Die Sanierung der Mangersreuther Orgel ist abgeschlossen

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Schön anzuhören, schön anzusehen: Die sanierte Orgel der Mangersreuther Kirche. Fotos: Sonja Adam
Schön anzuhören, schön anzusehen: Die sanierte Orgel der Mangersreuther Kirche.  Fotos: Sonja Adam
Pfarrerin Godila Baumann, Oberbürgermeister Henry Schramm, Kirchenvorstandsmitglied Christina Flauder und Pfarrerin Bettina Weber (von links) mit einigen der alten Orgelpfeifen.
Pfarrerin Godila Baumann, Oberbürgermeister Henry Schramm, Kirchenvorstandsmitglied Christina Flauder und Pfarrerin Bettina Weber (von links) mit einigen der alten Orgelpfeifen.
 
Richard Groß ist seit 1965 Organist in Mangersreuth. Er war der erste, der die "neue" Orgel spielte. Er stimmte den Choral "Großer Gott, wir loben dich" an.
Richard Groß ist seit 1965 Organist in Mangersreuth. Er war der erste, der die "neue" Orgel spielte. Er stimmte den Choral "Großer Gott, wir loben dich" an.
 
 
Kirchenmusikdirektor Ingo Hahn.
Kirchenmusikdirektor Ingo Hahn.
 
 
Der Gesangverein Weiher-Mangersreuth gestaltet den Gottesdienst mit aus.
Der Gesangverein Weiher-Mangersreuth gestaltet den Gottesdienst mit aus.
 
 
 
 
 
Oberbürgermeister Henry Schramm und Pfarrerin Bettina Weber.
Oberbürgermeister Henry Schramm und Pfarrerin Bettina Weber.
 
 

In Mangersreuth (Stadt Kulmbach) ist die Sanierung der Orgel abgeschlossen. Das Instrument erklingt jetzt wieder im ursprünglichen Ton. In einem feierlichen Gottesdienst wurde die Orgel eingeweiht.

Die Orgelbank in der Mangersreuther Kirche ist beinahe schon ein zweites Zuhause von Richard Groß. Unzählige Male hat der Organist dort schon gesessen und gespielt. Aber als er am Samtag den Choral "Großer Gott, wir loben dich" anstimmt - da ist das nicht nur für Richard Groß ein ganz besonderer, ein bewegender Moment.

Fünf Monate lang haben sich die Mangersreuther mit einer kleinen Orgel behelfen müssen. Nun ist die Sanierung der Wolf-Orgel aus dem Jahr 1886 abgeschlossen und in einem feierlichen Gottesdienst weiht Pfarrerin Bettina Weber die "neue" alte Orgel ein. Richard Groß, seit 1965 Organist in Mangersreuth, bleibt es vorbehalten, der Orgel die ersten Töne zu entlocken. "Da geht einem doch das Herz auf", sind sich Pfarrerin Weber und Oberbürgermeister Henry Schramm einig., als tosend die ersten Töne des machtvollen Chorales erklingen.

Die Mangersreuther Orgel hat sich verändert.
Innerlich und äußerlich. Sehr schön sei die technische Ausstattung jetzt, schwärmt Kirchenmusikdirektor Ingo Hahn, der Details zur Orgel erläutert.

15 Register

Bei der Orgel handelt es sich um ein zwei-manualiges Instrument mit Pedal. Nach wie vor gibt es 15 Register. Allerdings wurde der Klang von fünf Registern verändert und wieder an den ursprünglichen Zustand angepasst. Wie viele Orgeln war auch die der Mangersreuther Kirche vor Jahrzehnten Opfer einer "Barockisierung" geworden. Dem Zeitgeschmack entsprechend wurden die Instrumente verändert. Zum Beispiel wurden Pfeifen abgesägt, um höhere Stimmlagen zu erreichen.

Mittlerweile hat sich das musikalische Empfinden der Menschen erneut verändert. Manche Register werden heute als schrill, piepsig und unangenehm empfunden. Deshalb kehrt man bei Sanierungen wieder von den so genannten obertönigen zu den "grundtönigen" Registern zurück. Auch in Mangersreuth wurden die obertönigen Register zugunsten der grundtönigen zurück gebaut.

Die Orgel hat zudem einen völlig neuen Prospekt bekommen. Das heißt: Die dem Kirchenraum zugewandte Seite ist komplett neu.

Etliche Pfeifen wurden erneuert. 912 Pfeifen hat die Orgel nun. Die kleinste Pfeife ist 10 Millimeter groß, die größte 3,80 Meter. Eine besondere Ohrenweide ist der neue 16-fußige Violonbaß. "So eine gesättigte Klangfülle, so eine klassische Ästhetik sind selten", gerät sogar der Chef der Orgelbaufirma Karl Göckel ins Schwärmen.

Naturmaterialien

Bei der Sanierung wurden ausschließlich Naturmaterialen verwendet, erläutert Göckel. Klanglich auf die Sprünge geholfen haben der Mangersreuther Orgel die Orgelbauer Markus Roth und Helmut Marx.

Kirchenmusikdirektor Ingo Hahn brachte bei seinem Konzert nach dem Weihe-Gottesdienst das zum Ausdruck, was Pfarrerin Bettina Weber zu erklären versuchte: Ingo Hahn entführte die Mangersreuther in eine Welt des Klanges und brachte die neuen Facetten der Orgel mit einer Zeitreise durch die Jahrhunderte, durch aller Herren Länder und durch sämtliche Stil-Epochen zum Klingen. Hahn hatte neben einer Toccata von Andreas Willscher und einer zauberhaften Toccatino von Guglielmo Lardelli verschiedene Versionen von Johann Anton Kubrichs G-Dur-Stück zur Präsentation der Orgel ausgesucht und spielte das Kubrich-Werk nicht nur in der Acht-Fuß-Lage, sondern auch mit dem Flöten-Register, das wirklich eine Flöte täuschend echt imitieren kann.

Bei Johann Sebastian Bach zeigte der Kirchenmusikdirektor, was man mit den Orgelpedalen alles aus der Orgel herausholen kann, und machte den neuen "Violonbass", den auch der Geschäftsführer der Orgelbaufirma Steinmeyer Karl Göckel als Besonderheit bezeichnete, er-hörbar.

Alte Pfeifen gegen Spende

In ausführlichen Erläuterungen zeigte Hahn bei Scherzi von Willscher verschiedene Registrierungen und spielte mit den neuen Möglichkeiten der Orgel. Und zum Schluss hatte er natürlich noch einige Orgel-Extras auf Lager: Werke aus dem Toggenburger Hausorgel-Büchlein, gesammelt von zwei Orgelspielerinnen in der Schweiz. Mit Werken von Bach und aus der Feder des englischen Organisten Collin Mawby schloss er seine Zeitreise durch die Welt der Orgelmusik ab.

Besucher des Konzerts, das auch vom Gesangverein Weiher-Mangersreuth mit ausgestaltet wurde, konnten sich ein besonderes Souvenir mit nach Hause nehmen: Gegen eine Spende wurden die alten Orgelpfeifen abgegeben.

"Die neue Orgel ist etwas Wunderbares", zeigte sich Kirchenvorstandsmitglied Christina Flauder von den neuen Möglichkeiten begeistert. Und auch Oberbürgermeister Henry Schramm, der eine Spende zur Orgelsanierung an die Kirchengemeinde übergab, war begeistert. "In der Kirche öffnen die Menschen ihre Herzen. Mit Orgelklang geht das noch einfacher."