DGB fordert in Kulmbach ein Europa der Menschen

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Hand in Hand sangen sie "Brüder, zur Sonne, zur Freiheit" (von links): Erich Olbrich, Hans Werther, Frank Wilzok, Landrat Klaus Peter Söllner und stellvertretende Landrätin Christina Flauder. Foto: Uschi Prawitz
Hand in Hand sangen sie "Brüder, zur Sonne, zur Freiheit" (von links): Erich Olbrich, Hans Werther, Frank Wilzok, Landrat Klaus Peter Söllner und stellvertretende Landrätin Christina Flauder. Foto: Uschi Prawitz
Detlef Ramming stieß mit Susanne Ferschl auf Europa an. Foto: Uschi Prawitz
Detlef Ramming stieß mit Susanne Ferschl auf Europa an. Foto: Uschi Prawitz
 

Susanne Ferschl fordert bei der Maikundgebung in Kulmbach mehr Solidarität über Grenzen hinweg und nennt die EU ein Friedensprojekt.

Unter dem Motto "Europa. Jetzt aber richtig!" hatte der Deutsche Gewerkschaftsbund zur Maikundgebung in den Kulmbacher Mönchshof eingeladen. "Europa ist geil", sagte DGB-Kreisvorsitzender Detlef Ramming zur Begrüßung, denn: "Ich fahre gerne ins Ausland, einfach zu Freunden."

Damit positionierte er die Gewerkschaft ganz klar für ein gemeinschaftliches Europa. Er forderte alle auf, am 26. Mai von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen. "Es ist ein hohes Recht zur Wahrung unserer Volkssouveränität, und egal für welche demokratische Partei man sein Kreuz macht, Hauptsache man geht wählen", plädierte auch Dritter Bürgermeister Frank Wilzok in seinem Grußwort.

Vertrauen zurückgewinnen

Für mehr Solidarität - auch innerhalb Europas - machte sich Susanne Ferschl stark. Sie ist Betriebsrätin und zudem in der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) aktiv. "Wir brauchen ein Europa, dem die Menschen wieder vertrauen, weil es ein Europa der Menschen und nicht der Märkte ist."

Daher müsse auch Schluss sein mit dem Steuersenkungswettbewerb in Europa, Schluss damit, einseitig die Interessen der Wirtschaft in den Vordergrund zu stellen. "Es ist doch nicht so, dass wir uns den Sozialstaat nicht mehr leisten können", sagte sie, "wir können uns vielmehr die Reichen und die Konzerne, die keine Steuern zahlen, nicht mehr leisten."

60 Milliarden Euro würden pro Jahr für Rüstung ausgegeben, wenn die Bundesrepublik die Zwei-Prozent-Forderung erfüllen würde, "wie viele Schulen könnte man dafür unterhalten, wie viele Lehrer einstellen, und wie viele Pflegekräfte?" Da sei das Geld besser aufgehoben als für Panzer und Tornados. Auch das Rentensystem machte Susanne Ferschl zum Thema: "Wir brauchen armutsfeste Renten, denn das Gesicht einer Gesellschaft zeigt sich auch darin, wie sie mit ihren alten Menschen umgeht."

Mindestlohn erhöhen

Eine Anhebung des Renteneintrittsalters sei mit der Gewerkschaft nicht zu machen. Das Gleiche gelte für die Löhne, der Mindestlohn müsse auf ein Minimum von zwölf Euro angehoben werden. "Es ist doch ein Skandal, wenn in diesem reichen Land Menschen trotz Arbeit arm sind", sagte sie. "Jemand wie Jeff Bezos verdient in einer Minute das, was einer seiner Angestellten bei Amazon in einem Jahr verdient - das ist doch ein Skandal!"

Solche Verhältnisse würden den rechten Rand stärken und den Populisten in die Hände spielen, die schwächsten Gruppen würden gegeneinander ausgespielt. Auch die Leiharbeit müsse eingeschränkt werden. "Bei gleichem Lohn und einem Flexibilitätszuschlag von zehn Prozent, dann hätte sich das schnell erledigt."

Und für Bayern forderte sie ein Tariftreuegesetz. Das bedeutet, dass nur tarifgebundene Unternehmen öffentliche Aufträge erhalten dürften. Im Sinne aller Arbeitnehmer müsse eine europäische Vernetzung noch weiter vorangetrieben werden. Die Kooperation mit Betriebsräten anderer Länder sei unerlässlich, wolle man gegen den Wettbewerb bei den Arbeitskosten und für die Sozialstandards kämpfen. Erst mit der EU sei die Gründung europäischer Betriebsräte möglich geworden.

Der Irrweg der Rechten

"Wir müssen uns überregional organisieren, denn das Kapital arbeitet auch über Grenzen hinweg." Deswegen seien Nationalstaats- und Exit-Strategien sowie geschlossene europäische Grenzen nicht der richtige Weg. "Der Weg der Rechten ist ein Irrweg, statt auf Solidarität setzen sie auf Spaltung." Europa sei als ein Friedensprojekt ins Leben gerufen worden.

Auch Frank Wilzok vermisste die Solidarität in der heutigen Arbeitswelt sehr. "Oft regiert die Angst vor dem Vorgesetzten, das Miteinander ist von Neid geprägt", bedauerte er.

Dabei würde das Erreichen gemeinsamer Ziele und das Leben gemeinsamer Werte viel Kraft geben. "Nur gesunde Mitarbeiter sind gute Mitarbeiter", so der Dritte Bürgermeister.

Zum Abschluss der Versammlung reichten sich die Anwesenden die Hände und sangen das Lied "Brüder, zur Sonne, zur Freiheit".