Der Wärmepumpenmarkt befindet sich im Aufwind. Davon profitiert auch der Landkreis Kulmbach, in dem zwei große Hersteller beheimatet sind. Die Kasendorfer Firma ait expandiert: Sie produziert künftig auch in einem Neubau an der A 70.
Kasendorf Eine bessere Produktwerbung könnten sich die Wärmepumpen-Branche kaum wünschen. Annalena Baerbock (Grüne) fordert, dass beim Wiederaufbau in den Flutgebieten an Erft und Ahr zerstörte Häuser mit Wärmepumpen in den Kellern statt mit neuen Ölheizungen ausgestattet werden. Dass Wärmepumpen wie auch Elektromobilität zum Klimaschutz beitragen, wenn sie mit regenerativer Energie arbeiten, hat Armin Laschet (CDU) deutlich gemacht. Und auch Olaf Scholz (SPD) will den Klimaschutz ja forcieren. "Wischiwaschi hilft nicht mehr", hat er gesagt.
"Das Heizsystem der Zukunft"
Dass die Wärmepumpe vor einer großen Zukunft steht, davon sind die drei Kanzlerkandidaten überzeugt. Die Firmen ait und Glen Dimplex, deren Zeichen auf Wachstum stehen, wissen das längst. "2020 wurden in Deutschland etwa 115 000 Wärmepumpen verkauft. In den nächsten Jahren wird mit einer Verdoppelung der Verkäufe gerechnet, mittelfristig sogar mit einer Vervierfachung", sagt ait-Geschäftsführer Sjacco van de Sande, und Mitgeschäftsführer Marco Roßmerkel führt an: "Die Wärmepumpe ist das Heizsystem der Zukunft. Gerade mit Blick auf die weltweit anvisierte CO 2 -Reduktion wird sie einen großen Boom erleben."
Die Thurnauer Pläne
Ait wird künftig nicht mehr nur am Firmensitz in Kasendorf, sondern auch in der Nachbargemeinde Thurnau produzieren. Im Industriegebiet Ost wird unweit des Autobahn-Anschlusses eine neue Halle errichtet - in unmittelbarer Nähe zum Neubau der Spedition Emons, die für die Kasendorfer Produkte lagert und transportiert. Die Grundstückskäufe sind getätigt. "Wird sind zuversichtlich, zeitnah mit dem Bau beginnen zu können", sagt ait-Geschäftsführer Marco Roßmerkel, der deutlich macht, dass der wachsende Markt die Firma dazu zwinge, die Weichen für eine Erweiterung zu stellen.
Einst Alpha-Innotec
Ait boomt seit Jahren. In Kasendorf 1998 als Alpha-Innotec gegründet, hat sich die Firma vom kleinen Zehn-Mann-Betrieb zu einem der größten Arbeitgeber im Landkreis Kulmbach entwickelt. Das Unternehmen, das zur Nibe-Gruppe gehört, zählt mit den Marken Alpha-Innotec, Novelan und KKT Chillers an den Standorten in Deutschland, Österreich, den USA, Tschechien, Slowenien, Niederlanden, Belgien und der Schweiz weltweit rund 1000 Mitarbeiter, davon allen 580 in Kasendorf. Tendenz steigend. Die Gruppe wird 2021 wohl einen Umsatz von 300 Millionen Euro erreichen und rechnet in den nächsten Jahren mit einem kontinuierlichen Wachstum.
Auch Glen Dimplex erwartet Zuwachs
Den erwartet auch die Firma Glen Dimplex, die rund 750 Mitarbeiter zählt. "Wir gehen von einem überproportionalen Wachstum aus", sagt Henrik Rutenbeck, der für die Unternehmenskommunikation zuständig ist. Die Wärmepumpe werde aus einer Marktnische heraus zum bedeutenden Produkt im Heizenergie-Sektor bei Sanierungen wie bei Neubauten werden. Bei Glen Dimplex geht man davon aus, dass man bis 2025 mit Umbauten und Optimierungen am jetzigen Standort dem Wachstum gerecht werden könne. Die Planungen für die Zeit danach laufen noch. Eine Expansion ist nicht auszuschließen, so Rutenbeck.
Kein Platz in Kasendorf
"Für die nötige Expansion fehlt uns an unserem Firmensitz in Kasendorf, an dem wir uns in den vergangene Jahren ständig erweitert haben, leider der Platz", erklärt derweil ait-Geschäftsführer Marco Roßmerkel. "Wir sind hier eingekesselt. Es gibt keine Erweiterungsflächen." Man habe sich mit dem Markt Kasendorf in Verbindung gesetzt, sich auch mögliche Ansiedlungsflächen an der A 70 bei Welschenkahl angeschaut, sich dann aber für Thurnau entschieden. "Auch weil sich dort die Spedition Emons niedergelassen hat, mit der wir eng kooperieren. Und der direkte Autobahnanschluss bietet uns natürlich ohne Frage auch viele Vorteile." In Thurnau soll keine Lager-, sondern eine 20 000 Quadratmeter große Produktionshalle geschaffen werden. Mit Blick darauf, dass die Kapazitätsgrenzen in Kasendorf in zwei, drei Jahren erreicht würden, wolle man den Neubau zeitnah in Angriff nehmen, so Roßmerkel. Wie der Geschäftsführer mitteilt, werden in Thurnau "in der Endstufe" 300 bis 400 Mitarbeiter mit der Produktion von Wärmepumpen beschäftigt sein.
"Ein Riesengewinn für Thurnau"
Es sei ein Riesengewinn für Thurnau, sagt Bürgermeister Martin Bernreuther (CSU), der von einer Firma spricht, die einer Branche angehört, "die zukunftsträchtig wie kaum eine andere ist". "Mit der Ansiedlung von ait ist unser Industriegebiet voll. Dass sich zum Abschluss ein so namhafter Betrieb bei uns niederlässt, ist ein Glücksfall." Es ist ein Glücksfall für Thurnau, aber auch für den gesamten Landkreis Kulmbach, dass die Wärmepumpen-Hersteller ait und Glen Dimplex, die schon jetzt zu den größten Arbeitgebern zählen, vor einer rosigen Zukunft stehen.