Bierflaschen: Leergut könnte knapp werden

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Ein kostbares (Leer)Gut: Bierflaschen könnten knapp werden. Unser Bild entstand in der Abfüllanlage der Brauerei Schübel in Stadtsteinach. Foto: Jürgen Gärtner
Ein kostbares (Leer)Gut:   Bierflaschen könnten knapp werden. Unser Bild entstand in der Abfüllanlage  der Brauerei Schübel in Stadtsteinach. Foto: Jürgen Gärtner

Der Deutsche Brauer-Bund warnt davor, dass die Flaschen ausgehen könnten. Wie schätzen die Brauereien in der Region die Lage ein? Der Beschaffungsmarkt sei jedenfalls komplett durcheinander, sagt ein Fachmann.

Bier ist in Bayern ein Grundnahrungsmittel. Es fließt in Strömen bei Festen und in den Biergärten, auf den heimischen Terrassen und beim Grillabend im Garten. Aber wie lange noch? Denn Bierflaschen könnten - spätestens im Sommer - knapp werden. Davor hat jüngst der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes, Holger Eichele, gewarnt. Sogar die Tagesschau hat darüber berichtet. Der Vize-Chef des Brauereiverbands Berlin-Brandenburg, Stefan Fritsche, sieht gar die Vielfalt auf dem deutschen Biermarkt bedroht. Denn die Flaschenknappheit treffe vor allem kleine und mittelständische Brauereien. Auch in unserer Region? Wir haben nach gefragt bei der Kulmbacher Brauerei, bei Haberstumpf (Trebgast) und Schübel (Stadtsteinach), bei der Kommunbräu (Kulmbach) und bei Gampert (Weißenbrunn).

"Der Beschaffungsmarkt ist komplett durcheinander", sagt Braumeister Alexander Matthes von der Kommunbräu. Und zwar nicht nur bei den Flaschen für die Biere, sondern auch bei den Trink-Gläsern. Bei Letzteren lebe man teilweise schon vom Bestand. "Unser Bernstein-Glas wird derzeit nicht mehr produziert. Es ist unklar, ob es überhaupt wieder hergestellt wird", sagt er. Zum Glück habe sich die Kommunbräu hier schon vor der Pandemie ausreichend eingedeckt.

Jahresbedarf als Vorrat angelegt

Auch bei den Bierflaschen hat sich die Kommunbräu einen Puffer angelegt. "Wir haben einen Jahresbedarf an Flaschen als Vorrat." Zum Glück. Denn der Markt sei wie leergefegt. Hier würden nur gute Beziehungen zu den Händlern noch helfen, die man seit vielen Jahren pflege, so Matthes.

Als Grund für den Mangel sieht er Materialknappheit in der Glasindustrie und den gestiegenen Gaspreis, weniger den Ukraine-Krieg, auch wenn im Ostblock Flaschen für die Brauereien produziert würden. "Ich habe oft das Gefühl, das ist nur eine Ausrede, um alles teurer zu machen."

Dass schöne Wetter mit Festen und offenen Biergärten in den vergangenen Tagen hat die Nachfrage schlagartig nach oben schnellen lassen, hat Jürgen Münch, der Chef der Brauerei Schübel in Stadtsteinach, beobachtet. Im Moment hat er kein Problem, die Nachfrage zu bedienen, zumal seine Brauerei sich über den Winter auf die Saison vorbereitet und einen Flaschen-Vorrat angeschafft hat. "Wie es in ein paar Wochen aussieht, kann ich natürlich nicht sagen", erklärt er mit Blick auf die Aussagen des Brauer-Bunds. "Im Moment haben wir jedenfalls kein Problem."

Auch er weiß um den Stammkunden-Bonus bei den Lieferanten. "Neukunden haben es jetzt schwer."

Als ein Problem nennt er die vielen Pfandflaschen, die nicht zurückgegeben werden. "Wir müssen 15.000 bis 20.000 Flaschen im Jahr nachkaufen", sagt er und erklärt, dass eine Flasche der Brauerei 20,5 Cent in der Anschaffung kostet, aber nur 8 Cent Pfand erhoben werden. Das bedeute einen Verlust von gut 12 Cent pro Flasche. "Da kommt schon was zusammen." Vor Corona sei das ein großes Thema in der Branche gewesen, durch die Pandemie aber aus dem Fokus geraten.

Auch Alexander Matthes von der Kommunbräu kennt den Flaschenschwund. Für ihn ist es zumindest wirtschaftlich jedoch nicht das große Thema. Denn die Kommunbräu erhebt 2,50 Euro pro Flasche Pfand. Dennoch kommen zwischen 7500 bis 10.000 Flaschen im Jahr abhanden. Oft werden sie von Urlaubern als Geschenk mitgenommen und verschwinden so auf Nimmerwiedersehen.

Auf ein hohes Pfand (2 Euro) setzt man auch in Trebgast, erklärt Ludwig Wunderlich von der Brauerei Haberstumpf. "Da kommen die Flaschen immer zurück." Die Trebgaster füllen ihren Gerstensaft übrigens nicht in Standard-Flaschen ab, sondern in eigens gefertigte Spezialflaschen mit eigenem Aufdruck und Emblem. Denn: "Gutes Bier braucht eine gute Verpackung."

Ein effizientes und kontinuierliches Leergut-Management, eine automatische Leergutsortierung und vorausschauende Investitionen in neues Leergut sind das Rezept der Kulmbacher Brauerei. "Wir rechnen in den nächsten Monaten mit keinen Leergutengpässen und gehen davon aus, dass wir die Nachfrage nach unseren Bierspezialitäten bei Absatzspitzen im Sommer wie gewohnt bedienen können", erklärt Pressesprecherin Natalia Schöttner.

Nichtsdestotrotz richtet sie einen Appell an alle: "Dessen ungeachtet bitten wir aber auch alle Verbraucher, das vorhandene Leergut nicht daheim zu sammeln, sondern zügig zurückzugeben, damit wir stets eine möglichst uneingeschränkte Lieferfähigkeit sicherstellen können."

Als Bezirksstellenvorsitzender des bayerischen Brauerbundes und geschäftsführender Gesellschafter der Gampert Bräu kennt Braumeister Christian Höfner die Sorgen der Branche natürlich bestens. "Die Probleme gibt es nicht nur bei den Flaschen, sondern in vielen Bereichen. Nur wird das nicht so thematisiert." Unbekannte Lieferzeiten für die verschiedensten Produkte würden zudem zu schaffen machen. "Was wir früher in zwei bis drei Wochen bekommen haben, dauert jetzt zwei bis drei Monate." Dazu kämen noch die Preissteigerungen. Höfner sieht es ganz pragmatisch: "Egal, wie es kommen wird, wir werden damit leben müssen."

Bei seiner Gampert Bräu habe man sich mit Blick auf die Flaschenknappheit einen kleinen Vorrat angelegt, zurzeit sei die Brauerei noch gut ausgestattet. Dennoch könnte es eng werden. "Wir versuchen Flaschen nachzuordern, um die Lieferungen aufrecht zu erhalten."