (SPD), Martin Kaiser (FW) und Alexander Wunderlich (CSU) gleich vier Bewerber um den Chefsessel im Rathaus am Start. Die politische Erfahrung sagt, dass in solchen Fällen eine Stichwahl fast unausweichlich ist. Aber Decker machte mit einer klaren absoluten Mehrheit von 58,45 Prozent auf Anhieb das Rennen.
Noch klarer wies der Stadtsteinacher Bürgermeister Roland Wolfrum (SPD) seine Herausforderer in ihre Schranken. Ihm gaben 68,25 Prozent der Wähler ihre Stimmen. Andy Sesselmann (FW) und Klaus Witzgall (CSU) blieben hier chancenlos.

Wechsel in Rugendorf

Einen neuen Bürgermeister bekommt Kupferberg. Herbert Opel trat nicht mehr an. Sein bisheriger Vize Hans-Joachim Hösch übernimmt. Spektakulär ging es in Rugendorf zu, wo in den letzten Wochen ein zum Teil hoch emotionaler Wahlkampf geführt worden war: Hier musste sich Amtsinhaber Martin Weiß (Pro Rugendorf) seinem Herausforderer Ralf Holzmann (ÜWG) mit einem knappen Ergebnis geschlagen geben.

Gerade noch zum Wiedereinzug in das Rathaus hat es für Hermann Anselstetter (SPD) in Wirsberg gereicht. Mit nur 26 Stimmen weniger war ihm der seit Jahrzehnten erste Gegenkandidat überhaupt, Thomas Steinlein von den Freien Wählern, dicht auf den Fersen.

Relativ gelassen konnten all jene Bürgermeister ins Rennen gehen, die keinen Gegenkandidaten hatten. Allein die Tatsache, dass die anderen Parteien darauf verzichtet hatten, eigene Kandidaten aufzustellen, durfte von ihnen schon als Vertrauensbeweis gewertet werden. Die Ergebnisse, die dann vermeldet wurden, können als weiterer Beleg dafür dienen. So kann beispielsweise Werner Burger aus Grafengehaig (überörtliche WG), der noch vor sechs Jahren gegen zwei Kontrahenten antreten musste, mit einem komfortablen Ergebnis von 97,35 Prozent der Wählerstimmen in die nächste Amtszeit gehen.

Über 90 Prozent für Neuling

In zahlreichen weiteren Gemeinden verbuchten die Alleinkandidaten deutlich über 90 Prozent für sich - das gilt auch für den Neuling Andreas Pöhner (ÜWG), der in Wonsees die Nachfolge von Bürgermeister Günter Pfändner antritt.

Spannend bleibt es in drei der großen Gemeinden im Landkreis. Weder in Thurnau noch in Neudrossenfeld und Marktleugast gelang es auf Anhieb, einen Bürgermeister zu wählen. In Neudrossenfeld werden die Wähler in zwei Wochen entscheiden, ob sie Harald Hübner (CSU/FW) oder Björn Sommerer (FuG) ihr Vertrauen schenken. In Marktleugast treten Amtsinhaber Norbert Volk (WGM) und Franz Uome von der CSU gegeneinander an. Die beiden trennten gestern Abend nicht einmal zwei Prozent. Ähnlich in Thurnau: Der Vorsprung von Dietmar Hofmann (SPD/offene Liste) vor Martin Bernreuther (CSU) ist kaum größer - die Stichwahl dürfte zur Zitterpartie werden.