Doppelpass mit dem türkischen Sultan

1 Min
Der Aufreger: Ilkay Gündogan (links) und Mesut Özil (Zweiter von links) sorgen mit ihrem Treffen mit dem türkischen Präsident Recep Tayyip Erdogan für Proteste. Foto: dpa
Der Aufreger: Ilkay Gündogan (links) und Mesut Özil (Zweiter von links)  sorgen mit ihrem Treffen mit dem türkischen Präsident Recep Tayyip Erdogan für Proteste. Foto:  dpa

Gündogan und Özil: Der Fußballweise Otto Rehagel legte früher besonderen Wert auf die menschliche Reife seiner Spieler.

Otto Rehagel gilt als Fußballweiser. Der Meistertrainer früherer Jahre, der heuer 80 wird, hat gesagt: Es gibt keine jungen und alten Fußballer, es gibt nur gute und schlechte. Wir sind sicher, dass es in seinem Sinn wäre, den Satz folgendermaßen zu ergänzen: Es gibt auch kluge und doofe Fußballer. Denn es wird ihm nachgesagt, dass er besonderen Wert auf die menschliche Reife seiner Spieler legte.


Total naiv

Davon haben leider Ilkay Gündogan und Mezut Özil nicht viel abbekommen. Sie kicken in der deutschen Nationalmannschaft, sind offenbar jedoch nicht besonders helle. Sie signierten für den türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan in London Trikots ihrer Klubs und grinsten mit "ihrem" Präsidenten in die Kamera. Nichts dagegen, dass die türkischstämmigen Fußballer auch an ihrer alten Heimat hängen. Deswegen muss aber keiner - total naiv - Reklame für einen Mann machen, der die demokratische Maske schon lange fallen ließ: Menschenrechte, Rechtsstaat und Pressefreiheit interessieren den modernen Sultan nicht.

Ein sauberes Eigentor, das den DFB kalt erwischt, aber den Bundestrainer nicht tangiert. Wie zu erwarten, denkt Joachim Löw nicht daran, Gündogan und Özil nicht für Rusland zu nominieren. Vor der Presse holt er am Dienstag mal tief Luft und sagt lediglich, die Aktion sei nicht glücklich gewesen. Natürlich.


Rudelgucken mit Freude?

Sport und Politik ist immer ein heikles Gemisch. Aber wenn im Juni die Fußball-WM beginnt, tun wir uns schwer, uns auf die DFB-Spiele und das Rudelgucken auf dem Kulmbacher Marktplatz zu freuen. Erstens findet das Spektakel in Russland stand, wo noch ein Autokrat regiert. Und zweitens werden die zwei Erdogan-Freunde auf dem Platz stehen. Dafür muss "König Otto" noch eine Erklärung finden. Sein Satz von der Wahrheit, die auf dem Platz liegt, reicht hier nicht aus.