Die Thurnauer Firma Heinzel Fördertechnik und Stahlbau musste Insolvenz anmelden - eine Folge der Energiewende. Hier erfahren Sie die Hintergründe.
Das Thurnauer Unternehmen Heinzel Fördertechnik und Stahlbau GmbH, dessen Spezialgebiet der Kranbau ist (vor allem für Kernkraftwerke), musste vor kurzem Insolvenz anmelden - eine schmerzliche Folge der Energiewende. Doch es geht mit der Firma weiter: Die Schminke-Gruppe aus Nürnberg hat den Betrieb übernommen. Das Ziel der neuen Investoren ist es, noch in diesem Jahr wieder schwarze Zahlen zu schreiben.
"Enormes Know-how"
" Wir sind zuversichtlich, dass das enorme Firmen-Know-how und die sehr gut ausgebildeten Facharbeiter von Heinzel in den Bereichen Konstruktion, Fertigung und Wartung dazu beitragen werden, weitere Branchen erfolgreich zu bedienen", erklärt Fabian Schminke, der zusammen mit seinem Bruder Daniel Geschäftsführer der Schminke Krananlagen GmbH ist.
Viel Potenzial
Denn die Schminke-Gruppe habe Aufträge aus Kapazitätsgründen immer wieder ablehnen müssen. Das soll mit der Übernahme von Heinzel nun der Vergangenheit angehören. Potenzial sehen die beiden Unternehmer in dem Bereich Müllverwertung ebenso wie in der Herstellung von Spezialkränen für die Lebensmittelindustrie. Und sie haben die Hoffnung, dass die Firma Heinzel auch beim Rückbau von Atomkraftwerken zum Zuge kommt.
Zum Zeitpunkt des Insolvenzantrags hatte die Firma Heinzel 26 Mitarbeiter, zu Spitzenzeiten waren es 40, in den letzten Jahren lag die Zahl bei 30.
22 Jobs bleiben nach der Übernahme erhalten, drei Voll- und eine Teilzeitstelle werden abgebaut. "Wir sind so sozialverträglich wie möglich vorgegangen und haben das getan, was wirtschaftlich möglich und machbar ist", betont Daniel Schminke.
Gewisse Verunsicherung
Im Amt bleibt auch der bisherige Geschäftsführer Frank Gottwald. Er ist zufrieden mit der gefundenen Lösung. Denn: "Das Unternehmen bleibt eigenständig und in Franken und ist nicht in die Hände von chinesischen Investoren gefallen, die ebenfalls Interesse hatten."
Nachdem der Fortbestand des Betriebs nun gesichert sei, erhofft sich Gottwald auch wieder vermehrt Aufträge aus der heimischen Industrie. "Es gab ja eine gewisse Verunsicherung durch die Insolvenz."
Über die fränkische Lösung freut sich auch Daniel Schminke: "Ich bin sehr zuversichtlich, dass es gut weiter geht, der Standort Thurnau ausgebaut wird und die Talsohle Anfang April überwunden worden ist."
"Sehr gute Vorzeichen"
Von "sehr guten Vorzeichen" mit Blick auf die Zukunft der Firma Heinzel spricht Insolvenzverwalter Florian Schott aus Weiden in der Oberpfalz. Er hatte Mitte Februar die vorläufige Insolvenzverwaltung übernommen und den Geschäftsbetrieb seitdem aufrecht erhalten. In dieser Zeit hätten intensive Verhandlungen mit Übernahme-Interessenten stattgefunden. Es sei zu einer Einigung gekommen - am 8. April wurde der Vertrag unterschrieben.
Schott bestätigt, dass durch den von der Politik beschlossenen Ausstieg aus der Kernenergie ein wichtiges Standbein des Unternehmens weggebrochen und die Zeit zu knapp gewesen sei, in anderen Bereichen Fuß zu fassen.
Dass es weitergeht, freut Bürgermeister Martin Bernreuther (CSU). "Das passt auch, weil wir gerade unser Industriegebiet ausbauen. Denn bestehende Firmen sind genauso wichtig wie Neuansiedlungen."
Weitere Infos:
Übernahme Die Heinzel Fördertechnik und Stahlbau GmbH wechselt rückwirkend zum 1. April in die Schminke-Gruppe.
Geschäftsfelder Die Firma Heinzel konstruiert und fertigt am Standort Thurnau Sonderkonstruktionen der Hebe- und Fördertechnik. Die Schminke Krananlagen GmbH aus Schwaig bei Nürnberg ist einer der führenden Anbieter und Servicedienstleister für industrielle Kransysteme in Süddeutschland.
Kontakte Beide Firmen sind seit über 40 Jahren am Markt und arbeiten seit den 70er Jahren in Projekten zusammen.
Die Schminke-Gruppe beschäftigt über 45 Mitarbeiter an sechs Standorten in Süddeutschland. Sie zählt in den Bereichen Industriekran und Diamantwerkzeuge zu den führenden Anbietern in der Region.
Umsatz Durch die Akquisition steigt der Gruppenumsatz auf sieben Millionen Euro.