Biber fühlen sich auch im Landkreis Kulmbach wohl. Doch nicht überall sind sie gern gesehen. Bei Konflikten zwischen Tier und Mensch vermitteln Berater.
Harry Leucht (66) aus Trebgast engagiert sich seit Jahren für den Naturschutz. Jetzt hat Leucht einen Lehrgang zum Biberberater absolviert. Fünf Tage lang hat er bei der Akademie für Landschafts- und Naturschutz die Schulbank gedrückt, gemeinsam mit 34 weiteren Biberberatern in Bayern.
In den nächsten Tagen wird Leucht offiziell von der unteren Naturschutzbehörde in Kulmbach in sein Amt eingeführt. Dann ist er Biberberater für den Landkreis Kulmbach und komplettiert ein Biberberater-Quartett. Er wird sich um Biber in Trebgast und Umgebung kümmern. Weitere Biberberater sind Erich Schiffelholz, Herrmann Gerdes und Hans-Joachim Küffner im Landkreis Kulmbach.
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Alexander Kusche von der unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt weiß, dass Biberberater eine wichtige Funktion haben. Denn nicht immer gestaltet sich das Zusammenleben von Biber und Mensch unproblematisch. Vor allem dann nicht, wenn der Biber Dämme baut und Wasser aufstaut, so dass Keller geflutet werden.
Auch wenn Biber Teiche untergraben, wenn sie landwirtschaftliche Flächen unter Wasser setzen oder Schäden bei Land- und Forstwirten anrichten, sind Biberberater gefragt. "Wir haben seit 2005 im Landkreis erste Spuren von Bibern", erklärt Kusche. Inzwischen allerdings sind die Tiere im gesamten Landkreis auf dem Vormarsch. Überall gibt es Biberd ämme - in Metzdorf, am Weißen Main, in Burghaig, in Untersteinach und auch in Trebgast.
Auf Tuchfühlung
Leucht lebt mit dem Biber quasi auf Tuchfühlung. Denn sein Grundstück grenzt direkt an die Trebgast an. "Ich habe einmal einen Biber gesehen. Bei mir hat der Biber bislang nur einmal ein Stück Holz geklaut, aber sonst hatte ich noch keine Schäden", sagt Leucht. Doch bei seinen Nachbarn schaut das anders aus: Der Biber hat Hecken entfernt, Bäume gefällt und auch im Garten des Trebgaster Bürgermeisters hat er schon für so manche Überraschung gesorgt.
Leucht wird vor allem für die Trebgaster Ansprechpartner in punkto Biberschäden sein. Leucht zeigt, wie Biber an der Trebgast Hecken abgefressen haben, wie sie Dämme bauen. Der neue Biberberater im Landkreis möchte die Menschen beraten, möchte mithelfen, dass der Biber ungestört leben kann Leucht hilft aber auch den Menschen, Biberschäden zu verhindern.
"Biber sind reine Vegetarier", erklärt der erfahrene Biberberater Erich Schiffelholz und hebt an der Trebgast auch gleich ein sogenanntes Biberspaghetti auf: ein kleines Ästchen, dessen Rinde fein säuberlich abgeschält ist. "Biber sind faszinierend. Sie bauen Dämme. Es ist schier unglaublich, was sie zuwege bringen", sagt Schiffelholz.
"Einwanderer" im Landkreis
"Die Tiere haben einen vergrößerten Blinddarm, in dem sie mithilfe besonderer Bakterien die Rinde verdauen können", ergänzt Leucht. "Wir haben zu zweit als Biberberater angefangen, aber jetzt kommen wir fast nicht mehr rum. Die Zahl der Einsätze steigt. Und auch in Hohenberg, Marktschorgast sind die Biber im Kommen", weiß Schiffelholz.
Der erfahrene Biberberater glaubt, dass Biber auch aus den Nachbarlandkreisen eingewandert sind. Mehrere ausgewachsene Biber sind aber auch in letzter Zeit tot als Opfer von Verkehrsunfällen gefunden.
Der Biber ist das zweitgrößte Nagetier der Erde. Ein ausgewachsenes Exemplar wird bis zu 1,3 Meter lang und 35 Kilo schwer. Charakteristisch ist sein beschuppter Schwanz. Aktiv ist der Bursche vor allem nachts. Biberkinder bleiben bis zur Geschlechtsreife bei den Eltern. Aktuell ist Paarungszeit.
Die Weibchen gebären die Jungen in der Biberburg. Die kleinen Biber sind nur 500 Gramm schwer und können noch nicht schwimmen, deshalb kommen Jungtiere oft durch Hochwasser um, das die Biberburg flutet.
Biber sind Gestalter
"Dort, wo sich Biber angesiedelt haben, können die Tiere Lebensräume ganz schön verändern. Sie stauen Wasser an. Aber jeder Eingriff muss mit der Naturschutzbehörde abgesprochen sein", betont Schiffelholz. Niemand darf einfach einen Biber töten.