Die Rüpel sind überall

1 Min

Der gute Ton ist manchmal Glückssache. Und das gilt nicht nur für eine bestimmte Spezies Mensch.

Auf meinem Schreibtisch liegt ein Brief. Absenderin ist eine gewisse Anna.

Frau Anna, die uns ihren Nachnamen leider nicht verraten hat, ist erbost. Über rasende Fahrradfahrer zum einen. Und über uns, die wir uns in unserer Berichterstattung in jüngster Zeit oft für die Anliegen von Fahrradfahrern starkgemacht haben.

Rowdies seien in Kulmbach unterwegs, schreibt Frau Anna. Und sie habe (von wem?) schon die Äußerung vernommen, dass man doch mal den Ellenbogen rausstrecken solle, damit sie - wir zitieren ! - "richtig auf die Fresse fallen".

Liebe Frau Anna: Ja, es gibt sie, die Rowdys auf zwei Rädern. So, wie es Rowdys am Steuer eines Autos gibt und Fußgänger, die sich mehr als rüpelhaft benehmen. Oder Menschen, die mit Aussagen wie der, die wir zitiert haben, eine Art verbales Rowdytum praktizieren.

So wir der Fußgänger, auf den ich dieser Tage auf dem Heimweg von der Arbeit getroffen bin. Er stand an der Ampel. Ich rollte gemächlich mit dem Rad vorbei, als er mir seine Kippe direkt vor den Vorderreifen schnippte. Meine Frage, ober daheim denn auch seinen Dreck einfach hinschmeiße, beantwortete er wortreich. Zitierfähig war's nicht. Aber die Worte "Schlampe" und "aufs Maul hauen" kamen drin vor. Der gute Ton ist halt einfach Glückssache. Auf zwei Rädern, auf vier - und zu Fuß.