Mitten in der Fußgängerzone entsteht ein 400 Quadratmeter großes Geschäft. Derzeit baut Firmenchef Johannes Rupprecht (48) um. Im Juli ist die Eröffnung geplant.
Wo Witt Weiden und "Ideenreich" bisher ihr Refugium hatten, siedelt sich die Buchhandlung Rupprecht an. Derzeit werkeln Handwerker hinter verhängter Fassade. Busse und Lieferwägen kommen und gehen. Firmenchef Johannes Rupprecht ist oft selbst in Kulmbach, schaut nach dem Rechten. Und er ist zuversichtlich, dass in den nächsten Wochen alles fertig wird. Noch kann sich ein Bau-Laie das kaum vorstellen, denn die Innenräume gleichen momentan eher einem Rohbau. Rohre stehen hervor, Wände müssen noch entfernt werden und Kabel hängen von der Decke. Aus den bislang zwei Läden soll eine geräumige, helle und moderne Buchhandlung.
"Der Laden wird ein Schmuckstück", ist sich Johannes Rupprecht ganz sicher, wenn er auf die Pläne schaut.
Er wollte schon 2005 diese Geschäftsräume nutzen, "denn ich bin überzeugt, dass Kulmbach eine gute Stadt ist". Und so freut er sich, dass er sich mit der Erbengemeinschaft nun über die Anmietung einig geworden ist.
Natürlich weiß er, dass es mit Weltbild, Hübscher, Friedrich, Hoffmann und Christlicher Bücherkiste schon fünf andere Buchhandlungen in Kulmbach gibt - doch er ist sich sicher, dass die Bierstadt eine weitere verträgt und so zur Buchstadt werden kann. "Wir glauben, dass wir ein Angebot haben, das es bisher in der Stadt noch nicht gibt", sagt Rupprecht. Kernstück des neuen Ladens soll eine Kinderinsel werden.
Die neue Buchhandlung will Kulmbach auch mit Events bereichern: so sind schon Veranstaltungen mit dem Trend-Alpenkrimi-Autor Jörg Maurer oder mit Prof. Dr. Dr. Wolfgang Huber sowie Prof. Dr.
Hellmuth Karasek geplant.
Kaufkraft in Kulmbach halten Seine Frau Maria ist als studierte Germanistin und Soziologin für das Inhaltliche zuständig, Johannes Rupprecht kümmert sich mit abgeschlossener Bankausbildung und Erfahrung als Abteilungsleiter einer Bank um das Geschäftliche. "Mit Städten ähnlicher Struktur und ähnlicher Größe sind wir bisher gut zurecht gekommen. Das wird auch in Kulmbach so. Ich bin überzeugt, dass wir Kaufkraft, die sonst abfließen würde, hier halten können", ist Johannes Rupprecht zuversichtlich.
Mit einem 33 Quadratmeter kleinen Buchladen im oberpfälzischen Vohenstrauß fing vor 25 Jahren alles an. Inzwischen haben Johannes und Maria Rupprecht 30 Läden in ganz Deutschland und 300 Angestellte.
Auch der Internetversand www.rabe.de gehört zur Gruppe.
Johannes Rupprecht hat es sich zur Aufgabe gemacht, jedes Jahr drei bis vier neue Filialen zu eröffnen. "In diesem Jahr haben wir bereits Cham, Neumarkt und Bad Mergentheim aufgemacht, jetzt kommen noch Murnau, Neuburg an der Donau und Kulmbach dazu", spricht Rupprecht offen über seine Pläne und gibt zu, dass sechs neue Filialen in einem Jahr schon eine Herausforderung sind.
Braucht Kulmbach sechs Buchläden? - Das sagen die bereits ansässigen HändlerChristine Friedlein von der Buchhandlung Friedrich:"Ich denke mal, es wird nicht lange sechs Buchhandlungen in Kulmbach gaben. Ich kann nicht sagen, wen es treffen wird, das liegt am Publikum. Wir Standortbuchhandlungen bieten den selben Service, gehen auf individuelle Wünsche ein, und Aktionen machen wir auch.
Auch große Buchhandlungen kochen nur mit Wasser. Wir tun jedenfalls unser Allerbestes, auch weiter existent zu sein. Wir zahlen hier unsere Gewerbesteuer, bieten Arbeitsplätze, gehen auf Fortbildungen und suchen immer nach Optimierung. Für uns ist die Tradition wichtig - wichtiger als Profitgier. Wir helfen mit, die Lesekompetenz zu fördern, und auch in diesem Jahr werden wir wieder mit dem Gütesiegel des Bayerischen Buchhandels ausgezeichnet. Aber, dass wir erhalten bleiben, das geht nur mit unseren Kunden."
Christoph Hofmann von der gleichnamigen Buchhandlung:"Nein, eigentlich brauchen wir keine sechs Buchhandlungen. Ich habe das Börsenblatt des Deutschen Buchhandels gelesen und so gut läuft es auch nicht, selbst in Bayreuth schließt jetzt ein großes Haus. Letztlich werden vielleicht zwei Buchhandlungen überleben. Wir haben noch unser Lotto, und wir besetzen Nischen.
Aber sicher zieht uns das auch wieder Leute ab. Ich glaube nicht, dass die neue Buchhandlung etwas bieten kann, das die Kulmbacher bisher vermisst hätten. Aber vielleicht kann der Laden gemeinsam mit C & A dazu beitragen, dass es uns gelingt, in der Innenstadt alle Geschäfte länger offen zu lassen. Vielleicht könnte das ja ein positiver Aspekt sein..."
Kerstin Münch von Weltbild:"Angst haben wir nicht, gar nicht. Konkurrenz belebt das Geschäft. Aber trotzdem finde ich es schlimm, dass es immer so viele Geschäfte einer Art geben muss. In Kulmbach gibt es nur Buchhandlungen, Optiker, Bäcker, Schmuck und Klamotten - mehr nicht. Manche Sparten fehlen völlig. Mir ist einfach nicht genug Vielfalt da. Aber ich denke, wir sind gut strukturiert und deshalb mache ich mir gar keine Sorgen."
Oder schließen bald ein, zwei oder gar mehrere Läden?
Nun, wenn eine Buchhandlung (und natürlich auch jedes andere Geschäft) den entsprechenden guten oder sogar sehr guten Service bietet, dann brauchen doch diese Läden nichts befürchten.
Das heißt für mich: lange Öffnungszeiten, auch am Samstag Nachmittag geöffnet zu haben, große aktuelle Auswahl, Sonderangebote, auf den Kunden zugehen und mal fragen, ob man helfen kann usw. usw.
Wer sich als Geschäft so um die Kunden bemüht, wird sich auf langfristig halten können.
Nur ein Beispiel: ich bin in einer der (etwas größeren) Buchhandlungen und stehe bzw. laufe suchend vor den Regale auf und ab. Das Personal steht hinter der Kassentheke und unterhält sich. Ich arbeite mich langsam Richtung Personal vor, blicke Hilfe suchend um mich. Aber keine Reaktion. Nein, man unterhält sich über das kommende Wochenende und was man da unternehmen wird. Lieber Verkäuferinnen: ein Kunde beißt (im Normalfall) nicht!
Anderes Geschäft: ich suche ein Buch im vorhandenen Sortiment. Ist nicht vorhanden. Frage an Verkäuferin nach diesem Buch. Antwort: "Das haben wir leider nicht da" - aber es kommt keine Frage, ob die Dame es mir bestellen soll. Erst als ich frage, ob eine Bestellung möglich ist, wird dies bejaht.
Ich lese gerne Comics. Also frage ich, ob eine gewisse Buchhandlung so etwas im Sortiment hat. Es handelt sich um die Preisregion über 15 Euro, teilweise bis zu 30 Euro. Aber man sagt mir, Comics gehen in Kulmbach nicht. Also haben wir nichts da. Fast bekommt man es mit der Angst zu tun, sich in so niedere Gefilde der Comics zu begeben.
Aber es gibt Hoffnung. Auch in Kulmbach gibt es nettes Verkaufspersonal, welches sich auskennt, von sich aus auf einen zukommt und sehr gut berät. Und wie schon gesagt, diese Leute/Geschäfte werden bleiben.