Nach Schätzungen des BRK gibt es in Kulmbach und Bayreuth 500 Defibrillatoren. Gemeldet ist bei der Integrierten Leitstelle aber nur ein Bruchteil der Geräte. Bayreuth hat dabei die Nase deutlich vor Kulmbach. Dabei können ein paar Klicks Menschen vor dem Tod bewahren.
Die Karte auf der Internet-Seite der Integrierten Leitstelle Bayreuth/Kulmbach ist gespickt mit den grünen Blitz-Herzen. Die Herz-Symbole zeigen die Standorte von Defibrillatoren. Obwohl: Gespickt ist die Karte nur im Bayreuther Gebiet, im Landkreis Kulmbach schaut es eher mau aus. Während in der Wagnerstadt rund 60 Standorte ausgewiesen sind, ist es in der Stadt Kulmbach gerade einmal eine Handvoll.
Aufgefallen ist diese Diskrepanz der Vorsitzenden der Frauen-Union Ludwigschorgast, Heike Köhler. Sie ist zahnmedizinische Assistentin in einer Bayreuther Praxis und muss alle Jahre einen Notfall-Kurs absolvieren. "Da waren Defibrillatoren auch ein Thema." Eines dieser Geräte befindet sich in ihrer Praxis, zwei weitere in 300 Metern Entfernung. Im Rahmen der Schulung stellte sie fest, dass es auf der Standortkarte fast keine Einträge im Raum Kulmbach gibt.
Ein Wunsch für Ludwigschorgast
"Vielleicht wissen die Leute gar nicht, dass man das melden kann", vermutet sie. Dabei könne es lebensrettend sein, die Standorte eintragen zu lassen. "In dem Moment, in dem etwas passiert, kann dieses Wissen entscheidend sein", sagt sie und fügt hinzu: "Für die Gemeinde Ludwigschorgast würde sich die Frauen-Union ebenfalls so ein Gerät wünschen."
Warum Kulmbach so schwach auf der Karte vertreten ist, erklärt der stellvertretende Leiter der Integrierten Leitstelle, Martin Fiedler: "Wir können nur die Standorte veröffentlichen, die uns gemeldet werden. Der BRK-Kreisverband Bayreuth treibt das voran, versucht die Stellen öffentlich zu machen und auf unser Portal zu bringen. Das ist auch für uns eine gute Sache, wenn wir wissen, wo sich überall Defibrillatoren befinden, um sie ins Notfallgeschehen einbinden zu können."
Fiedler weiß allerdings auch, dass es keine Verpflichtung gibt, die Standorte zu melden. "Das ist ebenso freiwillig wie die Pflege der Standorte auf unserer Homepage", erklärt er. Ob das der Grund ist, dass aus Stadt und Landkreis Kulmbach nur so wenige Meldungen vorliegen, darüber kann er nur spekulieren.
"Unter den Händen gestorben"
Wie wichtig ein Defibrillator sein kann, das weiß Wolfgang Hoderlein. Denn der langjährige Kommunalpolitiker und frühere SPD-Landtagsabgeordnete hat es als Vorsitzender des Tennisclubs Stadtsteinach schon selbst erlebt, "dass jemand unter meinen Händen gestorben ist". Weil ein Defibrillator fehlte. "Und dann der Vorfall mit Hansi Hümmer." Spätestens da begann er, Sponsoren für ein Gerät zu suchen, das der Tennis-Verein inzwischen seit einem Jahr sein Eigen nennt. Auch beim Tennis-Kreisverband habe er das Thema auf die Tagesordnung gebracht.
Und nicht nur das. Als Kreisrat stellte er zudem den Antrag, alle kreiseigenen Schulen (MGF, CVG, Realschule, Berufsschule/BOS/FOS) mit Defibrillatoren auszurüsten. Das sei mittlerweile geschehen. "Eine Online-Vernetzung über die Integrierte Leitstelle liegt als nächster Schritt in der Logik der Sache", so sein Fazit. "Das ist eine gute Idee, die gefördert werden müsste."
Zielgruppe: 25 bis 55 Jahre
Einer, der hinterher ist, dass die Bayreuther "Defi"-Standorte der Integrierten Leitstelle gemeldet werden, ist Karl Bernet, Ausbilder beim BRK Bayreuth. Er geht von 500 Defibrillatoren in Kulmbach und Bayreuth aus. Sein Engagement hat auch einen Grund: "Es kommt auf jede Minute an." Und: "Unsere Zielgruppe wird immer jünger, das Alter liegt zwischen 25 und 55 Jahren. Es sind junge, dynamische, sportliche Typen betroffen." Ursachen sind oft Herzmuskelentzündungen, hervorgerufen durch nicht auskurierte Grippe-Erkrankungen. "Das Heimtückische ist, dass man nichts merkt. Die Leute fallen im Laufen um."
Verwendung ist ganz einfach
Die Verwendung der Geräte ist denkbar einfach: Die Nutzer werden per Ansage genau geführt. Im Prinzip müssen nur die beiden Elektroden am freien Oberkörper des Patienten angebracht und der Knopf des Geräts gedrückt werden. Der damit ausgelöste Stromstoß kann Leben retten.
"Die Leute brauchen keine Angst zu haben, etwas falsch zu machen", ergänzt Dieter Fiedler vom BRK Kulmbach. "Der einzige Fehler ist, nichts zu tun", stellt er fest. Auch er appelliert an alle Besitzer von Defibrillatoren, die Geräte der Leitstelle zu melden. Für die ehrenamtlichen Helfer sei es einfach ein zu großer Aufwand, überall nach den Geräten zu fragen.
Wer seinen Defibrillator melden will, kann das
hier tun.