Die Thurnauer Bäume sind weg

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Die Bäume auf dem früheren Thurnauer Bahnhofsgelände wurden gestern gefällt. Fotos: Alexander Hartmann
Die Bäume auf dem früheren Thurnauer Bahnhofsgelände wurden gestern gefällt. Fotos: Alexander Hartmann
Die meisten Bäume sind kaputt. Auch in diesem Stamm ist die Kernfäule deutlich zu sehen.
Die meisten Bäume sind kaputt. Auch in diesem Stamm ist die Kernfäule deutlich zu sehen.
 
Wo Bäume standen, war schon nach gut zwei Stunden nur noch Kleinholz.
Wo Bäume standen, war schon nach gut zwei Stunden nur noch Kleinholz.
 
Die Baumstämme wurden noch am Vormittag abtransportiert.
Die Baumstämme wurden noch am Vormittag abtransportiert.
 
So sieht das Areal nun aus, auf dem das Dienstleistungszentrum gebaut werden soll.
So sieht das Areal nun aus, auf dem das Dienstleistungszentrum gebaut werden soll.
 
Die Mitarbeiter des Thurnauer Bauhofs waren schnell. Schon am Vormittag war die Hauptarbeit erledigt.
Die Mitarbeiter des Thurnauer Bauhofs waren schnell. Schon am Vormittag war die Hauptarbeit erledigt.
 

Ende Februar hatte Veit Pöhlmann die Fällung der Bäume auf dem früheren Thurnauer Bahnhofsgelände verhindert. Er hatte damit auch gegen den Bau eines Dienstleistungszentrum auf dem Areal in der Ortsmitte protestiert. Am Mittwoch machte der Bauhof der Marktgemeinde aus dem kleinen Wäldchen Kleinholz.

Es dauerte nur gut zweieinhalb Stunden, dann war das kleine Wäldchen verschwunden, über das in Thurnau in den letzten Wochen heiß diskutiert worden war. Um 7.30 Uhr waren die Männer des Bauhofs am gestrigen Mittwoch angerückt, um die Bäume auf dem früheren Bahnhofsgelände abzuholzen und so Platz zu schaffen für das Gesundheits- und Dienstleistungszentrum, das im Ortskern errichtet werden soll. Veit Pöhlmann, der die schon früher geplante Baumfällung Ende Februar verhindert hatte, war gestern nicht zu sehen.


Kernfäule

So mancher Thurnauer schaute dem Bauhof-Trupp zu. Hans Hartmann, der Baumfäll-Experte des Bauhofs, konnte den Kritikern gleich Wind aus den Segeln nehmen. "Die Bäume sind zum größten Teil morsch", sagte Hartmann und deutete auf einen Stamm, der im Innern deutliche Zeichen von Kernfäule aufwies - eine Tatsache, die nicht bekannt war.

Eine große Linde ist noch stehen geblieben. Die befindet sich direkt an der Bahnhofsstraße. Hans Hartmann vermutet allerdings, dass auch dieser mächtige Baum kaputt ist und allein aus Gründen der Verkehrssicherheit abgeholzt werden muss.


Fällt auch der letzte Baum

Ein Experte soll sich die Linde nun anschauen. "Wir werden Friedhelm Haun, den Kreisfachberater für Gartenbau und Landespflege, bitten, dass er den Baum unter die Lupe nimmt", sagte dazu Bürgermeister Dietmar Hofmann (SPD/Offene Liste). Ende Februar hatte Hofmann noch erklärt, dass die Abholzung aus naturschutzrechtlichen Gründen vor dem 1. März erfolgen muss.

Am Mittwoch sagte er: "Es gibt keine Regel ohne Ausnahme. Für parkähnliche Grünflächen, die über Jahre nicht gepflegt worden sind, gilt diese Regelung nicht." Philipp Hetzel, Jurist am Landratsamt, bestätigte dies. Der Stichtag 1. März gelte für Maßnahmen in der freien Natur. Da die Thurnauer Bäume auch nicht gesondert unter Naturschutz gestellt waren, habe der Markt für seine Abholzaktion auch keine Genehmigung gebraucht.


Pöhlmann wollte wachrütteln

Veit Pöhlmann hatte diesmal nicht im Vorfeld erfahren, dass die Bäume gefällt werden sollen. Er, so stellte er fest, hätte aber auch keinen Anlass mehr für eine zweite Protestaktion gesehen. "Ich hatte mit meiner Aktion Ende Februar versucht, auch die Protagonisten BRK und Sparkasse wachzurütteln.

Doch mein Protest hat leider nichts bewirkt. Das Vorhaben wurde ja auch vom Gemeinderat noch mal abgesegnet", sagte Pöhlmann, der nach wie vor glaubt, dass das Thurnauer Ortsbild durch den Neubau verschandelt wird.


Kritik am Bürgermeister

Pöhlmann beklagte, dass mit aller Macht versucht worden sei, das Projekt durchzudrücken. Auch der Bürgermeister habe eine "fragwürdige Rolle" gespielt. Er könne nicht verstehen, so Pöhlmann, dass Hofmann Leute, die ihn im Februar im Vorfeld über die Abholzaktion informiert hatten, als "Maulwürfe" bezeichnet habe.

"Es ist aus meiner Sicht empörend, dass so etwas als eine Geheimsache behandelt wird." Hofmann wollte dies nicht kommentieren. Er sagte nur: "Wenn ich vor jeder gemeindlichen Maßnahme erst Herrn Pöhlmann um sein Okay fragen müsste, würde nichts mehr vorangehen."