Dem Begriff Rudel eilt nicht unbedingt ein guter Ruf voraus - was sich nun wohl ändern wird.
Dem Begriff
Rudel eilt nicht unbedingt ein guter Ruf voraus, wenn wir mal von der Verhaltensbiologie absehen. Denn in der Zoologie wird damit - völlig wertneutral - eine geschlossene Gruppe von Säugetieren bezeichnet, Wölfe, Löwen oder Steinböcke etwa, die sich untereinander kennen und eine Rangordnung einhalten. Im Gegensatz dazu gibt es die Herde: Hier leben zum Beispiel Rindviecher mehr oder weniger anonym in einer Gruppe zusammen, und die eine Kuh interessiert sich nicht dafür, was die andere Kuh macht.
Negativ besetzt ist vor allem die
Rudeltaktik, angewandt von deutschen U-Booten im Zweiten Weltkrieg. Sie griffen feindliche Schiffe nicht mehr einzeln, sondern im Verband an.
Wutbürger in bunten Hemdchen
Nicht gerne gesehen ist die
Rudelbildung beim Fußball. Darunter kann man sich eine Zusammenrottung von jungen Menschen vorstellen, die - Wutbürgern in bunten Trikots nicht unähnlich - mit feuchter Aussprache Argumente austauschen.
Über das
Rudelbesäufnis können wir auch nicht viel Positives sagen. Wohl aber über das
Rudelgucken. Gleichbedeutend mit dem neudeutschen Public Viewing (was im englischen Sprachraum den Umstand beschreibt, dass ein Toter öffentlich aufgebahrt wird), bildete es bisher in der Wortsippe, die sich um das
Rudel schart, eine Ausnahme.
In der Meute mitgrölen
Aber nun kommt das im fränkischen Sprachraum bisher weitgehend unbekannte
Rudelsingen dazu. Was das ist? Laut Veranstalter eine harmlose Ansammlung Hunderter von Menschen jeden Alters, die zu Musikbegleitung gemeinsam "Hits und Gassenhauer von damals bis heute" singen, während die Texte an die Wand gebeamt werden. Eine Art Karaoke pluralis also.
Nürnberg ist die fränkische Hochburg des neuen Trends. Im dortigen Traditionslokal Gutmann am Dutzendteich findet am 17. April das nächste
Rudelsingen statt. Wenn Sie mit den Wölfen heulen, pardon: in der Meute mitgrölen möchten - umsonst ist es nicht. Der Spaß kostet zwölf Euro Eintritt.