Zum Ersten, zum Zweiten, und: zum Dritten! Die Klosterbräu Marienweiher hat seit Donnerstag um 10.38 Uhr neue Besitzer. Das Ehepaar Renate Schlehofer-Knoch und Werner Schlehofer aus Bad Steben hat am Amtsgericht Bayreuth den Zuschlag für den Gasthof bekommen. Die gebotene Mindestsumme: 122 500 Euro.
Der dritte Anlauf, das 2006 von den Gebrüder Michael und Hans Jürgen Ittner sanierte und 2011 in Insolvenz gegangene Gasthaus mit acht Fremdenzimern an der Mann zu bringen, verläuft unspektakulär: Waren im April noch zahlreiche Marktleugaster Zeugen der (letztlich gescheiterten) Zwangsversteigerung, so hat sich diesmal außer Sparkassen-Vertreter Gerhard Dauses und Bürgermeister Franz Uome lediglich ein Zuhörer eingefunden - und das Ehepaar Renate Schlehofer-Knoch und Werner Schlehofer.
Rund 1000 Quadratmeter Grund
Rechtspflegerin Buchbinder erläutert punkt zehn Uhr die juristischen Rahmenbedingungen des Verfahrens und verweist darauf, dass für das etwa 1000 Quadratmeter große Grundstück mitten in Marienweiher eine Grundschuld von 590 000 Euro eingetragen ist. In einem Gutachten aus dem Jahr 2013 sei der Verkehrswert von Gasthaus und Grundstück auf 245 000 Euro festgesetzt worden.
Zugleich macht sie deutlich, dass beim dritten Termin mindestens fünf Zehntel des Verkehrswertes - also 122 500 Euro - zu bieten sind. Bei Geboten darunter werde es keinen Zuschlag geben. Das sei erst in einem vierten Termin möglich. Die Sparkasse Kulmbach-Kronach als Gläubigerin hingegen könnte auf sieben Zehntel (171 500 Euro) bestehen.
Gerade einmal vier Minuten der 30-minütigen Bietzeit sind vergangen, als Renate Schlehofer-Knoch zum ersten Mal nach vorne tritt und mit 15 000 Euro ein Gebot über dem Mindestbarwert von 13 713 Euro abgibt. Offenbar ein Test, ob es weitere Interessenten gibt. Die Rechtspflegerin stellt aber sofort noch einmal klar: "Für 15 000 Euro gibt es heute keinen Zuschlag. Fünf Zehntel müssen wir auf jeden Fall erreichen. Das sind 122 500 Euro."
Rückzug zur Beratung
Was Renate Schlehofer-Knoch und Werner Schlehofer dazu veranlasst, Sparkassen-Vertreter Gerhard Dauses für ein Sechs-Augen-Gespräch vor die Tür des Sitzungssaals 502 zu bitten. Sechs Minuten später liegt Rechtspflegerin Buchbinder das zweite Gebot des Ehepaars vor: 122 500 Euro. Die Gerichtsvertreterin nimmt es mit einem Lächeln zur Kenntnis. Bürgermeister Franz Uome auch.
Allerdings: Erledigt ist das Thema Klosterbräu damit nicht. Von der 30-minütigen Bietzeit verbleiben noch zwanzig Minuten. "Die können ganz schön lang werden", stellt Franz Uome nach beredtem Schweigen im Saal fest. Und lässt sich mit der Rechtspflegerin, Gerhard Dauses und dem Bieter-Ehepaar auf ein munteres Gespräch ein. Ein Gespräch, das um 10.38 Uhr zur Erleichterung aller Beteiligten sein Ende findet: Es hat keine überraschenden Gebote von anderer Seite mehr gegeben.
Rechtspflegerin Buchbinder fordert zu einem letzten Gebot jenseits der 122 500 Euro auf. Als das ausbleibt und Gerhard Dauses Zuschlagserteilung beantragt, schreitet sie zur Tat: Zum Ersten, zum Zweiten und: zum Dritten!
Renate Schlehofer-Knoch und Werner Schlehofer aus Bad Steben haben bereits Erfahrungen im Bereich Gastronomie und wollen sich in Marienweiher auf regionale Speisen und Biere konzentrieren.
Das Ehepaar, das in Hof-Stadt und am Untreusee gastronomische Betriebe führte, wird in den nächsten Monaten damit zu tun haben, Feuchtigkeitsschäden an dem Gebäude langfristig auszuschließen ("Da muss der Bagger ran") und die Gastwirtschaft mit einer neuen Einrichtung auszustatten.
Eröffnung Anfang 2016
Im Februar oder März, so hofft das Ehepaar, kann die neue Klosterbräu dann an den Start gehen.
Wenn sie denn künftig noch so heißt. Denn Werner Schlehofer muss zunächst einmal klären, ob der Name weiterhin verwendet werden darf oder einem Urheberschutz unterliegt.
Was ganz sicher feststeht: Die Klosterbräu Marienweiher wird nicht mehr mit einer eigenen Brauerei ausgestattet. Und trotzdem auf regionale Biere setzen. Werner Schlehofer hat Kontakt mit heimischen Brauereien aufgenommen und wird unfiltrierte fränkische Biere anbieten.
Mit eigener Fischzucht
Gleiches gilt für die Speisekarte im Gasthaus. Regionale Produkte am Mittagstisch und zu den Brotzeiten sollen es sein, wenngleich es auch Pizza geben wird. Und: Werner Schlehofer betreibt bereits eine gewerbsmäßige Fischzucht, sodass es in der Klosterbräu auf diesem Gebiet besondere Angebote geben wird.
Werner Schlehofer ist zwar selbst begeisterter Hobbykoch, für die Klosterbräu wird er sich aber nicht auf die eigenen Fähigkeiten verlassen, sondern einen Profi einstellen, so seine Auskunft.
Bürgermeister Franz Uome (CSU) zeigte sich nach dem Termin "froh und glücklich", dass das Ehepaar die Aufgabe Klosterbräu übernimmt und die Räume wieder mit gastronomischem Leben erfüllt. Damit würden auch die intensiven Bemühungen der Marktgemeinde um die Vermittlung belohnt.
Gerhard Dauses von der Sparkasse Kulmbach-Kronach dankte der Bürgermeister für die gute Zusammenarbeit, die zu dem überaus positiven Ergebnis geführt habe.