Das Nominierungsdebakel bei den Freien Wählern Marktleugast (Landkreis Kulmbach) zieht Kreise. Neben Bürgermeister Norbert Volk kehren jetzt offiziell fünf weitere Gemeinderäte dem Ortsverband den Rücken. Dieter Ott war schon ausgetreten. Nur Hermann Dörfler und Johann Schramm sind noch Mitglieder.
"Ich mache jetzt das Jahr noch fertig, dann höre ich sowieso auf", kommentiert Johann Schramm (67) das Thema und betont, dass er nicht noch einmal die politische Vereinigung wechseln möchte. "Ich bin vor über dreißig Jahren zu den Freien Wählern. Ich tu jetzt nicht mehr rum, das ist nicht mein Stil."
Vor wenigen Tagen - am Donnerstag - trafen sich die Freien Wähler zum letzten Mal zu einer gemeinsamen Sitzung. Jetzt ist das Band mit dem bisherigen Fraktionssprecher Hermann Dörfler zerschnitten. "Herrmann Dörfler ist nicht mehr unser Sprecher", kündigte Bürgermeister Norbert Volk in der Ratssitzung am Montag an.
"Ich hatte im Vorfeld schon Gerüchte gehört, dass Freie Wähler ausgetreten sind, aber von dieser Zahl habe ich nichts gewusst", zeigte sich Verwaltungsleiter Michael Laaber überrascht und musste sich selbst erst über die Konsequenzen dieser Erklärung kundig machen - bei der
Rechtsaufsicht im Landratsamt.
Keine Auswirkung auf Ausschüsse Tatsächlich ist es aber völlig irrelevant, ob die Freien Wähler aus dem Ortsverband ausgetreten sind. Das hat erst einmal keine Auswirkungen auf die Besetzung der Ausschüsse. Erst dann, wenn die ausgetretenen Freien Wähler eine neue Gruppierung bilden, muss geprüft werden, welche Ziele sie verfolgen und wie die Ausschüsse besetzt werden. "Die ausgetretenen Freien Wähler können jetzt jeder für sich sprechen oder einfach einen neuen Sprecher für sich erklären", so Laaber.
"Ich möchte nichts mehr mit den Freien Wählern Marktleugast zu tun haben", sagt Gemeinderat Siegfried Baierlein, der mehr als zwanzig Jahre bei den Freien Wählern war. "Was mich stört, ist die Art und Weise, wie Reiner Meisel aufgestellt wurde.
So etwas macht man nicht mit Menschen", sagt Baierlein über die Nominierung. "Das ist sicher für die ganze Partei kontraproduktiv."
Auch Rainer Bauch ist enttäuscht. "Die Nominierung war generalstabsmäßig von zwei, drei Familien geplant. Das war eine Intrige hoch drei." Mehrfach habe man im Vorfeld mit dem FW-Vorsitzenden Michael Schramm das Gespräch gesucht - und immer sei verneint worden, dass es noch einen zweiten Kandidaten geben solle.
"Ich will nichts mehr mit dem Ortsverband zu tun haben. Ich lasse mich nicht anlügen", sagt Bauch. "Wir haben sowieso kein Geld, und der Bürgermeister hat es eh schon schwer. Aber er versucht immer, das Beste zu machen und dann wird gemeinsam entschieden."
Bauch ist seit zwölf Jahren politisch aktiv, bei der nächsten Wahl will er nicht mehr antreten.
"Ich habe privat andere Pläne", erzählt Bauch.
Hinterhältigkeit "nicht schön" "Ich bin ausgetreten wegen dem Hick-Hack bei der Nominierung. Ich habe eigentlich gegen niemanden persönlich was, aber diese Hinterhältigkeit gegenüber Norbert Volk war nicht schön. Wir haben uns in der Fraktion entschlossen, geschlossen hinter Norbert Volk zu stehen", sagt Irina Haber. "Ich denke, es wird eine neue Gruppierung geben. Wie die heißt, und wann die aus der Taufe gehoben wird, wird sich ergeben. "Wir haben immer alle gemeinsam im Gemeinderat entschieden. Es wäre unfair, jetzt den Bürgermeister für alles Schlechte verantwortlich zu machen", sagt Haber.
Auch für Georges Frisque war das Nominierungsdebakel offenbar Grund zum Austritt.
Und was sagt Hermann Dörfler? "Ich habe mit der Situation kein Problem. Wir sind die Freien Wähler und haben ja einen Kandidaten. Wir haben das gemacht, weil aus meiner Sicht immer mehr Bürger mit Norbert Volk unzufrieden sind. Und aus meiner Sicht ist auch noch eine Zusammenarbeit mit Norbert Volk und den anderen möglich."