Der lange Winter hat die Untersteinacher auf die Folter gespannt. Doch jetzt sind die Bauarbeiten am neuen Gemeindezentrum voll im Gange. Im Inneren des alten Häuschens ist schon nichts mehr so, wie es war.
"Das Haus wird quasi entkernt und dann komplett neu gestaltet", erklärt Pfarrer Wolfgang Oertel und freut sich schon auf die Zukunft. Denn mit der Realisierung des Gemeindezentrums direkt neben der Kirche geht für die evangelische Gemeinde ein Traum in Erfüllung. "Mein Wunsch wäre es ja, das Osterfrühstück nächstes Jahr schon im neuen Gemeindezentrum zu feiern. Aber das wird wahrscheinlich nicht ganz klappen", relativiert der Pfarrer.
Überraschungen blieben aus Fest steht jedenfalls: Im Frühsommer 2014 soll das Gemeindehaus fertig sein. "Wir liegen, trotz des langen Winters, gut im Zeitplan. Und bisher sind auch keine Überraschungen aufgetaucht. Wir wussten ja nicht, was im Keller genau auf uns zukommt", erklärt der Pfarrer.
Erste Grabungen haben klar ergeben: Alles ist massiv gemauert, es gibt keine Gruften, keine aufgefüllten Bereiche und auch die Standfestigkeit stimmt.
1,15 Millionen Euro wird das neue Gemeindehaus kosten, davon trägt 392.000 Euro die Landeskirche, 320.000 Euro die Oberfrankenstiftung und 80.000 Euro die Bayerische Landesstiftung. Da auch ein Jugendraum entstehen soll, steuert der Kreisjugendring 5000 Euro bei, rechnet der Pfarrer vor.
Die politische Gemeinde trägt zehn Prozent der offenen Kosten, das sind de facto drei Prozent - also 37.800 Euro, kalkuliert Oertel. "Wir werden unsere kompletten Rücklagen für das Gemeindehaus verwenden. Und wir werden auch die Grundstücke, auf denen das ökumenische Jugendheim stand, einbringen. Denn die sollen verkauft werden", sagt Oertel. Doch solch ein Verkauf ist gar nicht so einfach. Bislang hatte sich die Diakonie interessiert.
Doch schon im Vorfeld haben Nachbarn - sollte ein Behindertenheim dort errichtet werden - mit Klagen gedroht. "Wir müssen einfach ein bisschen Geduld haben", so Oertel.
Das älteste Gebäude im Ort Obwohl die Bauarbeiten mit viel Hektik und Stress verbunden sind, geht Pfarrer Wolfgang Oertel in seiner Aufgabe als "Baupfarrer" auf und setzt sich gerne den gelben Bauhelm auf. Denn schließlich baut der Pfarrer nicht für sich, sondern für die ganze Gemeinde und für eine lebendige Zukunft der Gemeinde, erklärt Oertel. "Man muss auch die Historie des Gebäudes kennen", gibt Oertel zu bedenken. Denn bei dem Haus handelt es sich um das älteste Gebäude des Ortes. Es ist schon vor 1707 erbaut und wurde von dem Großbrand, der am 10. August 1706 fast den gesamten Ort vernichtet hat, verschont.
"Der Keller ist sogar noch älter."
Persönlich ist er von den Planungen des H 2 M-Architektensteams begeistert. Denn die Architekten haben den Gewölbekeller in die Planungen mit einbezogen. Die Wände werden entfernt und durch Glasfronten in Rundbogenoptik ersetzt. Bagger haben schon die Wände eingerissen.
Zuschaltbares Foyer Im Erdgeschoss entsteht ein Gruppenraum und ein "zuschaltbares" Foyer. Der Clou ist, dass die Zwischendecken im Erdgeschoss schon entfernt worden sind. Dadurch wirkt das kleine Häuschen offener und freundlicher. "Die Räume haben eine lichte Höhe von über fünf Metern", erklärt Oertel und zeigt auf dem Plan auf den Bereich oberhalb des Foyers. Denn dort soll eine Art Empore entstehen.
"Ich denke, dieser Gestaltungsvorschlag - übrigens der 15. - ist sehr gelungen", so der Pfarrer. Natürlich kennt Oertel auch Skeptiker, die alles für zu groß und zu teuer halten. "Aber das neue Gemeindehaus wird sicher ein lebendiges Zentrum werden", so der Pfarrer.
„Doch schon im Vorfeld haben Nachbarn - sollte ein Behindertenheim dort errichtet werden - mit Klagen gedroht.“
(… aber am Sonntag schön scheinheilig in die Kirche gehen!)