Die Sanierung der Mainbrücke bremst die Mainleuser seit Monaten aus. Sie trifft vor allem auch Geschäftsleute, die über einen Umsatzeinbruch klagen.
Seit dem 24. Juli wird die Mainbrücke saniert. Es ist eine Baustelle, die die südlichen Mainleuser Ortsteile wie Willmersreuth, Motschenbach, Wüstenbuchau oder Buchau vom Hauptort abschneidet und die gerade auch die Geschäftsleute trifft.
"Tote Hose" im Wirtshaus
Im südlichen Gemeindebereich befindet sich die Gaststätte "Zur Linde" in Willmersreuth. Seit September ("Bis dahin sind wenigstens noch Touristen gekommen") sei nichts mehr los, sagt Inhaberin Brigitte Schelhorn. Schon am ersten Schultag seien statt der sonst 20 Tische nur vier für Abc-Schützen und deren Eltern reserviert gewesen. Und der Abwärtstrend habe sich fortgesetzt. "Manchmal haben wir nur zwei Mittagsgäste, wo es sonst 20 bis 40 sind", teilt die Wirtin mit. Am Wochenende laufe das Geschäft gut ("Da haben die Leute Zeit, nehmen eine längere Fahrt in Kauf"), während der Woche herrsche aber "tote Hose". Der Umsatzeinbruch sei gewaltig, auch im angeschlossenen Hotel sei die Zahl der Übernachtungen stark zurückgegangen, sagt die Wirtin. Aus wirtschaftlichen Gründen habe sie die Reißleine ziehen müssen: "Ich habe fünf Mitarbeitern, darunter zwei Saisonkräften, kündigen müssen."
Die Wirtin ist sauer
Schelhorn ist verzweifelt - und sauer. Sie nennt es eine Unverschämtheit, "dass wir über eine Baustelle, die so eine Tragweite hat, nicht eher informiert wurden". Sie selbst habe erst vier Wochen vor Sanierungsbeginn aus der Zeitung von dem Projekt erfahren. "Hätte ich das früher gewusst, hätte ich zumindest den kompletten Betriebsurlaub in die Bauzeit legen können."
Edeka-Chef: "Dramatisch"
Auch im Edeka-Markt in
Mainleus spürt man die Baustelle deutlich. "Das wirkt sich dramatisch aus", sagt Geschäftsführer Heinz Hattel, der eine Umsatzeinbuße von 15 bis 20 Prozent verzeichnet hat. Stammkunden aus Buchau oder Willmersreuth müssten einen gewaltigen Umweg in Kauf nehmen, um in den Markt in der Burgkunstadter Straße zu gelangen. Viele würden jetzt in Läden einkaufen, die für sie leichter zu erreichen seien, etwa in der Stadt Kulmbach, sagt Hattel, der hofft, dass er die Kunden wieder zurückgewinnen kann. "Das ist gar nicht so einfach." Die Tatsache, dass seit der Sperrung der B 289 der Durchgangsverkehr durch Mainleus geleitet wird, mache sich für ihn nicht bemerkbar. "Da kauft nur selten einer bei uns ein."
"Nicht mit Hochdruck"
Auch Apotheker Claus Frank hofft, dass die Mainbrücke bald wieder befahrbar ist, Mainleus Süd und Nord wieder vereint werden. Sein Umsatz sei um 20 Prozent gesunken, sagt Frank, der von einem Defizit spricht, das er für eine kurze Zeit noch verschmerzen könne, das aber für Existenzgründer das Aus bedeuten könnte. Viele, die in Mainleus zum Arzt gingen, würden ihr Rezept weiter bei ihm einlösen. Wer aber etwa aus Buchau zum Facharzt nach Kulmbach müsse, löse sein Rezept gleich in der Stadt ein. Frank spricht von einer "sensiblen Baustelle", die das Gemeindegebiet zweiteile und bei der seiner Einschätzung nach nicht immer mit Hochdruck gearbeitet werden. "Ich habe mich oft umgeschaut und nur zwei Mann auf der Brücke gesehen."
Existenz gefährdet
Ganz hart trifft die Brückensperrung Bernd Zimmermann, der den Backshop in der Hauptstraße betreibt und seine Existenz gefährdet sieht. Das Geschäft laufe schlecht, auch weil wegen des Halteverbots keiner mehr vor dem Laden parken könne. Über ein Drittel des Umsatzes fehle ihm. "Ich weiß nicht, wie es weiter geht", erklärt Zimmermann, der die Backbaren der Bäckerei Kreuzer vertreibt und allen Kunden dankbar ist, die ihm die Treue halten. Auch den Willmersreuthern und Buchauern, die gerade am Wochenende weiter bei ihm einkaufen. "Die lassen ihr Auto am Schwimmbadparkplatz stehen und laufen über die Holzbrücke zum Backshop."
"Gab keine Alternative"
Für den Unmut der Geschäftsleute hat Kreisbaumeister Andreas Schülein Verständnis, denn er weiß, dass die Mainbrücke für den Verkehr ein Nadelöhr ist. Die Sanierung sei allerdings unabdingbar gewesen. "Es gab keine Alternative." Den Gerüchten, dass sich die Bauzeit noch einmal verlängern soll, tritt er entgegen. Die Sanierung werde Mitte November abgeschlossen. Einen genauen Tag könne er allerdings nicht nennen, weil es Unwägbarkeiten gebe. So müsse die Witterung passen, um etwa betonieren zu können. Dass der Bau nicht wie zunächst vorgesehen im Oktober, sondern erst im November abgeschlossen werden kann, liegt Schülein zufolge darin begründet, dass auch die seitlichen Gehwege erneuert werden müssen. Das sei vorab nicht erkennbar gewesen, betont der Kreisbaumeister, der versichert, dass die Ebensfelder Baufirma Raab bemüht sei, die Maßnahme zügig abzuwickeln.
Die Forderung vieler Mainleuser, den Verkehr während der Bauphase über ein Ersatzbauwerk zu führen, habe man aus wirtschaftlichen Gründen nicht realisieren können. "Wir haben das geprüft", sagt Schülein. Während die jetzt erfolgte Brückensanierung am Ende 600 000 bis 650 000 Euro kosten werde, hätte eine Ersatzbrücke eine Million Euro verschlungen. "Das ist wirtschaftlich nicht darstellbar."