Auf dem Dach der Stiftskirche sind die Jungen geschlüpft. Aber wie sieht es mit dem Bruterfolg in Melkendorf, Altdrossenfeld und Mainroth aus?
Michael Krug kennt sich mit Schäfchen aus. Er ist der Hirte und kümmert sich um 1400 evangelische Christen in Himmelkron. Doch es gibt noch andere Geschöpfe in seiner Herde, deren Betreuung nicht zur Kernkompetenz eines Pfarrers gehört: ein Weißstorchpaar, das auf dem Dach der Stiftskirche brütet.
Pfarrer riskiert einen Blick
"Ich schaue ab und zu mal hoch, um zu sehen, was sich im Horst tut", sagt Krug. Und hatte jetzt großes Glück, als er wieder einen Blick riskierte: Er entdeckte frisch geschlüpften Nachwuchs in der Kinderstube seiner gefiederten Freunde: "Es waren fünf junge Störche im Gelege. Vom Turm der Kirche kann man schön reinschauen."
Seit 2016 erst brüten die Tiere in Himmelkron. Aber nicht nur sie haben an dem Dorf Gefallen gefunden. Immer wieder müssen sie sich mit Artgenossen um den Nistplatz balgen. Krug: "Die Altvögel haben ihren Horst verteidigt."
LBV: Bestand in Bayern "gut erholt"
Für Erich Schiffelholz vom Landesbund für Vogelschutz ein Indiz dafür, dass sich die Population der Störche in Bayern "gut erholt" hat und das Weißstorchprogramm des LBV erfolgreich gewesen ist. "Die Zahl der Individuen ist stark gestiegen. Wir haben ein Niveau wie im Jahr 1900 erreicht", sagt der Experte. Das Problem sei nun, dass es zu wenige Nistplätzen gibt.
"Nachdem die Störche schon da sind", werde man in Himmelkron darauf reagieren, so Schiffelholz, und einen zweiten Horst bauen. Als Standort sei ein Gebäude der Himmelkroner Heime in der Nähe der Stiftskirche ausgesucht worden. "Wir möchten, dass sich nächstes Jahr dort ein zweites Storchenpaar etabliert."
Konkurrenz ums Nest
Konkurrenz ums Nest gibt es auch in Mainroth. Ruth Mohrand, die an der Hauptstraße direkt neben den Störchen wohnt, erzählt, dass es heuer wieder Streiterei mit Neuankömmlingen gab. Deshalb überlegt man, noch einen Horst zu bauen. "Einen zweiten Stadel neben der Kirche hätten wir schon", sagt Günter Knorr, der auch auf den Kirchturm gestiegen ist, um bei den Störchen nach dem Rechten zu sehen. Die Sicht ist begrenzt, das Gelege verdeckt. Es hat den Anschein, dass noch keiner geschlüpft ist. "Der Altvogel dreht immer mal die Eier", so Knorr.
In Melkendorf und Altdrossenfeld wird auch Nachwuchs erwartet. Im Gasthof Schnupp ist man sich sicher, dass es schon noch klappen wird. "Das war immer so", heißt es, seit die Störche ab den achtziger Jahren auf dem Schornstein der früheren Brauerei in Altdrossenfeld brüten.
Sorgen wegen der neuen Straße
In Melkendorf hat Cordula Wagner andere Sorgen. Die Nachbarin, die in ihrem Imbissstand beim Horst werkelt, befürchtet, dass die neue Umgehungsstraße den Störchen gefährlich werden könnte. Denn dort starten sie zu ihrem Gleitflug, um in den Mainwiesen Futter zu suchen. "Ein Risiko ist da", meint LBV-Experte Schiffelholz. Er rät aber dazu, erst mal abzuwarten. Es wäre nicht sinnvoll, den Horst zu versetzen.