Der Ort präsentiert sich insgesamt in gutem Zustand, betont der Bürgermeister. Im Rahmen des ISEK-Verfahrens (integriertes Stadtentwicklungskonzept) sei ermittelt worden, was wünschenswert sei. Vieles davon habe man bereits erfolgreich umgesetzt. Eines der Highlights: die Umgestaltung des Bahnhofs. 1,8 Millionen Euro hat die Gemeinde investiert, um dort eine Tagespflegeeinrichtung zu etablieren und sechs behindertengerechte Wohnungen zu schaffen.
Versorgung gesichert
Dass sich im Ort aufgrund der geringen Einwohnerzahl vermutlich kein großer Lebensmittelmarkt ansiedeln wird, sei bedauerlich, sagt Diersch. Andererseits: "Wir haben in der Ortsmitte ein kleines Geschäft. Wir haben im Hauptort und in den Ortsteilen Bäckereien, Metzgereien und Hofläden. Einkaufsmöglichkeiten gibt es also genug."
Punkten könne Trebgast auch mit dem hohen Freizeitwert. Der Badesee sei, neben der Naturbühne natürlich, längst zu einem weit über die Region hinaus bekannten Anziehungspunkt mit bis zu 100 000 Besuchern je Saison geworden. Die drei verschiedenen Strecken des Nordic-Walking-Parks im Umfeld des Sees würden gut angenommen.
Auf der Liste des Bürgermeisters steht auch das ehemalige Gebäude der Raiffeisenbank. Was dort entstanden ist und noch wächst, erfüllt ihn mit spürbarem Stolz: Ein Jugendtreff, eine Begegnungsstätte für ältere Menschen, die Bücherei der Kirchengemeinde und das Gemeindearchiv. Ein weiterer Ausbau ist denkbar. "Es ist schön, wenn so etwas wächst", sagt Werner Diersch und ist stolz auf "seine" Trebgaster, die in Eigeninitiative viel zuwege gebracht haben. Noch immer bezeichnet er es als gute Entscheidung, dass man damals das Gebäude günstig gekauft habe. "Hätte man so etwas neu bauen wollen, hätte das Hunderttausende gekostet."
Ein verantwortungsvoller Umgang mit dem Geld der Gemeinde war Werner Diersch immer wichtig - da kann er den "Banker" nicht verleugnen. "Haushaltsdisziplin" nennt er das. Nach seinem Amtsantritt vor zwölf Jahren, als die Gemeinde immerhin zwei Millionen Euro Schulden hatte, habe er sich an die Konsolidierung gemacht. Trotz vieler Investitionen habe sich der Schuldenstand deutlich verringert, und, so berichtet er stolz, die Gemeinde kommt bis zum heutigen Tag ohne Stabilisierungshilfen aus.
Auf der Liste des scheidenden Bürgermeisters steht noch so einiges: Die Sicherstellung der Wasserversorgung in Lindau, die Dorferneuerung von Lindau, die seit Jahren ein Thema ist, die geplante Fortführung des Internet-Aufbaus, ein Programm zur Verringerung des Stromverbrauchs. Der Kanal in der Berliner Straße und die Ertüchtigung des Kanals in Waizendorf stehen noch an.
90 Prozent einstimmig
Wichtig ist es Diersch, auf das gute, vertrauensvolle Miteinander im Gemeinderat zu verweisen. Man habe durchaus kontrovers diskutiert. Aber: "90 Prozent aller Beschlüsse haben wir dann einstimmig gefasst."
Und dann, am Ende eines langen Gespräches, erzählt der künftige Ex-Bürgermeister noch eine kleine Begebenheit, die ihn immer noch sichtlich amüsiert: Als auf der Höhe über Michelsreuth ein Mobilfunkmast installiert worden war, stellte Diersch im Nachhinein fest, dass der zum Teil auf Gemeindegrund stand. Ein Mietvertrag wurde ausgehandelt, der der Gemeinde unterm Strich Einnahmen von rund 100 000 Euro bescheren wird. Und das freut das scheidende Gemeindeoberhaupt immer noch. Als Banker - und als Bürgermeister.
Das sagen die Fraktionen
Albert Kolb (SPD-WG) war in der zwölfjährigen Amtszeit von Werner Diersch sein Stellvertreter. Sein Statement: "Werner Diersch pflegte in seiner Zeit als Bürgermeister immer die Zusammenarbeit, die Parteipolitik wurde hintangestellt. Gerade in unserer Fraktion herrschte ein harmonisches Miteinander, großes Vertrauen und Einigkeit in den Entscheidungen. Als Zweiter Bürgermeister war ich stets in die Arbeit mit einbezogen."
Albert Kolb bescheinigt Werner Diersch eine kollegiale Führung. Dass die allermeisten Beschlüsse im Gemeinderat einstimmig getroffen wurden, belege, dass der Bürgermeister für das Allgemeinwohl und nicht für Alleingänge zur Verfügung stand.
Intensiv vorbereitet
Die Beschlüsse seien immer intensiv vorbereitet und zur Abstimmung aufbereitet worden, so dass selbst komplexe Sachverhalte für jeden verständlich dargestellt und letztendlich zum Abschluss gebracht werden konnten. Die Gemeindeausflüge während seiner Amtszeit dienten dem Zusammenwachsen des Gemeinderates, und führten auch zu einem sehr guten Gemeinschaftsverständnis mit dem Kirchenrat in Trebgast, beides zum Wohle unserer Gemeinde.
Auf einen gemeinsamen Konsens und gelebte Praxis sei auch die Arbeit in der VG-Versammlung ausgerichtet gewesen, so Kolb.
Herwig Neumann von der CSU/NWG scheiterte bei der Bürgermeisterwahl zweimal an Werner Diersch. Im dritten Anlauf konnte er sich gegen den Kandidaten der SPD-WG durchsetzen und ist der Nachfolger von Werner Diersch.
Sein Kommentar zur Amtszeit seines Vorgängers:
"In den letzten zwölf Jahren konnten wir von der CSU/NWG mit Werner Diersch gut zusammenarbeiten. Er war ein Bürgermeister, der nicht den Konflikt gesucht hat, sondern immer auf den Ausgleich bedacht war. Er führte die Gemeinde mit einer ruhigen und sicheren Hand."