" Die Siemens ist so langweilig nicht"

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Wer bei Aktienkursen langfristig denkt, der ist im Vorteil. Darin waren sich Vorstandsmitglied Harry Weiß von der Sparkasse Kulmbach (links) und Börsenexperte Norbert Betz einig. Stephan Stöckel
Wer bei Aktienkursen langfristig denkt, der ist im Vorteil. Darin waren sich Vorstandsmitglied Harry Weiß von der Sparkasse Kulmbach (links) und Börsenexperte Norbert Betz einig. Stephan Stöckel
Aktienkurse steigen und fallen. Börsenexperte Norbert Betz, der bei der Sparkasse referierte, riet zu einem langen Atem.
Aktienkurse steigen und fallen. Börsenexperte Norbert Betz, der bei der Sparkasse referierte, riet  zu einem langen Atem.
 
"Der Erfolg an der Börse kommt von ganz allein. Wir müssen ihn nur in Ruhe lassen und einen langen Atem mitbringen", riet Börsenexperte Norbert Betz, der bei der Sparkasse referierte.
"Der Erfolg an der Börse kommt von ganz allein. Wir müssen ihn nur in Ruhe lassen und einen langen Atem mitbringen", riet Börsenexperte Norbert Betz, der bei der Sparkasse referierte.
 

Finanzexperte Norbert Betz plauderte in der Kulmbacher Sparkasse aus dem Nähkästchen über Tipps und Tricks an der Börse - und was gar nicht geht mit Geld.

"Das schlimmste Risiko, das sie eingehen können, ist, den Aktienmärkten die kalte Schulter zu zeigen." Dieser Satz stammt aus dem Mund eines Menschen, den nach eigener Aussage schon mit 16 Jahren das geschäftige Treiben an der Müncher Börse fasziniert hat und der dafür die Schule schwänzte. Seit rund 20 Jahren ist Norbert Betz mit Leib und Seele Börsianer. Seine Mission: Die Leute nicht nur für Wertpapiere zu begeistern, sondern sie auch vor den Fehlen bewahren, die man als Anleger machen kann. "Denn beim Denken ans Vermögen leidet oft das Denkvermögen", stellte der Experte bei seinem Vortrag am Donnerstagabend in der Hauptstelle der Sparkasse Kulmbach-Kronach fest.

Dementsprechend lautete auch das Motto der Veranstaltung "Börsenpsychologie - wie Sie an der Börse richtig denken." Der Leiter der Handelsüberwachungsstelle der Börse München, der vor Leidenschaft und Esprit nur so sprühte, räumte in seinem leichtverständlichen, kurzweiligen und mit Bildern gespicktem Referat ein, dass man vor ein paar Jahren nicht so enthusiastisch die Werbetrommel für die Aktie hätte rühren können.

Für Betz steht fest: Die Null-Zins-Politik der Europäischen Zentralbank macht es möglich. Das werde auch noch ein paar Jahre so bleiben - darin waren sich der Experte und Vorstandsmitglied Harry Weiß von der Sparkasse Kulmbach-Kronach einig. "Trotz der vorsichtigen Wende, die der Chef der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, eingeleitet hat, lautete meine Prognose und die der Sparkasse: Erst nach zwei bis drei Jahren wird es zu ersten Zinssatzsteigerungen kommen."

Was tut der Sparer? Er sucht nach Alternativen zu Sparbüchern oder Tagesgeldkonten, die derzeit so gut wie keine Zinsen abwerfen. Und vor allem: Er will sich darüber auch informieren. Nicht anders ist der große Resonanz auf den Vortrag zu erklären.

"Innerhalb von fünf Tagen war die Veranstaltung ausgebucht", freute sich Weiß. 200 Besucher lauschten den Ausführungen des Experten über die Börsenpsychologie, die sich mit den Fehlern der Anleger beschäftigte.
Betz erklärte typische Börsenfallen.Der Fachmann warnte eindringlich davor, sein eignes Lebensrisiko zu potenzieren. Als Beispiel führte er den Bankkaufmann an, der in Zeiten fragiler Bankenverhältnisse sein Depot mit Bankaktien voll hat.

"Wenn plötzlich die Beschäftigungsverhältnisse wackelig werden, brauche ich dann noch ein Risiko im Depot? Dann liegen nämlich die Bankaktien im Koma und ich als Anleger erziele keine Höchstkurse." Das, so Betz, gelte auch für andere Branchen.


Der Redner riet zu einer breiten Streuung im Aktiendepot. Die Wertpapiere sollten nicht nur aus verschiedenen Wirtschaftssektoren stammen, sondern auch globale Trends abbilden. Eine Treue zur Heimat sei bei Wertpapieren falsch am Platz.

Zudem empfahl der Redner eine gesunde Portion Demut ("Vielleicht habe ich nur Glück gehabt?") und vor Übermut Abstand zu nehmen. Er warnte davor, in Klitschen zu investieren, die das Blaue vom Himmel herab versprächen. "Schuster bleib bei deinen Leisten. Die Siemens ist so langweilig nicht", brachte es Betz auf den Punkt.

Den vielstrapazierten Ratschlag "An Gewinnmitnahmen ist noch keiner gestorben" hielt der leidenschaftliche Börsianer für einen doofen Börsenspruch. "Passen sie auf ihre Verliereraktien auf, die Gewinnern kümmern sich um sich selbst", lautete seine Empfehlung.


Von einem Zuhörer darauf angesprochen, was er von Aktienfonds hielt, antworte Betz: "Für mich ist ein Sparplan, in dem monatlich 100 Euro für die Kinder und Enkel über einen langen Zeitraum in Fonds investiert werden, der Königsweg."