Erich Ramming gehört zu den Ingenieuren, die in den 1970er-Jahren der modernen Wärmepumpe den Weg geebnet haben. Weder der Ruhestand noch schlechte Zeiten für diese Heizform schaden seiner Begeisterung.
Ruhiger kann er es angehen lassen. Die Zeiten, in denen er im Auftrag seines Arbeitgebers Glen Dimplex täglich sein Know-how an Heizungsbauer weitergab, sind vorbei. Aber auch im Ruhestand ist die Leidenschaft für eine ganz spezielle Heizvariante bei Erich Ramming nicht erkaltet. "Mein ganzes Berufsleben hängt an der Wärmepumpe", sagt der 65-Jährige.
Ramming gehört noch zu einer Generation von Ingenieuren, die den Aufstieg der Wärmepumpe direkt begleitet hat. Als er 1973 nach einer Ausbildung zum Landmaschinenmechaniker bei der Baywa im zweiten Bildungsweg an der FH München das Studium der Versorgungstechnik begann, brach die erst Ölkrise herein. Es gab autofreie Sonntage, die Ölpreise stiegen sprunghaft. "Kein Mensch wusste, wo die Reise hingeht", erinnert sich Ramming.
"Wir müssen sie nur reinpumpen"
Damals sei die Menschheit wachgerüttelt worden, die Endlichkeit fossiler Energieträger und die Abhängigkeit von ihnen wurden einer breiten Masse bewusst. Und auch Ramming traf eine Entscheidung: "Ich beschloss, in meiner Fächerwahl nicht auf die Verbrennungstechnik zu setzen."
Stattdessen befasste er sich mit Alternativen, unter anderem mit der thermischen Solarenergie. Schnell wurde ihm klar: Man kann in unseren Breiten thermische Solarenergie für das Heizen kaum nutzen. Aber es gab noch eine andere Möglichkeit. "Die Wärme liegt vor der Haustüre. Wir müssen sie nur reinpumpen."
Die Entwickler erinnerten sich damals an eine Technik, die schon Mitte des 19. Jahrhunderts erstmals angewendet worden, aber zwischenzeitlich in Vergessenheit geraten war: die Wärmepumpe.
Wie ein Kühlschrank
Aus der Luft, aus dem Erdreich oder aus dem Grundwasser wird Wärme entzogen. Die Funktionsweise ist identisch der eines Kühlschranks - nur umgekehrt. Der Kühlschrank entzieht den Lebensmitteln in seinem Innenraum Wärme und gibt sie an der Rückseite nach draußen ab. Die Wärmepumpe macht dies mit der Außenwelt.
Auf Empfehlung seines Professors für Kälte- und Klimatechnik kam Erich Ramming im Februar 1977 als frisch gebackener Diplom-Ingenieur für Versorgungstechnik nach Kulmbach zur Firma KKW (Kulmbacher Klimageräte-Werk). Ein Heimspiel, denn Ramming stammte aus dem Landkreis Kulmbach. Er hat ihn bis heute nicht verlassen, wohnt in Mainleus, wenige Kilometer von Kulmbach entfernt.
KKW - die Firma gehörte damals zu 30 Prozent zum Siemenskonzern, der ein Jahr später alle Anteile übernahm - baute damals Nachtspeicheröfen, hatte aber schon 1975 in Kulmbach den ersten Prototypen einer Wärmepumpe gefertigt - mit der Luft als Wärmequelle. Rammings Einstand bei seinem neuen Arbeitgeber fiel in die Zeit, als das Produkt serienreif gemacht werden musste.
Ölpreis spielt entscheidende Rolle
Im Spätsommer 1977 wurden die ersten Serienprodukte ausgeliefert. 1979 kam die nächste Ölkrise. "Es gab dann hunderte von Firmen, die sich mit dem Thema Wärmepumpe beschäftigt haben, jeder, der geglaubt hat, er wisse, wie ein Kältekreislauf funktioniert", erzählt Ramming.
Doch so hoffnungsvoll die Wärmepumpe gestartet war, so schnell kam sie in Verruf. "Der große Teil dieser Anlagen hat nicht funktioniert", sagt Ramming. Nicht die hergestellten Geräte seien das Problem gewesen, sondern "das Zusammenspiel zwischen Wärmequellenanlage und Wärmenutzungsanlage". "Der Heizungsbauer wusste nicht genau, wie er die Geräte in den Wärmekreislauf einbinden sollte."
Auf und Ab
Der Markt brach laut Ramming Ende der 1980er-Jahre zusammen. Im Jahr 1990 seien in Deutschland noch 420 Wärmepumpen vertrieben worden. Lediglich in der Schweiz, "die schon immer autark sein wollte", blieb die Wärmepumpe gefragt. 1990 verkaufte Siemens das KKW an die irische Glen-Dimplex-Gruppe, die noch heute mit mehr als 700 Beschäftigten in Kulmbach vor allem Wärmepumpen fertigt.
Es folgte ein Auf und Ab in der Nachfrage. "Der Markt steht und fällt mit dem Ölpreis", sagt Ramming, der in Kulmbach schon verschiedene Tätigkeiten ausgeübt hat, vom Entwickler über Produktmanagement und Vertrieb bis zum Schulungsleiter. Auch im Moment sehe es schlecht aus. "Der Verbraucher füllt günstig den Öltank und verschiebt Alternativanschaffungen."
Hybridmodell für die Zukunft?
Aber "irgendwann sind diese niedrigen Ölpreise vorbei". Und dann wird es aus Rammings Sicht Zeit für die nach seiner Einschätzung zukunftsträchtige Form der Wärmepumpe: ein Hybridmodell aus Sole und Luft. Wenn die Temperatur in der Luft höher als in der Erde sei, komme die Luftvariante zum Einsatz. Wenn im Erdreich höhere Temperaturen vorhanden sind, dann die Solevariante mit Erdkollektoren.
"Dann bräuchte man für die Erdkollektoren nur die Hälfte der Fläche", sagt Ramming. Die 360 Quadratmeter Wohnfläche in seinem Haus heizt er seit 1996 mit den Erdwärmekollektoren in seinem Obstgarten. Die ideale Wärmequelle, meint er. Überbauen darf er seinen Garten freilich nicht.