Bei der Rugendorfer Feuerwehr kann man jetzt mit einer Unterschrift auf dem Bierdeckel Mitglied werden.
Der Bierdeckel ist ein Teil der deutschen Kulturgeschichte. Und hat sogar juristische Dimensionen. Er ist ein Dokument. Wer etwa die Strichchen der Bedienungen manipuliert, macht sich der Fälschung strafbar.
Auch in fiskalischer Hinsicht war er schon im Gespräch. 2003 stellte der CDU-Politiker Friedrich Merz unter dem Schlagwort "Bierdeckelsteuer" sein Konzept zur Steuerreform vor. Die Erklärung für das Finanzamt sollte demnach so verkürzt werden, dass sie auf einen Bierfilz passt. Daraus ist (leider) nichts geworden. Nicht jedoch aus einer Idee der Feuerwehr Rugendorf, die wie Merz' Vorstoß auch der Vereinfachung dient: Die Mannschaft nimmt jetzt neue Mitglieder auf - per Antrag auf Bierdeckel.
Schon 13 neue Mitglieder
Seit wenigen Wochen ist das neue, spezielle Dokument der Rugendorfer in Einsatz. Mit durchschlagendem Erfolg: "Wir haben schon 13 neue Mitglieder bekommen per Bierdeckel-Antrag", freut sich Franz Schnaubelt. Auf ihn geht die ebenso außergewöhnliche wie kreative Idee zurück.
Entwickelt hat sie der 35-Jährige vor einigen Monaten. Oft sei es so gewesen, dass bei Festen manch einer so angetan war von der guten Stimmung in der Mannschaft, dass er spontan beitreten wollte.
Doch wenn alle mit dem Feiern beschäftigt sind, holt keiner die üblichen und einigermaßen langweiligen Antragsformulare herbei. Und ein paar Tage später ist dann oft schon der geplante Beitritt in Vergessenheit geraten.
Auf jedem Tisch
Bierdeckel aber liegen auf jedem Tisch herum und sind daher immer griffbereit, überlegte sich der 35-Jährige. Also: Warum keinen Antrag auf dem Bierfilz drucken? Spontan setzte der stellvertretende Kommandant seine Eingebung in der Tat um. Der ortsansässige Betrieb Klara-Werbung unterstützte ihn mit Rat und Tat.
Die finanzielle Hilfe zweier Firmen sorgte dafür, dass die Druckkosten zumindest zum Teil gegenfinanziert werden konnten. Einer der Sponsoren macht sogar Werbung auf der Rückseite der Deckel. So profitiert jeder von der Aktion. Eine klassische Win-Win-Situation.