Wir wollen ehrlich sein: Es gibt so Tage, da folgt der Frage des Chefs, ob jemand in der Lage sei, einen Aufmacher zu schreiben, quälendes Schweigen.
Das eigentlich geplante Gespräch mit dem Erfinder einer Allzweckmaschine - geplatzt. Das Porträt über den jungen Surfer aus dem Frankenwald, der auf der größten Welle aller Zeiten eine Begegnung mit einem weißen Hai hatte - auch nichts geworden. Und der Lottogewinner, den wir interviewen wollten, geht nicht mehr ans Telefon - der hat sich vermutlich eine Jacht gekauft und ist auf dem Weg in die Südsee. Da laufen die Gehirnzellen heiß und der Schweiß rinnt.
Es gibt aber auch Tage, da liegen die ganz großen Geschichten gewissermaßen auf der Straße: Morgens zieht sich vom Eingang zum Firmengebäude die Treppe hinauf eine Spur roter Tropfen. Blut?
Oben in der Redaktion gibt es nichts Auffälliges. Außer Reste von weißem Pulver auf einer grauen Arbeitsplatte. Kokain?
Im Kopf entsteht die Geschichte: Eine Bluttat im Drogenmilieu. Direkt in der Redaktion. Aber wer? Wann? Warum?
Die Ernüchterung folgt auf dem Fuß: Die Kollegin hat sich von zuhause tiefgekühlte Himbeeren für die Pause mitgebracht. Der Saft ist ausgelaufen, hat eine Stofftasche versaut und ist auf die Treppe getropft. Und der "Schnee" wird in dem Moment Schnee von gestern, als sich herausstellt, dass in der Teeküche Krapfen für alle stehen und wohl jemand beim Essen mit dem Puderzucker gekleckert hat.
Nun ist guter Rat teuer. Hätten Sie vielleicht ein Thema für einen Aufmacher? Wenigstens für einen kleinen?