Die Vernunft hat jetzt Pause

1 Min
Blumenzwiebeln sorgen für märchenhafte Blütenbilder im Frühjahr. Gepflanzt werden sie im Herbst.Symbolbild: dpa/Hilke Segbers
Blumenzwiebeln sorgen für märchenhafte Blütenbilder im Frühjahr. Gepflanzt werden sie im Herbst.Symbolbild: dpa/Hilke Segbers

Sie haben eine magische Anziehungskraft auf unsere Autorin: Wenn im September frische Blumenzwiebeln angeboten werden, gibt es für sie kein Halten mehr.

Ich geb's zu: Ich bin süchtig! Nein, mit Drogen habe ich natürlich nichts am Hut. Ich rauche nicht, trinke selten Alkohol, bin kein Zucker- oder Fastfood-Junkie. Aber: Sobald ich Blumenzwiebeln sehe, ist es um mich geschehen. Eine unsichtbare Hand schleift mich zum Verkaufsstand.

Kaufrausch.

Es gibt so viele Arten und Sorten, und ich will sie alle: die Winterlinge und Schneeglöckchen, Märzenbecher und Hyazinthen, Tulpen und Narzissen in allen Größen und Farben.

Draußen beginnt es jetzt zu herbsteln. Für Gartenfans ist das die richtige Zeit, um die Basis für das nächste Frühjahr zu schaffen. Das soll natürlich bunt sein! Und womit klappt das am allerbesten? Genau - mit Blumenzwiebeln!

Wer einen kleinen Garten hat, pflanzt davon ein paar Grüppchen - fertig. Geringes Suchtpotenzial. Es fehlt einfach der Platz für mehr.

Bei großen Flächen wie meiner dagegen heißt die Devise: Nicht kleckern - klotzen! Wenn's was hermachen soll, braucht man nicht zehn oder 20, sondern hunderte Zwiebeln. Schon frohlockt der Junkie in mir: Ich brauche mehr Zwiebeln! Die Vernunft hat da erst mal Pause, wie so oft, wenn einen das Pflanzfieber packt.

Freilich habe ich in den vergangenen Jahren schon etliche Exemplare vergraben. Einige wurden von Mäusen gefressen, andere sind aus anderen Gründen abhanden gekommen. Als Anfängerin habe ich Fehler gemacht, falsche Standorte ausgesucht, Nicht-Winterhartes im Boden erfrieren lassen...

Das muss ich jetzt natürlich besser machen und gehe einkaufen: für eine richtig bunte Krokuswiese, ein Tulpenmeer, ein sich den Hang hinaufschlängelndes Narzissen-Band, leuchtende Farbtupfer in bislang vernachlässigten Ecken. Im Steingarten ist auch noch ein bisschen Platz und unter den Obstbäumen, in der Kräuterschnecke, zwischen den Himbeeren...