Der Einkaufstempel ist zum Schandfleck verkommen, der Abriss beschlossen. Und dann? CSU-Stadträte träumen beim Rundgang von einer universitäre Zukunft.
Wer die Ohren spitzt, glaubt es noch schemenhaft zu vernehmen: das Klackern der Räder vieler Einkaufswagen im Supermarkt; das Feixen der Kinder beim Genuss des Bananensplits in der Eisdiele; die unvermeidbare Frage der Wurstfachverkäuferin: "Derf's a bissla mehr sein?" Alles Geschichte. Verklungen sind die Töne aus dem einstigen Konsumtempel Kaufplatz. Der Handelsklotz von einst ist heute ein Klotz am Bein der Stadt.
Oder doch nicht? Was wäre, wenn der Koloss, wie geplant, bald fällt und neues Leben - Studentenleben - einzöge? Die CSU-Stadtratsfraktion hat am Montagabend beim Rundgang durch die Handelsruine schon mal weitergedacht. Fraktionsvorsitzender Michael Pfitzner machte dabei deutlich, dass an einen Erhalt des Kaufplatzes nicht zu denken sei. "Es gab Diskussionen, ob die Stadt das Gebäude, das sie gekauft hat, nicht wieder sanieren und herrichten könnte. Aber das ist absolut nicht darstellbar." Es habe sich, so Pfitzner, als Glücksfall herausgestellt, "dass wir beim Abriss nix übers Knie gebrochen haben - schließlich tat sich ja die unglaubliche Option für eine siebte Fakultät der Uni Bayreuth hier auf."
Was die Verhandlungen der Stadt mit der Brauerei zum Thema Güterbahnhofsgelände angeht, das wiederum die Uni-Verantwortlichen als Campus-Standort präferierten, so sieht Pfitzner den Prozess in einer gewissen Sackgasse. "Wir stehen aber zugleich unter Zugzwang, denn wenn wir die Fördergelder nicht rechtzeitig abrufen, können die Zusagen auch schnell passé sein."
Zur Erinnerung: Fast sechs Jahre Verhandlungen mit den diversen Teileigentümern der insolventen Immobilie liegen hinter den Stadtverantwortlichen. 2,27 Millionen Euro - und damit deutlich unterhalb der Forderung des Vorbesitzers - lag der Preis für die marode Hülle. Für den Abriss bekommt die Stadt 6,6 Millionen Euro staatliche Unterstützung; das sind stattliche 90 Prozent der förderfähigen Kosten.
Aufwertung einer zentralen Stadtfläche
Für Michael Pfitzner ließen sich mit einem Campus an dieser Stelle mehrere Probleme lösen. "Das Riesenplus: Das Areal gehört der Stadt schon." Der angrenzende Längsbau im Umfeld des ehemaligen Café Rohleder wurde ebenfalls erworben und könnte als erweitertes Entree für den Campus dazugenommen werden. "Wir werten einen wesentlichen Teil des Stadtzentrums deutlich auf und schaffen einen neuen Hotspot."
Fraktionskollege Jörg Kunstmann sprach gar vom "großen Wurf", einem Leuchtturmprojekt, das an dieser Stelle realisierbar sei. "Es scheiterte immer an einer Verbindung der Langgasse mit dem Fritz-Einkaufszentrum. Das könnten die Planungen ermöglichen." Damit nahm er Bezug auf eine Grafik, die den Stadträten jüngst vorgelegt worden war (siehe Bild oben). "Mein Favorit für den Campus. Mehr mittendrin als hier kann man nicht sein", schwärmte Kunstmann. "Wir können hier in die Höhe bauen und den Raum optimal ausnutzen, dazu gibt es genügend Erweiterungsmöglichkeiten." Berechnungen hätten ergeben, dass bei fünfstöckiger Bauweise der Platzbedarf der Universität um 1500 Quadratmeter übertroffen würde.
Verseucht mit Asbest und Schwermetallen
Davor freilich haben die Götter den Abriss gestellt. Der ist nicht ohne, wie Hochbauamtsleiter Bernd Ohnemüller beim Rundgang durch den ersten Stock erklärte. "Wir reden hier von einem absoluten Sanierungsstau seit 2012." Einsickerndes Regenwasser platscht in Bottiche. Durchtränkte Deckenplatten bröseln zu Boden. "Der Zustand ist ein Spiegel dessen, wie sich das gesamte Gebäude darstellt", offenbart Ohnemüller schonungslos. Eine Rettung? Undenkbar, sagt er. "Wir haben es massiv mit Schadstoffen aller Art zu tun. Vor allem Asbest findet sich in der Fassade, in den Lüftungsverkleidungen, in den Spachtelungen der Bodenfliesen. Dazu kommen mit Schwermetallen versetzte Wandfarben und jede Menge Kühlmittel."