Die Pflicht kommt durch die Hintertür

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In vielen Restaurants muss man sich per Luca-App registrieren. Wie macht man das, wenn man kein Handy hat?
In vielen Restaurants muss man sich per Luca-App registrieren. Wie macht man das, wenn man kein Handy hat?
Symbolfoto: Soeren Stache/dpa

Nahezu unbemerkt hat sie sich eingeschlichen - diese lästige Pflicht durch die Hintertür. Aber wo bleibt der Aufschrei?

Im Schatten des Geschreis um Testen und Impfen ist eine lästige Pflicht praktisch geräuschlos eingeführt worden. Ohne, dass irgendjemand ein Gesetz dazu verabschiedet hätte. Und ohne, dass sich irgendjemand darüber echauffiert hätte.

In Freiheitsrechten beschnitten

Bin ich wirklich der Erste, der sich - zumindest öffentlich - darüber aufregt, dass ich zunehmend im täglichen Leben in meinen Freiheitsrechten beschnitten werde? Echt jetzt? Das darf doch nicht wahr sein. Wo bleibt der Aufschrei? Ich fasse es nicht.

Er muss raus, der Ärger über die ständig wachsende Benachteiligung. Auslöser meiner Wut war ein Paketzusteller, der unlängst an unserer Haustür klingelte. Als ich öffnete und grüßte, kam nur ein einziges unwirsches Wort zurück: "Handy!" Wäre nicht zufällig mein Sohn zuhause gewesen und hätte diesen Kuh-Err-Kot am Rand des Päckchens gescannt, hätte es der Kerl glatt wieder mitgenommen. Denn ich habe kein Handy. Und für diesen Luxus, nicht immer und überall erreichbar zu sein, werde ich mehr und mehr übel ausgegrenzt.

Gezwungen, weiter Diesel zu fahren

Versuchen Sie mal, ohne Smartphone an einer E-Ladesäule Strom zu tanken. Vergessen Sie's. Ich bin praktisch gezwungen, weiter Diesel zu fahren. Natürlich kann ich vielerorts auch nicht einfach diese neuartigen Parkautomaten nutzen - gut, kauf ` ich halt woanders ein. Meinen digitalen Impfnachweis hat die freundliche Apothekerin mit aufs Handy meiner Frau gespeichert. Allein mal essen zu gehen, ist echt schwierig, zumal die gelbe Impfpappe von Tag zu Tag poröser wird.

Normalerweise müsste es für Menschen, die kein Smartphone nutzen, Boni geben. Im Verkehr zum Beispiel, weil sie niemals am Steuer sitzend eine SMS schreiben oder lesen können. Im Beruf, weil sie nicht permanent durch gaaaaanz wichtige (private) Textnachrichten abgelenkt werden.

"Was gibt's Neues?"

Oder von den Krankenkassen, weil sie nicht pausenlos auf diesen bakterienverseuchten Tatsch-Skriens herumfingern müssen.

So, jetzt ist der Ärger raus. Jetzt geht's wieder. "Schatz, trinken wir nen Kaffee? Und gibt's was Neues in Deiner Theatergruppe?"