Was wird aus dem Grundstück im Marktschorgaster Ortsteil Ziegenburg, wo vor sieben Jahren Hannelore Gräfin von Luxburg unter tragischen Umständen starb?
Das Ortsschild verrät: drei Kilometer bis Gundlitz. Der letzte Blick aus dem Auto nach links, bevor der Marktschorgaster Ortsteil Ziegenburg endet, bleibt an einem Trümmerhaufen hängen. Bretter und Balken, wüst übereinander gestapelt, als hätten zwei Riesen plötzlich die Lust am Mikadospiel verloren. Es ist der Schauplatz einer Tragödie - und einer bis heute nicht völlig aufgeklärten Straftat. Ein Mord und, so hat es den Anschein, eine Selbsttötung.
Vor fast genau sieben Jahren, am 16. Juni 2012, fand hier das an Skurrilitäten nicht gerade arme Leben von Hannelore Gräfin von Luxburg ein jähes Ende. Erst getötet durch einen Kopfschuss, dann verbrannt im eigenen Haus. Als möglicher Täter wird ihr 35-jähriger Mitbewohner Andreas S. gehandelt.
Dass es seine Leiche ist, die in derselben Nacht nur wenige Hundert Meter weiter bis zur Unkenntlichkeit verschmort in einem Mercedes Kombi lag, wurde erst einige Tage später zweifelsfrei geklärt. Nicht aber, ob er mit der Pistole, die neben ihm im Wagen gefunden wurde, zuvor die Gräfin erschossen hatte.
Das bestätigt auch Alexander Czech, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberfranken. "Das konnte, jedenfalls soweit mir das bekannt ist, nie definitiv geklärt werden." Keine Auskunft gab er darüber, ob es jemals Ermittlungen gegen andere Verdächtige gab. Der Fall sei insofern abgeschlossen; zu einem Strafverfahren kam es nie, weil der mutmaßliche Mörder Andreas S. selber nicht mehr lebt.
Stoff für einen Krimi
Das alles gäbe genug Stoff für einen Krimi: Eine tote Adlige mit bewegter Historie (siehe unten), eine zweite Leiche - und kein Motiv? Oder doch? Musste die Gräfin nach einem Streit ums Geld mit dem deutlich jüngeren Mann sterben, und nahm der sich daraufhin das Leben? Oder kommt doch noch ein unbekannter Dritter ins Spiel? Die Rede ist von einem Partner, den die Gräfin kurz vor ihrem Tod geehelicht haben soll. Oder war es ein Racheakt aus der Waffenschieber-Szene, wie gemunkelt wird?
In einer Wohnung in Wunsiedel, die die Ermittler mit Andreas S. in Verbindung brachten, wurden angeblich Waffen sichergestellt. Er soll fragwürdigen Umgang im Milieu gepflegt und sich kurz vor den Ereignissen verdächtig benommen haben. So war er in Ziegenburg mehrfach gesehen worden, wie er nachts mit ausgeschalteten Scheinwerfern in einen nahegelegenen Waldweg gefahren sei. Schmutzige Geschäfte im Schutz der Dunkelheit?
Die Laub- und Nadelbäume, die heute das verwaiste Grundstück säumen, wiegen sich im Wind, doch sie schweigen. Über den Wipfeln ist Ruh. Die rund 1200 Quadratmeter Boden liegen seit dem Abriss der Grundmauern brach. Nichts außer den Resten des verkohlten Dachstuhls erinnert mehr an das einst weiß verputzte Haus; die Steinmauer ist abgetragen, alle Habseligkeiten der früheren Bewohner verräumt oder entsorgt.