Seit zehn Jahren findet in Tennach ein Wirtshaussingen statt. Unter dem Motto "G'sunga und G'spielt" geht es einmal im Monat rund.
Mittwochabend im Wirtshaus beim Rangabauern. Eine Glocke ertönt. Stille im Raum. Die ganze Aufmerksamkeit gilt jetzt einer Schiefertafel, die der "Nummern-Mo" Jochen Scholz in die Höhe hebt. Die "4". Eifriges Blättern im bereitgelegten Liederbuch. Der Abend beginnt mit dem "Oberfranken-Lied."
SechsteStrophe fürs "Oberfranken-Lied"
Gerfried Baumgärtner gibt mit dem Schifferklavier einige Akkorde vor, und schon geht es vielstimmig los. Die fünf offiziellen Verse hat Herrmann Angermann um eine sechste Strophe ergänzt: "Hoch am Rangen, droben auf des Berges Höh'n, kann der Blick bis weit hinauf zum Schneeberg geh'n. Und wer Tennach kennt, der singt als Abschiedslied: Hierher komm ich wieder, dass Dich Gott behüt‘."
Das Prozedere wiederholt sich an jedem ersten Mittwoch im Monat, und das bereits seit zehn Jahren. Für alle Beteiligten Anlass genug für einen Jubiläumsabend. Die meisten sind von Anfang an dabei und haben an diesen Abenden ihre Freude. Bei den ersten Treffen kristallisierte sich bald heraus, dass viele Besucher die Lieder gerne mitsingen wollten. Allein: Es haperte oft am Text. Die logische Folge: Ein Liederbuch wurde zusammengestellt, aus dem jeder seine Favoritentitel wählen konnte.
Von Anfang an herrschte ein guter Geist, alle halten zusammen. Und zusammen haben sie auch gelegentliche Tiefen weggesteckt. Wie vor einigen Jahren, als der damalige Organisator mit einigem nicht mehr zufrieden war, vieles kritisierte, seine Mitarbeit beendete - und die Liederbücher gleich mitnahm. Zunächst herrschte Ratlosigkeit. Aber sie währte nur kurz. Die Reaktion des "harten Kerns" war eindeutig. Man wollte zusammenbleiben.
Extra Anhang für Weihnachten
Gerfried Baumgärtner übernahm die Rolle des Moderators. Nach vielen Übungsstunden und mithilfe von Erna Will beherrscht er inzwischen sein Akkordeon und gibt jetzt den Ton an. Paul Zahorsky hat sich hingesetzt und ein neues Buch mit bekannten Liedern zusammengestellt. Aus 222 Titeln können die Gäste auswählen. Für Weihnachten gibt es einen extra Anhang. Der Neubeginn wurde nach außen hin mit dem neuen Motto "G'sunga und G'spielt" dokumentiert. Alles läuft nach einem bestimmten Ritual ab. Dazu gehört beispielsweise auch das Strickzeug von Ingrid Dörfler oder dass Stammgast Gerlinde Potzel immer zehn Minuten zu spät kommt.
Am Jubiläumsabend ergriff Hausherr Dieter Eschenbacher das Wort: "Ihr pflegt das Brauchtum und belebt die fränkische Wirtshauskultur." Der Rangabauer, selbst ein guter Sänger, dankte allen Musikanten, Sängern, Geschichtenerzählern, Humoristen, Querspielern und Falschsängern. "Die Mischung ist es, die uns zehn Jahre lang schöne und gesellige Abende beschert hat."
Chronik und Zithergruppe
Lilly Scholz, von Anfang an dabei, hatte in ihrer Chronik noch einmal die wichtigsten Stationen dieser zehn Jahre zusammengefasst. Sie erinnerte an die Besuche des Bayerischen Fernsehens und des Bayerischen Rundfunks und an die Musiker, die diese Abende seit Jahren mitgestalten. Dazu gehören Erich Löw mit seiner Zither, Erna Will, Gerhard Schumann, Manfred Holl, Gerald Rampisch, Heinz Preis, Paul Zahorsky, Robert Hümpfner. Und Allrounder Hansi Herrmann, der mit seiner Teufelsgeige oft genug die Lacher auf seiner Seite hat. Danach überraschten Ingrid und Hans Dörfler mit einem selbstverfassten Lied. Nach einer Pause und dem Auftritt von Jochen Scholz als Nikolaus spielte die Zithergruppe "Rangasaiten" auf. Jochen und Lilly Scholz, Dieter und Inge Popp, alle Mitglieder des Frankenwaldvereins, nutzen die monatlichen Termine des "Wirtshaussingens" regelmäßig zu einer Wanderung von Kulmbach nach Tennach und zurück. Erst seit 2009 beschäftigen sie sich mit dem Zitherspiel.
Erich Löw spielt noch auf seiner Zither die weltbekannte Melodie "Der dritte Mann". Andächtige Stille im Raum, genauso wie bei dem folgenden "Ave Maria".
Mit ihrer Bewunderung "Wenn der Erich auf seiner Zither spielt, fangen die Engel zu tanzen an. Wenn Gerald (Rampisch) und Manfred (Holl) spielen, träumen die Engel", ist eine Besucherin nicht alleine.
Nach rund drei Stunden stehen auf dem Schild des "Nummern-Mo" keine Zahlen mehr, sondern drei Buchstaben: "Aus".