Seit September 2015 richten Ingrid Wachsmann und Ralf Bühler das alte Gasthaus im Neuenmarkter Ortsteil See her.
Beruflich sind Ralf Bühler (55) und Ingrid Wachsmann (46) gemeinsam am "Grünen Hügel" in Bayreuth tätig, genauer gesagt als Bühnen-Inspektor und die studierte Bühnenbildnerin als Solo-Garderobiere am Festspielhaus, aber auch privat haben sie sich einer Riesenaufgabe verschrieben: Der Sanierung des ehemaligen Dorfwirtshauses im Neuenmarkter Ortsteil See.
Das Ehepaar lebte zuletzt lange bei Hamburg und suchte jetzt nicht nur eine neue berufliche Herausforderung, sondern auch die Idylle auf dem Land. Mindestens die nächsten fünf Jahre werden Ralf Bühler und Ingrid Wachsmann mit ihrem neuen Zuhause gefordert sein. Am Anfang war es eine schier unlösbare Aufgabe, denn viele Zimmer des ehemaligen Gasthauses waren regelrecht zugemüllt.
"Viel näher an Italien"
"Wir wurden hier von Anfang an sehr gut aufgenommen und wir fühlen uns hier in der Dorfgemeinschaft wirklich wohl", loben die beiden den Zusammenhalt in der 120-Seelen-Gemeinde. Und etwas scherzhaft fügt Ralf Bühler noch hinzu: "Wir sind hier viel weiter in Italien als in Hamburg!" Italien ist nämlich das Lieblingsland für den gemeinsamen Urlaub.
Ralf Bühler ist in Heilbronn aufgewachsen. Dort gelangte er durch einen Zufall als Bühnentechniker an das Theater. "Mein damaliger Chef hat mich dann irgendwann gefragt, ob ich nicht Lust hätte, an die Hamburger Staatsoper mitzukommen. 1992 habe ich auch zugesagt. Wenn man aus Heilbronn aus dem Stadttheater kommt, war für mich die Staatsoper in Hamburg das Feinste vom Feinsten." In Hamburg war Bühler ausschließlich als Beleuchter tätig und bildete sich dort weiter.
Wenige Jahre später erfolgte die Ernennung zum Technischen Inspektor an der Staatsoper Hamburg.
Hier lernte er 2008 bei der Wagner-Oper "Das Rheingold" kennen und lieben. Ingrid Wachsmann war als Bühnenbildnerin tätig. Beide lebten nur noch für den Beruf. "Wir hatten wenig Zeit füreinander und wir wussten, es muss sich irgendwas ändern", erklärt Bühler. Als das Angebot aus Bayreuth kam, als Bühnen-Inspektor am Festspielhaus zu arbeiten, entscheiden sich beide für den Umzug nach Franken. "Ich habe meiner Frau vorgeschlagen noch einmal klein anzufangen, um auch mehr Zeit für uns zu haben."
Der Rest lief dann sehr schnell ab. Ingrid Wachsmann war begeistert von der Region und im März 2013 fand man zunächst in der früheren Eisenbahnersiedlung "Hoh-Goggern" in Neuenmarkt eine kleine Wohnung und auch einen kleinen Garten am Bahnhof. Ralf Bühler: "Wir haben dort bereits Kartoffeln angebaut.
Es macht Spaß hier zu leben und wir haben vor, auf Dauer hierzubleiben", so Bühler.
Angebot sprang ins Auge
Über das Internet wurden Ralf Bühler und Ingrid Wachsmann dann auf das frühere Gasthaus in See aufmerksam. Die Größe und der Preis des stark renovierungsbedürftigen mehrgeschossigen Wohnhauses, so lautete die Ausschreibung, sprang den beiden sofort ins Auge. Die Arbeit, die auf sie zukam, schreckte nicht ab. Ingrid Wachsmann: "Wir können beide handwerklich gut anpacken und von daher wussten wir auch, dass wir das hier zusammen hinkriegen. Wir haben auch gemerkt, dass wir sehr gut miteinander arbeiten können." Ralf Bühler weiß, dass so eine Aufgabe nicht ohne den Partner geht: "Alleine geht das nicht und es war auch keine große Überredungskunst notwendig.
Es hat einfach gepasst oder wie sagt man hier in Franken: Es passd scho!"
Ralf Bühler erinnert sich noch an den Beginn der Arbeiten: "Wir haben am 27. September 2015 angefangen. Es war ein wunderbarer Spätsommertag und wir gingen als Erstes daran, den Efeu von den Hausfronten zu entfernen." Der nächste Schritt war dann, den alten Viehstall auszuräumen, um Platz zu schaffen. Und dann, ja dann ging es an eine heikle Aufgabe. Ralf Bühler: "Wir haben die Messi-Zimmer leergeräumt, weil es ganz einfach das Unappetitlichste vom ganzen Haus war. Wir waren zwar schon mit dem Stall Einiges gewöhnt, aber das war nochmals eine Steigerung. Wir hatten zum Glück keine toten Mäuse gefunden."
Die Rehkeule war nicht aufgetaut
Gut fünf Wochen waren Ralf Bühler und Ingrid Wachsmann allein damit beschäftigt.
Danach wurde im ersten Stock eine Art Wohlfühlraum eingerichtet, bevor man sich im Dachgeschoss eine Wohnung schuf, in die dann kurz vor Weihnachten eingezogen wurde. Ingrid Wachsmann: "Am 24. Dezember waren wir um 17 Uhr soweit, dass wir sagen konnten, jetzt fühlen wir uns wohl. Die Küche war auch schon schön eingerichtet, aber die Rehkeule war leider nicht aufgetaut. Die wurde zu spät aus der Kühltruhe genommen, aber den Rehbraten gab es dann am ersten Weihnachtsfeiertag."