Bericht widerspricht Gefährdung für Vögel durch Windräder

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Im Lebensraum des Uhus gibt es vieles, was ihm gefährlich werden kann - Windkraftanlagen gehören nach der Überzeugung von Experten freilich nicht dazu. Foto: dpa/Julian Stratenschulte
Im Lebensraum des Uhus gibt es vieles, was ihm gefährlich werden kann - Windkraftanlagen gehören nach der Überzeugung von Experten freilich nicht dazu. Foto: dpa/Julian Stratenschulte
Gemeinsam für Windkraft (von links) "Windmüller" Wolfgang Degelmann, Wolfgang Böhm (Energieagentur), Bürgermeister Hermann Anselstetter, Artenschutz-Experte Kai Frobel und BN-Vorsitzender Wolfgang Schenker.
Gemeinsam für Windkraft (von links) "Windmüller" Wolfgang Degelmann, Wolfgang Böhm (Energieagentur), Bürgermeister Hermann Anselstetter, Artenschutz-Experte Kai Frobel und BN-Vorsitzender Wolfgang Schenker.
 
Kai Frobel
Kai Frobel
 

Der Bund Naturschutz präsentiert neue Zahlen. Sie belegen, dass Windräder für Vögel nicht so gefährlich sind wie befürchtet.

Für einen Uhu gibt es viele Arten, zu Tode zu kommen: Er kann gegen Fensterscheiben prallen, mit einem Auto kollidieren oder auf tragische Weise mit einer Hochspannungsleitung in Kontakt kommen. Dass ein Uhu umkommt, weil er in die Rotoren eines Windrads gerät - das ist hingegen sehr selten. Wie selten, das kann Kai Frobel belegen. Der Nürnberger ist Artenschutzbeauftragter des Bund Naturschutz und hat viele Zahlen zum Thema gesammelt. Bayernweit erstmals hat er die gestern in den Räumen der Energieagentur Nordbayern präsentiert - als Beweis dafür, dass die vom Bund Naturschutz propagierten Windräder keineswegs zur Bedrohung für Vögel werden.

Das führen Windkraft-Gegner häufig als Argument an.
Auch im Raum Kulmbach hat es im Frühling solche Diskussionen gegeben, in deren Verlauf der Vorwurf laut wurde, durch die Rotoren würden Vögel regelrecht "geschreddert". Für den Bund Naturschutz war das der Grund, der Sache nachzugehen - und nun mit aktuellen Zahlen aus verschiedenen Studien aufzuwarten.

Dass die Rotoren zur tödlichen Falle für Vögel und auch für Fledermäuse werden können, leugnet Frobel nicht. Er möchte nur, dass die Relationen gerade gerückt werden. Dass, zum Beispiel, deutlich gemacht wird, das von den 25 Fledermaus-Arten, die es in Bayern gibt, 23 gar nicht Gefahr laufen können, "geschreddert" zu werden - weil sie nämlich gar nicht so hoch fliegen.

Dass Vögel gegen die Rotoren fliegen und umkommen? Das gibt es, sagt Frobel. Vielleicht 10.000 Mal im Jahr, vielleicht auch 100.000 Mal. Die Hochrechnungen schwanken hier. Für Buchfink, Amsel oder Spatz, die häufigsten heimischen Vogelarten, sei in jedem Fall die Gefahr größer, gegen verglaste Hochhausfassaden zu prallen oder von einem Auto erfasst zu werden. Ein Hochhaus, so sagt er, fordert so viel gefiederte Opfer wie 40 durchschnittliche Windkraftanlagen. "Und von 150 bis 200 Millionen Altvögeln, die in Deutschland leben, kommen im Jahr rund 10 Millionen durch den Straßenverkehr um."

Auch Stromleitungen sind verhängnisvoll, sagt der Experte - und warnt vor den großen "Stromautobahnen" von den Windparks im Norden Deutschlands in den Süden: 700 tote Vögel je Kilometer und Jahr - das sei die zu befürchtende traurige Bilanz. Der Bund Naturschutz setze deshalb auf dezentrale Anlagen, relativ risikoarm für Vögel und - entsprechend intelligent geregelt - für Fledermäuse. "Bei sorgfältiger Planung sind Windkraft und Artenschutz vereinbar", betont Frobel. Und: "Wer aus ästhetischen Gründen gegen die Windkraft ist, soll es sagen. Aber sich nicht das grüne Mäntelchen umhängen."

Energieagentur und Bund Naturschutz, die gemeinsam zur Präsentation der neuen Zahlen eingeladen haben, nutzen die Gelegenheit, für die Windkraft zu werben: "Mythen und Wahrheit" steht in der Einladung. Ein solcher Mythos, den die Befürworter der Windkraft widerlegen wollen, ist der, dass sich die Windkraft nicht rechnet. Dass mit den Windmühlen durchaus Geld zu verdienen ist, berichtet Wolfgang Degelmann, Geschäftsführer der Hofer Kreisgruppe des Bund Naturschutz und seit 1995 Betreiber einer sehr erfolgreich wirtschaftenden Windkraftanlage. "Es gibt bei uns genug Wind", versichert er - so viel, dass es mit der Hofer Anlage problemlos gelungen sei, alle Kredite zu bedienen - und eine durchschnittliche Rendite von sieben Prozent zu erwirtschaften.
"Die Windkraftanlagen vertreiben Gäste": Auch das, so der Bund Naturschutz, ist ein Mythos. Einer, den der Wirsberger Bürgermeister Hermann Anselstetter widerlegt. Drei Windräder gibt es mittlerweile auf Gemeindegebiet. Alle wirtschaften erfolgreich - und bei den Gästen mache das Bekenntnis der Gemeinde zu regenerativen Energien großen Eindruck, berichtet der Bürgermeister. Windräder sind für ihn nicht störend, sondern eher "Landmarken" und als solche willkommene Orientierungspunkte. "Bei uns beeinträchtigt die Windkraft den Tourismus nicht", meint Anselstetter. "Im Gegenteil: Die Windräder sind Sympathieträger."

So etwas hört Wolfgang Böhm, Geschäftsführer der Energieagentur, natürlich gerne. Er weiß genau, dass es nicht genügt, Energie zu sparen. Der Bedarf wächst, neue Energiequellen müssen her, denn die Kosten für Kohle, Gas und Öl steigen stetig. "Wir können auf einen optimalen Mix vor Ort nicht verzichten," betont Böhm.
Das zu solch einem Mix dezentrale Anlagen zur Gewinnung von Strom aus Windkraft gehören, macht Wolfgang Schenker, Vorsitzender der Kreisgruppe Kulmbach im Bund Naturschutz, deutlich. Zwei Prozent der Landesfläche, so schätzt er, reichten dafür aus. 30 bis 35 Windräder würde das für den Raum Kulmbach bedeuten. Bei überlegter Standortwahl, so meint nicht nur Schenker, sollte das kein Problem sein.