Arbeitsalltag nach dem Horror-Unfall

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Arbeitsplatz Autobahn: Die Bauarbeiter leben gefährlich. Christian Hentschel (links) hatte, als ein Lkw auf der A 70 ungebremst in die Baustelle gekracht ist, Glück. Er wurde nicht verletzt. Der Mitarbeiter einer Verkehrssicherungsfirma wurde schwer verletzt. Foto: Alexander Hartmann
Arbeitsplatz Autobahn: Die Bauarbeiter leben gefährlich. Christian Hentschel (links) hatte, als ein Lkw auf der A 70 ungebremst in die Baustelle gekracht ist, Glück. Er wurde nicht verletzt. Der Mitarbeiter einer Verkehrssicherungsfirma wurde schwer verletzt. Foto: Alexander Hartmann
Nach dem Unfall zeigte sich auf der A 70 ein Bild der Verwüstung. Foto: Archiv/News5/Fricke
Nach dem Unfall zeigte sich auf der A 70 ein Bild der Verwüstung. Foto: Archiv/News5/Fricke
 
Auf der linken Fahrspur wird gearbeitet, auf der rechten läuft der Verkehr.
Auf der linken Fahrspur wird gearbeitet, auf der rechten läuft der Verkehr.
 
Ob der Lasterfahrer eingeschlafen ist? Den Schaden, den er angerichtet hat, ist immens.
Ob der Lasterfahrer eingeschlafen ist? Den Schaden, den er angerichtet hat, ist immens.
 

Wer auf der Autobahn arbeitet, lebt gefährlich. Der schwere Crash auf der A 70 bei Harsdorf hat die Straßenbauarbeiter geschockt.

Christian Hentschel steht auf der Autobahn. Er hat einen Presslufthammer in der Hand. Der 38-Jährige bearbeitet den Asphalt, während hinter seinem Rücken - keine zwei Meter entfernt - ein 40-Tonner bei erlaubten 60 km/h mit schätzungsweise Tempo 90 vorbeiprescht. Hentschel hat einen gefährlichen Arbeitsplatz. Er ist Mitarbeiter der Firma Mageba, die derzeit auf der A 70 zwischen Neudrossenfeld und dem Autobahn-Dreieck Bayreuth/Kulmbach eine Sanierungsmaßnahme durchführt.


300.000 Euro Schaden

Der 38-Jährige ist auf der Baustelle im Einsatz, auf der sich vor einer Woche ein schwerer Unfall ereignet hat. Ein Lkw-Fahrer war in der Nacht offenbar ungebremst erst gegen einen Pannen-Laster und den dazugehörigen Abschleppwagen gerast. 200 Meter weiter beschädigte er Baustellen-Fahrzeuge und blieb dann an zwei Schrottcontainern hängen. Die Autobahn glich einem Schlachtfeld.
Schaden: über 300.000 Euro.


Ist der Fahrer eingenickt?

Ob der Mann eingenickt ist? "Die Baustellen-Warnschilder waren eigentlich nicht zu übersehen" , betont Christian Hentschel. Dass alle Arbeiter, die mit ihm Nachtschicht hatten, überlebt haben, grenzt an ein Wunder. Die meisten konnten sich durch einen beherzten Sprung zur Seite retten. Weniger Glück hatte der Mitarbeiter der Verkehrssicherungsfirma, der einen offenen Beinbruch erlitten hat.
"Der Unfall war der Horror. Wir haben im Augenwinkel gesehen, wie der Laster gegen den Abschleppwagen gekracht ist", berichtet der 38-Jährige. Den Knall hat er noch im Ohr. "Bei jedem ähnlichen Geräusch habe ich jetzt einen Kloß im Hals", sagt Hentschel, der wenige Stunden nach dem schweren Crash schon wieder auf der Autobahn stand. "Die Arbeit muss ja weitergehen."


Die ständige Gefahr

Dass man auf der Autobahn einer großen Gefahr ausgesetzt ist, das weiß auch Stefan Pfeiffer, der Leiter der Autobahnmeisterei in Thurnau. Sein 20 Mann starkes Team ist für die A 70 zuständig, sorgt für den Straßenunterhalt, führt Instandsetzungs- und Mäharbeiten durch, spült aber auch Rohrleitungen.
Auch wenn die Baustellen abgesichert sind - Verkehrsunfälle begleiten die Einsätze immer wieder. Nicht selten kollidieren Fahrzeuge mit Warnleit-Anhängern. Schwerere Verletzungen hat es laut Pfeiffer glücklicherweise in den letzten Jahren nicht gegeben.


Oft sind es Lkw-Fahrer

Warnleit-Anhänger, Warntafeln mit Blinklampen, Leitkegel... Mit vielerlei Ausschilderungen wird auf Baustellen hingewiesen. Warum es trotzdem zu Unfällen kommt? Es sind vor allem die Unachtsamtkeit der Fahrer und die nicht angepasste Geschwindigkeit, die Stefan Pfeiffer und Christian Hentschel als Hauptursachen ausgemacht haben. Nicht selten seien es Lastwagen-Fahrer, die mit zu hohem Tempo durch die Baustellen rasen. "Die rollen einfach durch", sagt Christian Hentschel.

Stefan Pfeiffer richtet eine Bitte an alle Verkehrsteilnehmer: "Bitte geht vor Baustellen runter vom Gas. Denn wir leben und arbeiten auf der Autobahn, wollen dort aber nicht sterben."