Dank vieler Spenden kann die Kulmbacher Tafel alle versorgen, die zur Lebensmittelausgabe kommen. Das ist viel Arbeit, denn der Andrang ist riesig. Ein frecher Brief bringt die Helfer nun auf die Palme: Der Verfasser gönnt Ukrainern die Gaben nicht.
Dienstagmorgen, 8 Uhr, in der Blaicher Straße: Die Tafel öffnet um 10 Uhr, doch die ersten Kunden, die sich hier Lebensmittel holen möchten, stehen bereits Schlange. Die Wartezeit vertreiben sie sich mit Gesprächen. Die vorherrschende Sprache: Ukrainisch. Ukrainer, die vor dem Krieg in ihrer Heimat geflohen und im Landkreis untergekommen sind, sind momentan die weitaus größte Kundengruppe der Kulmbacher Tafel. 371 sind es in dieser Woche.
Das gefällt offensichtlich nicht jedem: Die Helfer müssen sich immer wieder Kritik anhören oder lesen. So wurde vor einigen Tagen Elfriede Höhn beschimpft, weil sie um zusätzliche Spenden für ukrainische Geflüchtete warb.
Doch es sind an diesem Tag auch viele andere Menschen da: Deutsche ebenso wie Migranten, Junge und Alte. Sie alle sind froh, dass es die Tafel gibt, aber manchem fällt es gar nicht leicht, hierher zu kommen. Wie der jungen Mutter, die sich zum ersten Mal bei den Wartenden einreiht. "Ich hätte nie gedacht, dass ich mal auf diese Art Hilfe angewiesen sein könnte", sagt sie. Die Kulmbacherin wurde von ihrem Mann verlassen, steht mit der kleinen Tochter allein da. Finanziell reicht es vorne und hinten nicht.
Wie am Fließband
Elfriede Höhn, Vorsitzende der Tafel, stellt ihr einen Kundenausweis aus, mit dem sie ab sofort jede Woche eine große Tasche voll Lebensmittel bekommen kann. Sie würde gerne ein wenig trösten, Zeit für ein Gespräch haben. Aber es warten einige Hundert Menschen, die Ausgabe hat Fließband-Charakter.
Das Tafel-Team ist gut organisiert und auch bereits seit 8 Uhr fleißig: Tüten mit Obst oder Gemüse sind vorgepackt, Brot und Brötchen werden entsprechend der Familiengröße von zwei Helferinnen eingetütet und ausgegeben. Dazu gibt es noch Milchprodukte, Aufschnitt, Fertiggerichte - das Angebot hängt davon ab, was gerade gespendet wurde. Hier gibt es Lebensmittel, die nur kurz haltbar sind und im Geschäft nicht mehr verkauft werden können.
Die steigenden Lebensmittelpreise sorgen dafür, dass immer mehr Bedürftige mit geringem Einkommen das Angebot nutzen. Gleichzeitig fehlt es in vielen Tafeln an ausreichend Spenden. In Bayreuth führte das vor zwei Monaten zu einem Aufnahmestopp. Jetzt geht die Bayreuther Tafel noch einen Schritt weiter: Die Kunden können sich nicht mehr jede Woche, sondern nur noch jede zweite Woche Lebensmittel abholen.
In Kulmbach ist das anders: "Wir schicken niemanden mit leeren Händen weg." Eindringlich waren deshalb nach Kriegsausbruch die Spendenappelle der Kulmbacher Tafel-Vorsitzenden, als sich die Zahl der Bedürftigen schlagartig verdoppelte. Die Bitte wurde gehört: Viele Kulmbacher, Privatleute und Unternehmen, halfen, damit die Waren für alle reichten. Und noch immer ist es vielen Menschen im Landkreis ein Anliegen zu helfen. Ergebnis: Es gab bisher noch an jedem Ausgabetag genug Lebensmittel, um allen zu geben: Einheimischen und Geflüchteten, Familien und Rentnern. "Wir haben niemanden abweisen müssen und wir tun unser Bestes, damit wir das auch in Zukunft nicht tun müssen."
Mir fehlt bei den ganzen Berichten zur den Tafeln und deren Überlastungssituationen allerorts eine grundlegende Debatte. Warum müssen in unserem hochgepriesenen ach so "reichen" Land, das finanziell immer für alles in Europa und der Welt Millionen und Milliarden übrig hat, so viele Menschen zur Tafel ? Die Versorgung der Ärmsten ist im solidarischen Pakt Aufgabe des soooo reichen Staates. Warum werden die Steuern nicht vorrangig für das Volk und dessen Grundsicherung ausgegeben? Warum ist für alles Geld da und die ärmsten versorgen freiwillige Organisationen und deren Helfer?