Es war eine Party wie zu besten Vestrufa-Zeiten.
Wer hat an der Uhr gedreht? Die Kulmbacher Band "Arrested Mind"! Die Musiker feierten die Veröffentlichung ihres aktuellen Albums "Frontal" in der "Alten Malzfabrik" in Kulmbach, einem leerstehenden Fabrikgebäude unweit des Kulmbacher Kinos. Dort ging am Samstagabend der Punk ab.
Die älteren unter den rund 200 Besuchern fühlten sich zurückversetzt in die goldenen Zeiten der Kulmbacher Undergroundmusikkultur, als vor rund 25 Jahren in der ehemaligen Strumpffabrik "Verstrufa" der Bär gesteppt hatte. Nicht nur die Jugend, auch die Generation 40 Plus ging an diesem Abend ab. Kein Wunder weckten doch die Musiker von "Arrested Mind" mit Hardcore-Oldies wie "Father" oder "Rules" die Lebensgeister der in die Jahre gekommenen Fans.
Vor den Erfolg haben die Götter bekanntlich den Schweiß gesetzt. "Die letzten vier Wochen haben wir jede freie Minute hier verbracht", erzählte "Arrested Mind"-Schlagzeuger Simon Ries. An den Decken und Wänden hingen schwarze und weiße Stoffe - stumme Zeugen von Feten, die hier vor ein paar Jahren stattgefunden hatten. Auch der Teppichboden stammte noch aus dieser Zeit.
Zu tun gab es für die Musiker, die von der Vorband "Lions From Alaska" unterstützt wurden, immer noch viel. "Die Infrastruktur des Gebäudes lag im Argen: Wir mussten für Strom und eine gute Beleuchtung sorgen sowie die mobile Heizung und die Theke aufbauen", blickte Ries auf eine arbeitsreiche Zeit zurück.
Bunte Strahler, die den Eingang und das Innere anstrahlten, schufen eine heimelige Atmosphäre. Doch was nützt das schönste Flair bei einem Konzert, wenn die Musik nicht hundertprozentig stimmt? "Das war die eigentlich Herausforderung: Parallel zu den Aufbauarbeiten auch noch fleißig zu proben", sagte Ries. Doch die Arbeit hat sich gelohnt, wie das Konzert von "Arrested Mind" eindrucksvoll unter Beweis stellte.
Aber zunächst war der Nachwuchs an der Reihe, der sein Licht ebenfalls nicht unter den Scheffel stellte. Tizian Alsan (Gesang), Manuel Mann (Gitarre und Gesang), Daniel Mücke (Gitarre), Felix Weggel (Bassist) und Marcel Losert (Schlagzeug) von der Kulmbach-Weißenstädter Formation "Lions From Alaska" erschufen Hardcore-Soundwände aus Härte und Melodiosität, die von markerschütternden Schreien durchbrochen wurden.
Dann waren die Freunde von "Arrested Mind" an der Reihe: Christian Schmidt, Patrick Schuch (beide Gesang), Ralf Zimmermann, Attila Fay (beide Gitarre), Jürgen Hetz und Jonathan Mehlhart (Schlagzeug) von der Frankfurter Band "Mein Kopf ist ein brutaler Ort". Begleitet von einem rhythmischen Beben und krachenden Riffs schleuderten die zwei Schreihälse der Kapelle ihren Fans lautstark exzellente Hardcore-Bekenntnisse um die Ohren.
Für den krönenden Abschluss des Hardcore-Festivals sorgte die Gruppe "Arrested Mind", die vor 25 Jahren das Licht der Welt erblickt und vor 20 Jahren den Vorgänger ihres aktuellen Albums "Frontal" "You Will Drown" veröffentlicht hatte.
Lars Bischoff, Michael Thienel (beide Gitarre), Bernd Walter (Bass), Simon Ries (Schlagzeug) und Sascha Niessner (Gesang) lösten mit alten und neuen Songs einen Veitstanz in den ersten Publikumsreihen aus, der seines gleichen suchte.
Das Konzert führte den Zuhörern die gelungene Weiterentwicklung von den ungestümen Klassikern der 1990er Jahre zum intelligent gezügelten Sound der Jetztzeit vor Augen. "Immer weiter, immer höher, immer schneller", hallte es lautstark durch die "Alte Malzfabrik". So hätte es für die Fans endlos weitergehen können angesichts des grandiosen Konzertes.