Unter dem fehlenden Wind litt in diesem Jahr das Drachenfestival beim Rangabauern in Tennach. Viele der Fans, die aus ganz Deutschland angereist waren, mussten ihre individuell gestalteten Flugobjekte wieder einpacken - und auf das nächste Event hoffen.
Vier, fünf Drachen sind es allenfalls, die - an langen Seilen hängend - über einer Wiese in Tennach am stahlblauen Himmel zu sehen sind. Eigentlich sollten sie zu Hunderten da oben schweben. Aber die meisten liegen träge am Boden. Oder sie sind noch in den etwa knapp 20 Wohnwagen und -mobilen verstaut, die gegenüber dem Wirtshaus beim "Rangabauern" auf der Wiese stehen. Es herrscht fast Windstille. Keine idealen Voraussetzungen für die "Drachencrew Oberfranken", ihr Hobby auszuüben.
Die 15 Mitglieder kommen aus Hof, Kulmbach, Kronach, Michelau, Röslau und Wunsiedel. Sie feiern an diesem Wochenende zum fünften Mal ihr jährliches Drachenfest.
Petra Bleyl aus Kulmbach organisiert alles, auch die regelmäßigen Stammtischtreffen, die monatlich ebenfalls beim "Rangabauern" stattfinden.
Treffen auch im Ausland Etwa 60 Drachenfreunde aus Augsburg, Berlin, Bingen, Fürth und Karlsruhe sind dieses Mal der Einladung gefolgt. Man kennt sich von anderen Events in ganz Deutschland und dem europäischen Ausland, die regelmäßig besucht werden. "Bis 2010 fanden noch Wettbewerbe statt", erzählt Peter Popp aus Kulmbach. "Mangels Sponsoren gibt es das heute nicht aber mehr." 2009 war er bei den deutschen Meisterschaften Dritter in der offenen Klasse.
Vor 14 Tagen war Popp beim Drachenfestival auf der dänischen Insel Fanö, wo er das größte internationale Kiteflyer-Meeting, unter anderem mit Teilnehmern aus Amerika und Australien, besucht hatte.
"Ein Muss für jeden echten Drachenfan", ist Popp noch sichtlich beeindruckt und begeistert.
Perfektionismus in China Manfred Schroller aus Bielefeld hatte die weiteste Anreise. Seit Mitte der 90-er Jahre betreibt er dieses Hobby. Die Oberfranken hat er bei einem Workshop in Naumburg kennen gelernt Er war mit seinen Drachen auch schon bei Veranstaltungen in China. "Dort ist eigentlich die Geburtsstunde des Drachens", weiß er. "Die Chinesen haben das perfektioniert. Deren Drachen sind aus Seide und Bambus, während bei uns eher Kohlefaser und Spinnaker-Nylon verwendet werden." Dieses Material gibt es allerdings nur einfarbig. Das heißt, zur farblichen Gestaltung muss man die unterschiedlichen Farben zurechtschneiden und aneinandernähen.
Das erschwert zwar den Drachenbau; aber wer mag schon einfarbige Drachen.
Bis zu einer Höhe von hundert Metern dürfen sie ihre nach Größe, Form und Design verschiedenen Objekte fliegen lassen. Das schreibt das Luftfahrtbundesamt vor. Die meisten Drachen werden selbst konstruiert und individuell gefertigt: Lenk-, Figuren-, Deltadrachen, oder "Sanyo-Rokkaku", japanische Kampfdrachen. An die hundert Exemplare hat jeder Starter schon dabei.
Manfred hat die "Sparrenburg", das Wahrzeichen seiner Heimatstadt, aufgenäht. Das Exemplar von Peter Reichelt aus Berlin zieren Symbole aus der Hauptstadt, etwa das Brandenburger Tor, der Reichstag und der Fernsehturm. Er hat einen Leichtwind-Drachen mit angenähten Reflexbändern. So ausgestattet, kann der Drachen auch ohne Wind fliegen.
Und sogar nachts, wenn er mit Taschenlampen angestrahlt wird.
Manfreds Paradestück, ein 15 Meter langer Figurendrachen, muss heute am Boden bleiben. Der Wind ist zu schwach. Auch für Petras ebenso lange "Krake" reicht heute der Aufwind nicht. Da hilft nur: Alles wieder ordentlich verstauen und auf bessere Bedingungen beim nächsten Flugfest hoffen. Das findet im September bei den Freunden "Ready to fly" in Wittenberg statt. Die "Drachen-Crew Oberfranken" wird dabei sein.